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Bildungsprozesse zwischen Familie und Ganztagsschule

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These I: Kooperation zur Stärkung der Erziehungsverantwortung<br />

Zusammenfassend lässt sich daher für die erste Begründungslinie festhalten,<br />

dass eine Ganztagsbildung, die sich als Werterziehung im humanistischen<br />

Sinn begreift, zugleich Fragen der Elternbeteiligung an der Erziehung<br />

<strong>und</strong> Fragen der eigenen Erziehungsrolle zu klären hat. Dies, so ist<br />

anzunehmen, gelingt nur durch eine intensivierte Dialogbereitschaft vonseiten<br />

aller beteiligten Akteure: Eltern, Pädagogen <strong>und</strong> SchülerInnen. Die<br />

Chance der <strong>Ganztagsschule</strong>, die Eltern neben der Erziehungsverantwortung<br />

auch in ihrer Bildungsverantwortung zu stärken, bleibt unberücksichtigt.<br />

Die zweite Begründungslinie für die Ganztagsbildung, wie sie im Folgenden<br />

vorgestellt wird, folgt einer Defizitperspektive auf jugendspezifische gesamtgesellschaftliche<br />

Entwicklungen:<br />

„Konzentration will gelernt sein! Die Kinder der TV-, Video- <strong>und</strong><br />

Computerspielgeneration sind durch die enorme Reizüberflutung oft<br />

nicht mehr in der Lage, dem Unterricht über längere Zeit zu folgen.<br />

Dieser Mangel an Konzentrationsfähigkeit kann Stress sowie Schul-<br />

<strong>und</strong> Versagensängste auslösen. Ganztagsunterricht ist an unseren<br />

Schulen die Lösung für die Klassen 5 mit 9, <strong>und</strong> zwar Montag bis<br />

Freitag von 8.10 Uhr bis 16.35 Uhr.“<br />

Diese Argumentation hebt sowohl auf eine durch die Medien geprägte zeitdiagnostische,<br />

defizitäre Sicht auf die Generation der Jugend ab als auch auf<br />

eine medienpädagogisch-kritische Perspektive. Das heißt, die Schule sieht<br />

sich mit einer Schülerklientel konfrontiert, die Konzentrationsschwierigkeiten<br />

hat. Diese wiederum sind bedingt durch deren Medienkonsum. Die Argumentation<br />

der Schule basiert demnach auf einem Verständnis schulkontraproduktiver,<br />

außerschulischer Freizeitgestaltung, das implizit bleibt. Im<br />

Schulkontext werden die Folgen dieser Freizeitgestaltung als mangelnde<br />

Konzentrationsfähigkeit evident <strong>und</strong> zum Problemfall, wenn damit psychische<br />

Probleme einhergehen (wie z.B. „Stress“ oder „Schul- <strong>und</strong> Versagensängste“.<br />

These II: Ausgleich <strong>und</strong> Prävention gesellschaftlich bedingter Entwicklungsdefizite<br />

Indem sich die <strong>Ganztagsschule</strong> ein pädagogisches Gegenkonzept zu einer<br />

gesellschaftlich umfassenden <strong>und</strong> vor allem die Jugendphase betreffenden<br />

Freizeitkultur entwirft, übernimmt sie zweierlei Funktionen: Sie will einerseits<br />

als präventive Maßnahme gegenüber den negativen Folgen einer<br />

durch Medien geprägten Freizeitkultur verstanden werden. Andererseits<br />

präsentiert sie sich als „Lösung“ für einen besseren Lernerfolg. Der Sozialcharakter<br />

des Ganztagskonzeptes wird damit gleichzeitig dem Leistungsprimat<br />

der Schule unterstellt.<br />

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