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Bildungsprozesse zwischen Familie und Ganztagsschule

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des wohlfahrtsstaatlichen Sicherungs-, Betreuungs-, <strong>und</strong> Bildungssystems<br />

(vgl. Jurczyk/Rerrich 1993). Infolgedessen weisen sowohl die räumliche<br />

<strong>und</strong> die zeitliche als auch die soziale Dimension der Verschränkung geschlechtsspezifische<br />

18 Züge auf: Zum Beispiel sind es häufiger Frauen, die<br />

zugunsten der Erwerbsverläufe der Männer einen Wohnorts- <strong>und</strong> damit<br />

bedingten Arbeitsplatzwechsel akzeptieren (vgl. Jürgens 2001, S. 42) <strong>und</strong> im<br />

Falle von Kindern prozentual häufiger einer Teilzeitbeschäftigung nachgehen,<br />

während die Väter weiterhin vollzeit arbeiten (vgl. Rost et al. 2003, S.<br />

44f.). Gleichermaßen verbleibt der größte Anteil der <strong>Familie</strong>n- <strong>und</strong> Hausarbeit<br />

den Frauen (vgl. Jürgens 2001, S. 43, 51). Wenn es auch in diesem Bereich<br />

zu tendenziell arbeitsteiligen Arrangements kommt, so ist eine Umkehr<br />

der traditionellen Geschlechtsrollen relativ selten (vgl. Oberndorfer/Rost<br />

2005, S. 57). Schließlich sind es wiederum die Frauen, die soziale<br />

Netzwerke aufbauen <strong>und</strong> pflegen (vgl. Jürgens 2001, S. 45). Ob es einem<br />

Paar gelingt, die <strong>Familie</strong> <strong>und</strong> Beruf im Sinne einer Verschränkung der individuellen<br />

Lebensführungen zu vereinbaren, hängt jedoch auch in entscheidendem<br />

Maß davon ab, welche materiellen <strong>und</strong> sozialen Ressourcen es aktivieren<br />

kann. Die Verschränkung der individuellen Lebensführungen in der<br />

Alltagspraxis <strong>und</strong> durch eine gemeinsame Sinngebung ist letztlich jedoch<br />

notwendig, um deren Leistungsfähigkeit – auch für die Gesellschaft – aufrechtzuerhalten.<br />

Vor diesem Hintergr<strong>und</strong> stellt sich die Frage, wie Mädchen <strong>und</strong> Jungen<br />

in <strong>Familie</strong> bzw. in generations- <strong>und</strong> geschlechterdifferenten Beziehungskonstellationen<br />

eine eigene Vorstellung von Geschlechtlichkeit entwickeln.<br />

Zwar hat das Modell der geschlechtshierarchischen Arbeitsteilung angesichts<br />

der Pluralisierung von <strong>Familie</strong>n- <strong>und</strong> Haushaltsformen an normativer<br />

Verbindlichkeit verloren, es hat sich jedoch, wie gezeigt werden konnte, auf<br />

der Ebene der alltäglichen Lebensführung über weite Strecken ein geschlechtsspezifischer<br />

Modus der Arbeitsteilung erhalten. „Auch wenn für<br />

die Mehrheit der Eltern die Norm der Gleichbehandlung der Geschlechter<br />

handlungsleitend ist, müssen ergänzend zur Ebene der bewussten Einstellungen<br />

unbewusste <strong>und</strong> indirekte Interaktionen <strong>und</strong> Sozialisationsstrategien berücksichtigt<br />

werden“ (Micus-Loos/Schütze 2004, S. 357).<br />

1.3.2 Zur Lebensführung von Jugendlichen<br />

Das Konzept der alltäglichen Lebensführung wurde in den letzten Jahren<br />

unter anderem von Kirchhöfer (2000) <strong>und</strong> Lange (2001) mit der Kinder-<br />

<strong>und</strong> Jugendsoziologie verknüpft (siehe auch Zeiher/Zeiher 1994). Dies korrespondiert<br />

mit einem veränderten Jugendbegriff, der diese als aktive, eigenständige<br />

Akteure im Alltag versteht (vgl. Lüders/Mack 2001). Dies beeinflusst<br />

wiederum den sozialisationstheoretischen Diskurs (vgl. Griese/Mansel<br />

2003, S. 15), wie im Folgenden erläutert werden soll.<br />

Lange (2001) betont, dass bei Jugendlichen die <strong>Familie</strong> noch eine zentraler<br />

Rolle bezüglich alltäglicher Organisation <strong>und</strong> Sinnfindung spielt (vgl.<br />

18 Selbstverständlich prägt auch die Generationendifferenz <strong>und</strong> die darin eingelassen Machtdif fe-<br />

26<br />

renzen die konkreten Verschränkungen von individuellen Lebensführungen, für das hier vo r-<br />

gestellte Projekt <strong>und</strong> die angezielten Lernfelder ist jedoch die geschlechterbezogene Differenz<br />

die vorrangige analytische Dimension.

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