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Interkulturelle Konflikte in Nachbarschaften und ihre Lösung durch ...

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Analyse der Konfliktbiographien<br />

ten sich vermutlich jedoch polarisierte Gefühle aufgr<strong>und</strong> ethnisch-kultureller Differenz<br />

mit <strong>durch</strong> die Konfliktdynamik auftretenden Wahrnehmungs- <strong>und</strong> Verhaltensänderungen<br />

(vgl. Schmitt 2003, S. 104).<br />

Kulturelle Unterschiede im Umgang mit dem Konflikt<br />

Die Fallbeispiele verdeutlichen, dass <strong>in</strong> der Tat e<strong>in</strong> kulturell unterschiedliches Lärmempf<strong>in</strong>den<br />

bzw. Ruhebedürfnis vorliegt. Es soll hier jedoch noch e<strong>in</strong>mal betont werden, dass<br />

das Empf<strong>in</strong>den e<strong>in</strong>er Lärmbelästigung auch von der generellen E<strong>in</strong>stellung <strong>und</strong> der<br />

Aktivität im Konflikt geprägt ist. Das heißt, die Aktiven, den Lärm Verursachenden<br />

empf<strong>in</strong>den die Lautstärke weniger stark als die Passiven. Ebenso zeigt sich am Jugendzentrumsfall,<br />

dass die den Jugendlichen wohlgesonnenen Nachbarn die Störung weniger<br />

ausgeprägt empf<strong>in</strong>den als die sowieso schon verärgerten Nachbarn.<br />

Die rechtliche Situation <strong>und</strong> der Gebrauch <strong>in</strong>formeller Machtmittel<br />

Als e<strong>in</strong>er der wichtigsten Aspekte jedoch, als conditio s<strong>in</strong>e qua non, ist die rechtliche<br />

Lage des Konflikts zu sehen. Die Wahrnehmung <strong>und</strong> Auslegung von Regeln <strong>und</strong> Normen<br />

sche<strong>in</strong>t <strong>in</strong> den Beispielfällen teilweise kulturell bed<strong>in</strong>gt zu se<strong>in</strong>, <strong>ihre</strong> Existenz stellt aber <strong>in</strong><br />

jedem Fall e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>schneidende Begrenzung der <strong>Lösung</strong>smöglichkeiten dar <strong>und</strong> würde<br />

bei e<strong>in</strong>em gerichtlichen <strong>Lösung</strong>sweg klar zu e<strong>in</strong>er Entscheidung ohne w<strong>in</strong>-w<strong>in</strong>-<strong>Lösung</strong><br />

führen. Breidenbach er<strong>in</strong>nert jedoch auch daran, dass Recht wiederum die stärkste<br />

Waffe gegen die Ausübung von Macht ist, es also nicht vergessen werden darf, dass die<br />

Rechtsordnung auch Schutz bietet (vgl. 1995, S. 78).<br />

Gerade <strong>in</strong> Nachbarschaftskonflikten geben gesetzlichen Vorgaben wie Ruhezeiten oder<br />

kommunalen Vorschriften bei der Abfallentsorgung den Rahmen vor <strong>und</strong> können als<br />

Machtmittel benutzt werden. Wie gezeigt wurde bieten sich jedoch e<strong>in</strong>e Reihe weiterer<br />

Möglichkeiten wie Unterschriftensammlungen oder Beschwerdebriefe, um Interessen zu<br />

artikulieren <strong>und</strong> Druck <strong>und</strong> Macht auszuüben. Die rechtliche Situation bedeutet damit<br />

jeweils für e<strong>in</strong>e Partei e<strong>in</strong>en Schutz <strong>ihre</strong>r Interessen <strong>und</strong> e<strong>in</strong> Macht<strong>in</strong>strument, welchem<br />

die andere Partei mit den ihr zur Verfügung stehenden Möglichkeiten an faktischer<br />

Machtausübung begegnet (Lärm machen, mit dem Kampfh<strong>und</strong> drohen, Öffentlichkeit<br />

e<strong>in</strong>beziehen etc.).<br />

Weitere wichtige Aspekte der <strong>Konflikte</strong><br />

Die Bedeutung der kulturellen <strong>und</strong> rechtlichen Faktoren wurde <strong>in</strong> den obigen Abschnitten<br />

ausgeführt. Desweiteren stellt die räumliche Lage <strong>in</strong> der Nachbarschaft e<strong>in</strong>e gr<strong>und</strong>legende<br />

Ursache für die Entstehung der <strong>Konflikte</strong> dar, <strong>durch</strong> welche sich überhaupt die<br />

Möglichkeit e<strong>in</strong>es gestört Fühlens <strong>durch</strong> Lärm, Abfall, Streitigkeiten, etc. ergibt. Die<br />

Situation wird zudem aber auch <strong>durch</strong> extreme Nähe (Jugendzentrum) oder bauliche<br />

Voraussetzungen (Gaststätte <strong>und</strong> JuZ) verschärft.<br />

Zudem spielen <strong>in</strong> allen Fällen die Gefühle der Konfliktparteien, ungerecht behandelt zu<br />

werden oder nicht mit <strong>ihre</strong>n Bedürfnissen wahrgenommen zu werden, e<strong>in</strong>e ausgeprägte<br />

Rolle. Vor allem im Fall Unterkunft tragen wohl auch persönliche Missverständnisse <strong>und</strong><br />

Kommunikationsprobleme zu e<strong>in</strong>er Eskalation des Konflikts bei.<br />

Neben solchen persönlichen Handlungsmotivationen dürfen ökonomische Beweggründe<br />

nicht unterschätzt werden. Dabei ist <strong>in</strong> Nachbarschaftsfällen stets die Problematik der<br />

Mietm<strong>in</strong>derung <strong>durch</strong> <strong>Konflikte</strong> zu berücksichtigen, die e<strong>in</strong>e Handlungsmotivation für<br />

Vermieter <strong>und</strong> Eigentümer darstellen kann, auch wenn diese sonst nicht vom Konflikt<br />

betroffen s<strong>in</strong>d.<br />

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