Bildungsprozesse zwischen Familie und Ganztagsschule
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5.4.3 Alltägliche Lebensführung <strong>und</strong> Wohlbefinden<br />
Vor diesem Hintergr<strong>und</strong> einer alltäglichen Lebensführung jugendlicher<br />
GanztagsschülerInnen, die in hohem Maße – insbesondere im Bereich des<br />
Freizeitsports – durch <strong>Ganztagsschule</strong> oder den Sportverein geprägt ist<br />
bzw. durch eine institutionalisierte Freizeit, stellt sich die Frage nach dem<br />
Wohlbefinden. Sie zielt dabei nicht auf einen rein rechnerischen Ausgleich<br />
von Aktivitäts- <strong>und</strong> Regenerationszeiten ab, sondern ist im Rahmen der<br />
Online-Tagebuch-Erhebung offen angelegt: Indem die Jugendlichen zu<br />
einer Einschätzung ihrer Tagesstimmung aufgefordert wurden („Wie geht<br />
es Dir heute?“), konnten sowohl eigene Erklärungszusammenhänge der<br />
Jugendlichen aufgegriffen als auch die Antworten systematisiert <strong>und</strong> in Beziehung<br />
zum Tagesgeschehen gesetzt werden. 63 Die Auswertungen lassen<br />
erste Zusammenhänge <strong>zwischen</strong> Wohlbefinden <strong>und</strong> Tagesablauf sowie <strong>zwischen</strong><br />
Wohlbefinden <strong>und</strong> den Lernerfahrungen erkennen. Dabei wurde auf<br />
schulform- <strong>und</strong> geschlechtsspezifische Unterschiede <strong>und</strong> Gemeinsamkeiten<br />
geachtet.<br />
5.4.3.1 Zeitstruktur <strong>und</strong> Wohlbefinden<br />
Betrachtet man die Wochenverläufe in Abhängigkeit vom Wohlbefinden,<br />
dann ist zu fragen, inwiefern das Wohlbefinden Einfluss auf die Tagesstruktur<br />
nimmt <strong>und</strong> umgekehrt die Tagesstruktur Einfluss auf das Wohlbefinden.<br />
Die Analyseergebnisse zeigen einerseits, dass die <strong>Ganztagsschule</strong> durch ihre<br />
Anforderungen – seien es Leistungstests, die Notengebung oder St<strong>und</strong>enregulierung<br />
sowie die Hausaufgabenvergabe – sehr wohl das Wohlbefinden<br />
negativ oder positiv beeinflussen kann. Denselben vor allem positiven Effekt<br />
haben andererseits die Verfügbarkeit über freie Zeit <strong>und</strong> ein kompetenter<br />
Umgang mit Zeitressourcen. Diese Ergebnisse werden im Folgenden als<br />
Thesen vorgestellt <strong>und</strong> näher erläutert:<br />
These 1<br />
Die Ganztagsschulanforderungen <strong>und</strong> das Wohlbefinden stehen in<br />
Wechselwirkung miteinander. Während Hausaufgaben, Lernen für Schulleistungstest<br />
oder schlechte Noten negative Effekte auf das Wohlbefinden<br />
im Alltag haben können, wirken sich gute Noten, die Bewältigung der<br />
Schulanforderungen, ein positives Schulklima, außerreguläre verkürzte<br />
Schulzeiten positiv auf das Wohlbefinden aus.<br />
Bei den Jungen des geb<strong>und</strong>enen Ganztagsgymnasiums (GGGym.) kommt die Wechselwirkung<br />
<strong>zwischen</strong> Tagesstruktur <strong>und</strong> Wohlbefinden folgendermaßen zum<br />
Ausdruck. Bei schlechtem Wohlbefinden wird der alltägliche Tagesablauf<br />
63 Eine Systematisierung erfolgte nach sehr gutem, gutem <strong>und</strong> schlechtem Wohlbefinden: Anga-<br />
ben in der Form wie „mir geht es super heute“ oder „bestens“ wurden der Kategorie sehr gutes<br />
Wohlbefinden zugeordnet, während Angaben wie „ok“ oder „relativ gut“ als gutes Wohlbefin-<br />
den definiert wurden. Zu einem schlechten Wohlbefinden zählen Angaben wie „Ich bin ein<br />
bisschen gestresst“ oder „Ich hab Bauchschmerzen, d.h. nicht so toll“. In der Mehrzahl der Fäl-<br />
le wurden jedoch die Begriffe wie „gut“, „sehr gut“ <strong>und</strong> „schlecht“ von den SchülerInnen se lbst<br />
verwendet.<br />
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