Was ist Leben - Online Media Server
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Erwin Schrödinger - <strong>Was</strong> <strong>ist</strong> <strong>Leben</strong>? 55<br />
(Zuchtexperimente) und die andere auf zytologischer Grundlage<br />
(direkte mikroskopische Untersuchung). Im Prinzip <strong>ist</strong><br />
die erste ziemlich einfach. Wenn wir in der oben beschriebenen<br />
Weise im Chromosom den Sitz einer beträchtlichen<br />
Anzahl von verschiedenen (großmaßstäblichen) Merkmalen (z.<br />
B. der Fliege Drosophila) innerhalb eines bestimmten Chromosomenfadens<br />
bestimmt haben, brauchen wir nur die gemessene<br />
Länge dieses Chromosomenfadens durch die Zahl der<br />
Merkmale zu dividieren und mit dem Querschnitt zu multiplizieren,<br />
um die gewünschte Schätzung zu erhalten. Denn<br />
wir werden selbstverständlich nur solche Merkmale als voneinander<br />
verschieden zählen, die gelegentlich durch »Crossing-over«<br />
getrennt werden und somit nicht auf die gleiche<br />
(mikroskopische oder molekulare) Struktur zurückzuführen<br />
sind. Andererseits <strong>ist</strong> es klar, daß unsere Schätzung nur eine<br />
Maximalgröße angeben kann, da die Zahl der durch genetische<br />
Analyse isolierten Merkmale mit dem Fortschreiten der Untersuchungen<br />
ständig zunimmt.<br />
Die andere Schätzung beruht zwar auf der mikroskopischen<br />
Untersuchung, <strong>ist</strong> aber in Wirklichkeit weit weniger direkt.<br />
Bestimmte Zellen der Drosophila, nämlich diejenigen ihrer<br />
Speicheldrüsen, sind aus irgend einem Grunde mitsamt ihren<br />
Chromosomen außerordentlich vergrößert. In diesen erkennt<br />
man deutlich ein enges Muster von dunklen Streifen quer zum<br />
Faden (siehe Tafel IV). Wie C. D. Darlington bemerkt, <strong>ist</strong> die<br />
Zahl dieser Querstreifen (2000 in dem von ihm angeführten<br />
Falle) zwar beträchtlich größer als die Zahl der in diesem Chromosom<br />
durch Zuchtexperimente lokalisierten Gene, sie bewegt<br />
sich aber doch noch ungefähr in der gleichen Größenordnung.<br />
Darlington möchte diese Streifen als die eigentlichen Gene<br />
(oder Gentrennungen) betrachten. Durch Division der Länge<br />
des Chromosoms – in einer Zelle normaler Größe gemessen –<br />
durch die Zahl der Streifen (2000) berechnet er das Volumen<br />
eines Gens auf einen Würfel mit einer Seitenlänge von 300 ÅE.<br />
Im Hinblick auf die Grobheit der Schätzungsmethode können<br />
wir dies als die ebenfalls mittels der ersten Methode erhaltene<br />
Größe betrachten.