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Was ist Leben - Online Media Server

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Erwin Schrödinger - <strong>Was</strong> <strong>ist</strong> <strong>Leben</strong>? 72<br />

Untersuchung bestätigt, daß das die Mutation verursachende<br />

Einzelereignis eine Ionisierung (oder ein ähnlicher Prozeß)<br />

innerhalb eines »kritischen« Volumens der Keimzelle <strong>ist</strong>. Wie<br />

groß <strong>ist</strong> dieses kritische Volumen bemessen? Es läßt sich<br />

durch die folgende Erwägung auf Grund der Mutationsziffer<br />

abschätzen: Wenn eine Dosierung von 50000 Ionen pro Kubikzentimeter<br />

jeder einzelnen Gamete, die sich im bestrahlten<br />

Bereich findet, eine Aussicht von nur 1:1000 auf eine Mutation<br />

der genannten Art bietet, so schließen wir, daß das kritische<br />

Volumen, das »Ziel«, das durch eine Ionisierung »getroffen«<br />

werden muß, damit diese Mutation auftritt, nur 1 / 1000 eines<br />

Fünfzigtausendstels eines Kubikzentimeters, d. h. ein Fünfzigmillionstel<br />

eines Kubikzentimeters, <strong>ist</strong>. Diese Zahlen sind nicht<br />

die richtigen, sie sind nur zur Veranschaulichung gewählt. Für<br />

die wirkliche Schätzung folgen wir Delbrück in einem Aufsatz<br />

von Delbrück, N. W. Timoféeff und K. G. Zimmer*, der ebenfalls<br />

die hauptsächlichste Quelle der in den zwei folgenden<br />

Kapiteln darzulegenden Theorie sein wird. Delbrück berechnet<br />

das durchschnittliche Volumen als dasjenige eines Würfels<br />

von etwa 10 Atomd<strong>ist</strong>anzen Seitenlänge, der also nur etwa<br />

10 3 = 1000 Atome enthält. Die einfachste Interpretation dieses<br />

Resultates lautet, daß eine deutliche Chance, jene Mutation<br />

zu erzeugen, dann vorhanden <strong>ist</strong>, wenn eine Ionisierung (oder<br />

Reizwirkung) nicht weiter als ungefähr »10 Atome weg« von<br />

einer bestimmten Stelle im Chromosom stattfindet. Wir werden<br />

dies sofort eingehender besprechen.<br />

Der Bericht von Timoféeff enthält einen praktischen Hinweis,<br />

den zu erwähnen ich mich nicht enthalten kann, obschon<br />

er eigentlich keine Bedeutung für unsere jetzige Untersuchung<br />

besitzt. Im modernen <strong>Leben</strong> gibt es viele Gelegenheiten, bei<br />

denen ein menschliches Wesen Röntgenstrahlen ausgesetzt<br />

werden muß. Die unmittelbar damit verbundenen Gefahren,<br />

wie Verbrennungen, Röntgenstrahlen-Krebs, Sterilisation, sind<br />

wohlbekannt, und vor allem werden Krankenschwestern und<br />

* Nachr. a. d. Biologie d. Ges. d. Wiss. Göttingen I, 1935, p. 189.

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