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Bildungsprozesse zwischen Familie und Ganztagsschule

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auch gesagt hab ich kann dir da nicht helfen ((Name des Schülers)) hieß<br />

der //I: hm// aber wir können versuchen dass wir hier in der Schule<br />

ein gutes Auskommen miteinander haben dass du hier ein schönes<br />

Umfeld hast (.) Und das haben wir den haben wir ganz gut hingekriegt<br />

//I: hm// der hat dann sechs Jahre Schule gemacht <strong>und</strong> ist erfolgreich<br />

im Beruf mittlerweile //I: hm// also hat es gut überstanden“<br />

(Herr Rössler, Schulleitung, GGS)<br />

Im geschilderten Fall wirkt eine zeitweise instabile <strong>Familie</strong>nsituation in die<br />

Schulsituation hinein, indem der Lehrer mit einem <strong>Familie</strong>nproblem betraut<br />

wird, das den Schüler emotional <strong>und</strong> psychisch belastet. Die Schule kann<br />

vor diesem Hintergr<strong>und</strong> nicht die <strong>Familie</strong>nsituation ändern oder versuchen,<br />

wie Herr Rössler betont, „<strong>Familie</strong>nersatz“ zu sein. Die Schule kann aber im<br />

Ausgleich zur <strong>Familie</strong>nsituation, einen Lebensraum bieten, der auf Kinder<br />

<strong>und</strong> Jugendliche sozial stabilisierend wirkt. Dazu ist es notwendig, dass die<br />

Schule Peer-Kontakte stärkt <strong>und</strong> Lehrer wie Sozialpädagogen als Ansprechpartner<br />

auch in sozialen Belangen zur Verfügung stehen. Das Ziel dieser<br />

schulischen Betreuungsleistung bleibt aber die Aufrechterhaltung der Schulfähigkeit<br />

des Schülers im Sinne einer Partizipation am Schulleben („dass wir<br />

hier in der Schule ein gutes Auskommen miteinander haben“). Eine auf die<br />

schulischen Anforderungen bezogene Erziehungsorientierung teilen auch<br />

die hauptamtlichen Betreuer <strong>und</strong> pädagogischen Leiter der offenen <strong>Ganztagsschule</strong><br />

wie folgt:<br />

„(W)ir bieten auch immer wieder so Programme an mit Klettern <strong>und</strong><br />

Tanzen <strong>und</strong> Graffiti <strong>und</strong> also Museumsbesuche […] das Angebot ist<br />

schon reichhaltig <strong>und</strong> groß ob es natürlich ähm (.) immer das ist was<br />

die Kinder wollen <strong>und</strong> sie zufrieden stellt <strong>und</strong> glücklich macht das ist<br />

eine andere Sache //I: hm// Ja <strong>und</strong> mit dem Lernen (.) sicherlich<br />

bieten wir da auch alles an <strong>und</strong> äh letzten Endes kannst du anbieten<br />

was du willst […] es kommt immer aufs Kind an ob´s das annimmt<br />

//I: ja// Also das ist halt immer so die Schwierigkeit grad der Kinder<br />

hier wo halt doch viele von allein erziehenden <strong>Familie</strong>n sind //I<br />

hm// Da hab ich jetzt einen im Kopf wo der Vater allein erziehend<br />

ist <strong>und</strong> der Sohn (2) ist halt einfach in der Phase wo er (.) das halt<br />

immer toll findet genau das Gegenteil von dem zu machen was irgendjemand<br />

von ihm erwartet //I: hm// weil er halt keine Mutter hat<br />

<strong>und</strong> keine Kompensation in der Richtung //I: hm// <strong>und</strong> da muss<br />

man halt jetzt schauen dass man ihn da durch die Klassen bringt wo<br />

er halt eben in dieser Hochpubertät ist //I: hm// <strong>und</strong> das ist also<br />

dem kannst du anbieten was du willst das lehnt er halt ab //I: hm//<br />

weil das einfach momentan cool ist […] ich mein da muss man halt<br />

hoffen dass es nicht eben seine Laufbahn kostet“ (Herr Ritter, OGS)<br />

Auch aus der Perspektive dieses Lehrers bietet die Schule ein Umfeld, in<br />

dem die SchülerInnen nicht nur vielfältige Freizeitanregungen erhalten,<br />

sondern auch Unterstützungsangebote im Lernen. Die Frage ist jedoch, ob<br />

dieses Angebot auch seine pädagogische Wirkung im Einzelfall entfalten<br />

kann. Dazu ist nach Ansicht des Lehrers eine akzeptierende Haltung des<br />

Kindes vonnöten („es kommt immer aufs Kind an ob´s das annimmt“). Mit<br />

diesem Anspruch des Lehrers an das Kind rahmt er die Situation als eine<br />

Situation, bei der es primär um Erziehungsaufgaben geht. Das Ziel pädago-<br />

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