Bildungsprozesse zwischen Familie und Ganztagsschule
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(4) Stärkung der <strong>Familie</strong>nkommunikation<br />
Die <strong>Familie</strong> als Bildungsort interessiert im Ganztagsschulkontext primär in<br />
ihrer Funktion als Unterstützung von schulischen Bildungs- <strong>und</strong> Erziehungsmaßnahmen,<br />
um ferner die Schulfähigkeit <strong>und</strong> -integration der SchülerInnen<br />
in die Schule <strong>und</strong> ihre Lebenswelt (die einem verbindlichen Wertekanon<br />
in Form der Schulordnung folgt) zu gewährleisten. Dazu bedarf es,<br />
wie die Bef<strong>und</strong>e zeigen, zum einen kommunikativer Vermittlungskompetenzen<br />
der Eltern im Gespräch mit den Jugendlichen <strong>und</strong> zum anderen<br />
Kompetenzen der Förderung von Selbständigkeit <strong>und</strong> Selbstbestimmung<br />
Jugendlicher. Dass <strong>Familie</strong>n gerade in der oftmals konfliktbelasteten Phase<br />
der Adoleszenz, bei der es um Abgrenzung bei gleichzeitiger Aufrechterhaltung<br />
von <strong>Familie</strong>nbeziehungen geht, aber auch angesichts sich wandelnder<br />
<strong>Familie</strong>nkonstellationen durch z.B. Scheidung nicht immer kontinuierlich in<br />
der Lage sind, eine im Sinne der „academic socialization“ angemessene <strong>Familie</strong>nkommunikation<br />
zu gewährleisten, ist ebenso ein Bestandteil der Bef<strong>und</strong>lage.<br />
Eine <strong>Ganztagsschule</strong>, die sich als Bildungs- <strong>und</strong> Erziehungspartner<br />
versteht, müsste Ressourcen besitzen, Eltern <strong>und</strong> Jugendliche in dieser<br />
Situation zu unterstützen, ohne ihnen die Eigenverantwortung für die Lösung<br />
der Probleme abzunehmen. Eine Umsetzung dieses Ansatzes gelingt<br />
der <strong>Ganztagsschule</strong> bereits in Einzelfällen <strong>und</strong> in denjenigen Kontexten, in<br />
denen die Schulsozialarbeit in eine institutionell verankerte Zusammenarbeit<br />
eingeb<strong>und</strong>en ist. Es besteht daher gerade im Bereich der offenen <strong>Ganztagsschule</strong><br />
Ausbaubedarf im Sinne einer konzeptionellen Verankerung <strong>und</strong><br />
Systematisierung bereits gelingender Einzelinitiativen.<br />
(5) Stärkung einer Bildungspartnerschaft mit Blick auf die Persönlichkeitsbildung<br />
Jugendlicher<br />
Während die Erziehungspartnerschaft zunehmend an Akzeptanz gewinnt,<br />
bleibt die Frage der Bildungspartnerschaft häufig auf die Frage der Verbesserung<br />
der Schulleistungen beschränkt. Entwicklungsfragen, die sich mit der<br />
Förderung von Begabungen <strong>und</strong> Talenten im Sinne einer ganzheitlichen<br />
Persönlichkeitsbildung (auch im Freizeitbereich) befassen, bleiben angesichts<br />
der Bef<strong>und</strong>e weitestgehend ausgeblendet. Kooperationen dieser Art<br />
würden die professionellen Kompetenzen <strong>und</strong> Leistungen des weiteren pädagogischen<br />
Personals, wie sie im Freizeitbereich als Vermittlung informeller<br />
Lernerfahrungen bereits zur Anwendung kommen, systematischer in die<br />
Zusammenarbeit einbinden <strong>und</strong> darüber Eltern stärker für Fragen der<br />
Kompetenzbildung ihres Kindes auch im schulischen Bereich sensibilisieren.<br />
Bislang geschieht solch ein Austausch über Kompetenzen jedoch noch<br />
weitestgehend fokussiert auf Kompetenzdefizite.<br />
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