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Erwin Schrödinger - <strong>Was</strong> <strong>ist</strong> <strong>Leben</strong>? 24<br />
Selbst wenn ich damit recht haben sollte, weiß ich doch<br />
nicht, ob meine Art des Vorgehens wirklich die beste und einfachste<br />
<strong>ist</strong>. Aber, kurz gesagt, es <strong>ist</strong> die meine. Ich war selbst<br />
der »unvoreingenommene Physiker«. Und ich könnte keinen<br />
besseren oder sichereren Weg zu unserem Ziele finden als<br />
meinen eigenen Zickzackweg.<br />
4. Warum sind die Atome so klein?<br />
Um die »Vorstellungen des unvoreingenommenen Physikers«<br />
herauszuarbeiten, <strong>ist</strong> es praktisch, von der etwas sonderbaren,<br />
beinahe lächerlichen Frage auszugehen: Warum sind die<br />
Atome so klein? Sie sind in der Tat sehr klein. Jeder kleine<br />
Gebrauchsgegenstand des Alltags enthält eine gewaltige Menge<br />
Atome. Viele Beispiele wurden ersonnen, um diese Tatsache<br />
den Zuhörern möglichst nachdrücklich einzuprägen. Keines<br />
aber <strong>ist</strong> eindrücklicher als das von Lord Kelvin: Nehmen wir<br />
einmal an, daß man alle in einem Glas <strong>Was</strong>ser enthaltenen<br />
Moleküle mit einem Kennzeichen versehen könnte. Dann<br />
leere man das Glas in den Ozean aus und rühre diesen um<br />
und um, bis die gezeichneten Moleküle gleichmäßig auf alle<br />
sieben Weltmeere verteilt sind. Und wenn man dann irgendwo<br />
aus einem der Meere ein Glas <strong>Was</strong>ser schöpfte, dann würde<br />
man darin immer noch ungefähr hundert gekennzeichnete<br />
Moleküle finden*. Die wirklichen Größen** der Atome liegen<br />
ungefähr zwischen 1 / 5000 und 1 / 2000 der Wellenlänge des gelben<br />
* Selbstverständlich würde man nicht genau 100 vorfinden (auch wenn dies das<br />
exakte Resultat der Berechnung wäre). Es können z. B. 88, 95, 107 oder 112<br />
sein; sehr unwahrscheinlich so wenig wie etwa 50 oder so viel wie z.B. 150. Eine<br />
»Abweichung« oder »Schwankung« von der Größenordnung der Quardratwurzel<br />
von 100, also von 10, <strong>ist</strong> zu erwarten. Der Stat<strong>ist</strong>iker drückt dies mittels der<br />
Feststellung aus, daß man 100 ± finden würde. Für den Augenblick können wir<br />
diesen Umstand außer Acht lassen, er wird uns aber später als Beispiel des sta-<br />
t<strong>ist</strong>ischen n-Gesetzes<br />
wieder beschäftigen.<br />
** Nach den heutigen Vorstellungen besitzt ein Atom keine scharfe Begrenzung.<br />
Die »Größe« eines Atoms <strong>ist</strong> also kein besonders gut definierter Begriff. Wir<br />
wollen sie mit der Entfernung zwischen den Atommittelpunkten in Festkörpern<br />
oder Flüssigkeiten gleichsetzen (man könnte auch von »ersetzen« sprechen); die<br />
Entfernungen in Gasen fallen natürlich außer Betracht, da sie dort unter Normaldruck<br />
und -temperatur ungefähr zehnmal größer sind.