Was ist Leben - Online Media Server
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Erwin Schrödinger - <strong>Was</strong> <strong>ist</strong> <strong>Leben</strong>? 117<br />
Nennen wir sie dynamisch, so richten wir unsere Aufmerksamkeit<br />
auf den regelmäßigen Gang, der von einer verhältnismäßig<br />
schwachen Feder bewirkt wird, welche die kleinen durch die<br />
Wärmebewegung verursachten Störungen überwindet, so daß<br />
wir sie unbeachtet lassen können. Erinnern wir uns jedoch,<br />
daß die Uhr ohne Feder infolge des Reibungswiderstandes<br />
allmählich zum Stillstand kommt, so finden wir, daß dieser Vorgang<br />
nur als stat<strong>ist</strong>isches Phänomen verstanden werden kann.<br />
Wie unbedeutend vom praktischen Gesichtspunkte aus die<br />
Wirkung der Reibung und Erwärmung in einer Uhr auch sein<br />
mag, so gibt doch zweifellos die stat<strong>ist</strong>ische Auffassung, welche<br />
sie nicht vernachlässigt, die bessere Grundlage ab, auch dann,<br />
wenn es sich um den regelmäßigen Gang einer Uhr handelt,<br />
die von einer Feder angetrieben wird. Man darf nämlich nicht<br />
etwa glauben, daß der Antriebsmechanismus wirklich die stat<strong>ist</strong>ische<br />
Natur des Vorganges aufhebe. Das wahre physikalische<br />
Bild rechnet ebenfalls mit der Möglichkeit, daß auch eine<br />
regelmäßig laufende Uhr plötzlich ihren Gang umkehren und<br />
im Rückwärtsgang ihre eigene Feder aufziehen könnte – auf<br />
Kosten der Wärme ihrer Umgebung. Ein solcher Vorgang <strong>ist</strong><br />
lediglich »noch etwas unwahrscheinlicher« als ein »Brownscher<br />
Anfall« einer Uhr ohne Triebwerk.<br />
68. Das Uhrwerk <strong>ist</strong> doch stat<strong>ist</strong>isch<br />
Wir wollen einmal einen Überblick geben. Der soeben besprochene<br />
»einfache« Fall <strong>ist</strong> typisch für viele andere – nämlich für<br />
all die Fälle, die sich dem allumfassenden Prinzip der Molekularstat<strong>ist</strong>ik<br />
zu entziehen scheinen. Ein Uhrwerk aus realer<br />
stofflicher Materie <strong>ist</strong> im Gegensatz zu einem nur in der Einbildungskraft<br />
bestehenden kein echtes »Uhrwerk«. Das Zufallsmoment<br />
mag mehr oder weniger zurückgedrängt, die Wahrscheinlichkeit,<br />
daß die Uhr plötzlich ganz falsch geht, unendlich<br />
klein sein, im Hintergrund <strong>ist</strong> sie aber immer da. Sogar<br />
bei der Bewegung der Himmelskörper fehlen unumkehrbare<br />
Einflüsse von Reibungs- und Wärmevorgängen nie ganz. So