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Bildungsprozesse zwischen Familie und Ganztagsschule

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tenzen in der selbständigen Organisation <strong>und</strong> Vereinbarkeit von <strong>Familie</strong>n-,<br />

Regenerations-, Vereins-, Peer- <strong>und</strong> Schulvorbereitungszeit abverlangt, wie<br />

sie auch für die Herstellung des <strong>Familie</strong>nalltags unter entgrenzten Erwerbsbedingungen<br />

notwendig sind (vgl. Jurczyk et al. 2009, S. 181).<br />

Im Vergleich des jugendlichen Freizeitalltags ist der <strong>Familie</strong>nalltag gegenüber<br />

dem Einfluss der <strong>Ganztagsschule</strong> relativ resistent. Das bedeutet,<br />

dass die alltäglichen <strong>Familie</strong>nzeiten sich nicht nach den Zeitvorgaben der<br />

<strong>Ganztagsschule</strong> richten <strong>und</strong> ferner keine reguläre Verlagerung in den Kontext<br />

der <strong>Ganztagsschule</strong> erfahren. In ihrem Einfluss dagegen maßgeblich<br />

sind die Arbeitszeiten der Eltern, die <strong>Familie</strong>nstruktur <strong>und</strong>, wie gezeigt<br />

werden konnte, das Freizeitverhalten im Sinne einer zunehmend institutionell<br />

regulierten Freizeit der GanztagsschülerInnen. Ähnliche Bef<strong>und</strong>e liefert<br />

auch hier die Entgrenzungsstudie: <strong>Familie</strong>n, denen unter der Woche wenig<br />

Zeit füreinander bleibt, versuchen sowohl den Sonntag als „temporale Bastion“<br />

für <strong>Familie</strong>naktivitäten aufrechtzuerhalten als auch ansonsten beiläufige<br />

Interaktionen als wertvolle Zeiten des Austauschs zu nutzen (vgl. ebd.,<br />

S. 129, 181, 328; siehe dazu auch Wehr 2009, 191f.).<br />

Zusammenfassend lässt sich im Hinblick auf das Zusammenspiel von<br />

<strong>Ganztagsschule</strong>, Verein, <strong>Familie</strong> <strong>und</strong> Peers im Wochenalltag Jugendlicher<br />

feststellen, dass es weder die <strong>Ganztagsschule</strong> ist, die sich als Zeitfalle für die<br />

Vereinbarkeit der Freizeitaktivitäten entpuppt, noch die Vereinsfreizeit.<br />

Eine problematische Vereinbarkeit auf Kosten von <strong>Familie</strong>n- <strong>und</strong> Peerzeit<br />

wurzelt – betrachtet man die Tagebuch-Daten über den Wochenverlauf –<br />

vielmehr in der Kombination <strong>und</strong> den Umfang der für Hausaufgaben, Lernen<br />

<strong>und</strong> für Vereinsfreizeit aufgewendeten Zeit. Je mehr jedoch, so ist anzunehmen,<br />

die Kontexte <strong>Ganztagsschule</strong>, Verein <strong>und</strong> <strong>Familie</strong> Anschlüsse<br />

für Peer-Aktivitäten bieten, wird Vereinbarkeit realisierbar. Damit eine Abstimmung<br />

<strong>zwischen</strong> <strong>Familie</strong>, Peers, Freizeit <strong>und</strong> Schule nicht nur am Wochenende,<br />

sondern auch unter der Woche gelingt, bietet die <strong>Ganztagsschule</strong><br />

ansatzweise für Jugendliche Unterstützung: Wie für die Realschüler der geb<strong>und</strong>enen<br />

<strong>Ganztagsschule</strong> werden dann vor allem die weitgehend unstrukturierten<br />

Bereiche des formalisierten Kontext „Schule“ attraktiv, um zusammen<br />

mit den MitschülerInnen auch nach der Schule ihre Freizeit zu<br />

verbringen. Das zeigt, dass Vereinbarkeit möglich wird, wenn die <strong>Ganztagsschule</strong><br />

Räume autonomer Freizeitgestaltung zur Verfügung stellt, die anschlussfähig<br />

an Peer-Aktivitäten sind. Das deckt sich mit den Bef<strong>und</strong>en zur<br />

Wahrnehmung der Freizeitkontexte, wie sie im vorangegangenen Kapitel<br />

dargelegt wurden. Eine Optimierung des Verhältnisses <strong>zwischen</strong> <strong>Familie</strong><br />

<strong>und</strong> Schule in der Sek<strong>und</strong>arstufe bedarf daher Lösungen, die sich als kompatibel<br />

mit dem Peer-Kontext erweisen. Die Frage, wie die Jugendlichen<br />

diese sozialen Räume in ihren Alltag integrieren, soll im Folgenden aus der<br />

Perspektive der Jugendlichen beantwortet werden. Dabei liegt der Fokus<br />

der Untersuchung auf etablierten sozialen Praktiken der Vereinbarkeit von<br />

schulischer <strong>und</strong> außerschulischer Freizeit sowie auf den ihnen zugr<strong>und</strong>eliegenden<br />

Handlungsorientierungen.<br />

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