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Bildungsprozesse zwischen Familie und Ganztagsschule

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Obwohl im Falle des Beach-Volleyballs ein gemeinsames Freizeitinteresse<br />

besteht, wird dieser Freizeitsport nicht regelmäßig betrieben. Die Ursache<br />

dafür liegt in der sozialen Funktion begründet, welche die Mutter dem<br />

Sport als gemeinsame Freizeitaktivität zuschreibt. Mit einer gemeinsamen<br />

Praxis verbindet sie eine Orientierung auf „Kommunikation“ <strong>und</strong> Austausch.<br />

Damit wird der gemeinsame Freizeitsport als gleichrangig mit anderen<br />

Freizeitaktivitäten betrachtet, z.B. Kino oder die alltäglichen Abend-<br />

<strong>und</strong> Morgenrituale.<br />

Im Vergleich zur Vater-Sohn-Praxis zeigt sich, dass die gemeinsame<br />

Freizeitpraxis ebenfalls der wechselseitigen Bestätigung der Mutter-Tochter-<br />

Beziehung dient. Sie ist jedoch weitaus stärker auf den persönlichen kommunikativen<br />

Austausch gerichtet als bei den Vater-Sohn-Freizeitaktivitäten<br />

<strong>und</strong> wird tendenziell weniger als geschlechtsspezifische Praxis definiert.<br />

5.3.4 Medien: Fitnessspiele am PC als Simulation praktizierter Freizeit<br />

Sport ist durch den Einfluss der Medien „nahezu zu einer gesellschaftlichen<br />

Norm geworden, die für ges<strong>und</strong>heitliches Wohlbefinden. Leistungsfähigkeit<br />

<strong>und</strong> Erfolg steht“ (Wahler et al. 2004, S. 32f.). Ungeklärt ist jedoch, welche<br />

Rolle die Medien selbst im Freizeitsport spielen. Wie unsere Bef<strong>und</strong>e zeigen,<br />

sind computerunterstützte Sportsimulationen am PC oder Fernseher<br />

längst in die Kinder- <strong>und</strong> Wohnzimmern eingezogen. Dabei tragen diese<br />

Medien in erster Linie zu einer zeitlich <strong>und</strong> räumlich flexiblen Freizeitpraxis<br />

bei, ohne die bisherige Freizeitpraxis zu ersetzen. Das illustrieren folgende<br />

Fälle:<br />

114<br />

Interviewerin: „Okay <strong>und</strong> du hast gesagt du machst gerne dieses Fitness<br />

Programm also dieses Wii Fit?“<br />

Liana H. (GGS): „Also meistens so <strong>zwischen</strong> 18.00 <strong>und</strong> 19.00 Uhr ja<br />

so also nicht direkt wenn ich nach Hause gekommen bin aber auch<br />

nicht so also so //I: Hm// meistens war ich dann erst mal so ein<br />

bisschen hier hab mit der Mama geredet <strong>und</strong> so <strong>und</strong> dann bin ich<br />

hoch gegangen <strong>und</strong> hab angefangen <strong>und</strong> einmal hab ich ´s sogar also<br />

am Wochenende auch mal so echt länger gemacht so zwei St<strong>und</strong>en<br />

oder so also natürlich mit Pausen aber mich da so richtig ausgepowert<br />

Yoga erst dann hab ich Joggen <strong>und</strong> dann Boxen <strong>und</strong> alles<br />

so <strong>und</strong> dann war ich halt mal so richtig weil die Mama war nicht da<br />

<strong>und</strong> dann war ich so richtig ausgepowert das war ganz gut.“<br />

Während Liane H. den Sport vor dem PC vor allem wochentags nach der<br />

Schule praktiziert, besitzt doch diese Freizeitbeschäftigung in ihrer Perspektive<br />

eine nachrangige Bedeutung. Priorität wird dem Austausch mit der<br />

Mutter eingeräumt. Das kommt vor allem am Wochenende zum Tragen,<br />

wenn der Sport vor dem PC zum Ausnahmefall wird („weil die Mama war<br />

nicht da“). Im Gegensatz zu Liane H. stellt im Fall von Fabian G. dasselbe<br />

Sportprogramm eine nahezu regelmäßige Freizeitbeschäftigung mit dem<br />

Vater unter der Woche dar. Das Programm eröffnet so die Möglichkeit,<br />

jenen Sport auch zu Hause <strong>und</strong> zusammen zu spielen, der sonst am Wochenende<br />

tatsächlich auf dem Sportplatz ausgeübt wird. Das computergestützte<br />

Sportprogramm erweist sich ferner als eine beliebte Aktivität mit<br />

den Fre<strong>und</strong>en.

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