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Erwin Schrödinger - <strong>Was</strong> <strong>ist</strong> <strong>Leben</strong>? 115<br />
ken. Es gibt ja tatsächlich Phänomene, deren hervorstechendste<br />
Merkmale sichtlich unmittelbar auf dem Prinzip der »Ordnung<br />
aus Ordnung« beruhen und offenbar nichts mit stat<strong>ist</strong>ischer<br />
oder molekularer Unordnung zu tun haben.<br />
Die Ordnung des Sonnensystems, die Bewegung der Planeten,<br />
bleibt während einer fast unbegrenzten Zeit erhalten.<br />
Die Konstellation im jetzigen Zeitpunkt steht in unmittelbarer<br />
Beziehung zu der Konstellation in irgendeinem bestimmten<br />
Zeitpunkt der alten ägyptischen Geschichte ; die eine läßt<br />
sich auf die andere zurückführen und umgekehrt. Man hat<br />
h<strong>ist</strong>orische Sonnenfinsternisse genau berechnet und in enge<br />
Übereinstimmung mit den geschichtlichen Berichten bringen<br />
und in einigen Fällen sogar die überlieferte Chronologie berichtigen<br />
können. Diese Berechnungen haben nichts mit Stat<strong>ist</strong>ik<br />
zu tun; sie beruhen lediglich auf Newtons Gesetz der allgemeinen<br />
Anziehungskraft.<br />
Auch die regelmäßige Bewegung einer guten Uhr oder eines<br />
ähnlichen Triebwerkes scheint mit Stat<strong>ist</strong>ik nichts zu tun zu<br />
haben. Kurz, alle rein mechanischen Vorgänge scheinen deutlich<br />
und unmittelbar dem Prinzip der »Ordnung aus Ordnung«<br />
zu folgen. Und wenn wir »mechanisch« sagen, so müssen wir<br />
dieses Wort in sehr weitem Sinne fassen. Bekanntlich arbeitet<br />
eine sehr praktische Art von Uhren aufgrund der regelmäßigen<br />
Übertragung elektrischer Impulse aus dem Kraftwerk.<br />
Ich erinnere mich an eine interessante, kleine Schrift von<br />
Max Planck, Dynamische und Stat<strong>ist</strong>ische Gesetzmäßigkeit.<br />
Seine Unterscheidung deckt sich genau mit derjenigen, welche<br />
wir hier zwischen »Ordnung aus Ordnung« und »Ordnung aus<br />
Unordnung« trafen. Gegenstand dieser Arbeit war der Nachweis,<br />
daß die interessante Gattung der stat<strong>ist</strong>ischen Gesetze, die<br />
die großmaßstäblichen Vorgänge beherrschen, von den »dynamischen«<br />
Gesetzen herzuleiten <strong>ist</strong>, die, wie man annimmt,<br />
die kleinmaßstäblichen Vorgänge (die Wechselwirkung von<br />
Atomen und Molekülen) lenken. Zur Erläuterung der letzteren<br />
Gattung sind großmaßstäbliche mechanische Phänomene<br />
angeführt, wie die Bewegung der Planeten oder einer Uhr u.<br />
dgl.