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Bildungsprozesse zwischen Familie und Ganztagsschule

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ist. Die Bandbreite anhand der untersuchten Schulkonzepte reicht dabei<br />

von einer Beteiligung der Eltern als Erziehungspartner (Schule A) bis hin zu<br />

einer Ergänzung von <strong>Familie</strong>naufgaben sowohl aufgr<strong>und</strong> von Unterstützungsbedarf<br />

bei der schulischen Betreuung (Schule B) als auch aufgr<strong>und</strong><br />

von strukturellen Engpässen hinsichtlich der Vereinbarkeit von <strong>Familie</strong> <strong>und</strong><br />

Beruf (Schule C). Damit wird die <strong>Familie</strong> in ihrer Erziehungs- <strong>und</strong> Bildungsverantwortung<br />

zwar ernstgenommen, eine systematische Einbindung<br />

in das Ganztagsschulgeschehen erfolgt jedoch nicht.<br />

Erste Ansätze dahingehend zeigen sich bereits in der geb<strong>und</strong>enen <strong>Ganztagsschule</strong><br />

(Schule A), die sowohl die politische als auch ehrenamtliche Mitarbeit<br />

der Eltern als Zeichen einer gemeinsamen Erziehungsverantwortung<br />

definiert. Es fehlt jedoch im Sinne des wissenschaftlichen Beirats für <strong>Familie</strong>nfragen<br />

(2006) auch hier an konzeptionellen Ideen der Bildungsbeteiligung<br />

der <strong>Familie</strong> als gleichberechtigter Bildungsort im Schulalltag.<br />

5.2.4.3 Potenziale <strong>und</strong> Grenzen der Ganztagsbildung in der Praxis<br />

Neben dem konzeptionellen bzw. kommunikativen Wissen von „Ganztagsbildung“<br />

in der Schule vermitteln die Beobachtungen im Freizeitalltag der<br />

<strong>Ganztagsschule</strong> ein „konjunktives Wissen“ (Bohnsack 2003a, S. 561), das<br />

sich in der konkreten Handlungspraxis dokumentiert. Von Interesse sind<br />

dabei die spezifischen Effekte <strong>und</strong> Strukturen von Ganztagsbildung im<br />

Rahmen der Freizeitaktivitäten (inklusive der Hausaufgabenzeit). Die Beobachtungen<br />

in allen drei Schulen verdeutlichen anschaulich, dass informelles<br />

Lernen stattfindet. Es ist durch folgende Merkmale gekennzeichnet:<br />

a) Informelles Lernen kann sowohl pädagogisch unterstützt als auch unstrukturiert<br />

ablaufen. (Schule A, B, C)<br />

b) Informelles Lernen kann zur Erfahrung von Selbstwirksamkeit beitragen.<br />

(Schule A, B, C)<br />

c) Informelles Lernen ist anschlussfähig an inner- <strong>und</strong> außerschulische<br />

Peer-Aktivitäten. (Schule A <strong>und</strong> C)<br />

d) Informelles Lernen ist anschlussfähig an die Lernerfahrungen im Unterricht<br />

(Schule A).<br />

Diese Merkmale stehen für ein reflexiv geb<strong>und</strong>enes, informelles Lernen, das<br />

intentional-selbstbestimmt von den Jugendlichen initiiert wurde oder durch<br />

spontan entstandene Handlungsprobleme im Rahmen der Freizeitaktivität<br />

hervorgerufen wurde. Als solches kann das informelle Lernen Erfahrungen<br />

der Selbstwirksamkeit befördern oder Transferleistungen <strong>zwischen</strong> informellen<br />

<strong>und</strong> formellen Lernkontexten ermöglichen. Um solche Wirkungen<br />

des informellen Lernens systematisch zu befördern, muss die Ganztagsbildung<br />

die dafür geeigneten Rahmenbedingungen schaffen. Die Beobachtungen<br />

im Ganztagsschulalltag zeigen dafür zwei Praktiken auf. Das ist zum<br />

einen die pädagogischen Unterstützung, die die Lösung des Problems bzw. die<br />

Bestimmung des Lernziels nicht vorgibt, sondern der Schülerin oder dem<br />

Schüler selbst überlässt. Zum anderen sind damit Formen des Peer-Learnings<br />

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