Was ist Leben - Online Media Server
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Erwin Schrödinger - <strong>Was</strong> <strong>ist</strong> <strong>Leben</strong>? 47<br />
Hälfte seiner Erbschaft der Mutter, die andere dem Vater. Daß<br />
sich oft die eine Linie gegenüber der anderen durchzusetzen<br />
scheint, beruht auf Gründen, auf die wir später zurückkommen<br />
werden. (Das Geschlecht selber <strong>ist</strong> selbstverständlich das einfachste<br />
Beispiel einer solchen Vorherrschaft der einen Linie.)<br />
Wenn man den Ursprung seiner Erbschaft aber bis zu den<br />
Großeltern zurückverfolgt, so liegt der Fall anders. Richten wir<br />
die Aufmerksamkeit auf meinen väterlichen Chromosomensatz,<br />
besonders auf ein bestimmtes Chromosom, zum Beispiel<br />
Nr. 5. Es <strong>ist</strong> ein getreues Ebenbild der Nr. 5, welche mein Vater<br />
von seinem Vater, oder der Nr. 5, die er von seiner Mutter erhalten<br />
hat. Die Entscheidung fiel – bei gleichen Aussichten für<br />
beide – bei der Reduktionsteilung, die im November 1886 im<br />
Körper meines Vaters vor sich ging und zur Bildung des Spermatozoons<br />
führte, das dann einige Tage später meine Zeugung<br />
bewirkte. Genau das gleiche ließe sich von den Chromosomen<br />
2, 3, ... 24 meines väterlichen Satzes und mutatis mutandis von<br />
jedem einzelnen meiner mütterlichen Chromosomen sagen.<br />
Im übrigen sind alle 48 Ergebnisse völlig unabhängig voneinander.<br />
Selbst wenn bekannt wäre, daß mein väterliches Chromosom<br />
Nr. 5 von meinem Großvater Josef Schrödinger kam,<br />
so hätte Nr. 7 immer noch die gleiche Chance, entweder auch<br />
von ihm oder aber von seiner Frau Marie, geborene Bogner, zu<br />
stammen.<br />
18. »Crossing-over«: Sitz der Merkmale<br />
Die Aufteilung des großväterlichen Erbes unter die Nachkommen<br />
<strong>ist</strong> aber noch weit mehr dem reinen Zufall unterworfen,<br />
als man nach der obigen Darstellung meinen könnte, bei der<br />
stillschweigend vorausgesetzt oder sogar ausdrücklich behauptet<br />
wurde, daß ein bestimmtes Chromosom entweder vom<br />
Großvater oder von der Großmutter stamme, daß also die<br />
einzelnen Chromosomen ungeteilt weitergegeben würden. In<br />
Wirklichkeit <strong>ist</strong> das aber nicht oder nicht immer der Fall.<br />
Bevor sie durch die Reduktionsteilung (beispielsweise durch