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Interkulturelle Konflikte in Nachbarschaften und ihre Lösung durch ...

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Nachbarschaftskonflikte<br />

Ziele der Mediation<br />

Abhängig von der Fachrichtung der Mediatoren <strong>und</strong> deren Zugehörigkeit zu e<strong>in</strong>er<br />

bestimmten Mediationsschule 29 variieren die prioritären Ziele der Mediation. So kann der<br />

Fokus unter anderem auf der <strong>Lösung</strong> für den aktuellen Konflikt, der Schaffung <strong>und</strong><br />

Förderung von sozialer Gerechtigkeit oder der Veränderung im Bewusstse<strong>in</strong> der Parteien<br />

liegen. Hösl betont zwei Punkte, die vor allem von Anhängern des Transformationsansatzes<br />

vorgebracht werden: die Bestärkung (empowerment), die eigenen Interessen,<br />

Bedürfnisse, Wünsche auszudrücken <strong>und</strong> zum anderen die Anerkennung (recognition)<br />

der gegenseitigen Interessen, Bedürfnisse, Ziele, Fertigkeiten etc. (vgl. 2004, S. 71).<br />

Konkret auf <strong>in</strong>terkulturelle Nachbarschaftskonflikte bezogen werden die folgenden<br />

Vorteile des E<strong>in</strong>satzes von Mediation gesehen:<br />

Vordr<strong>in</strong>gen zu den Konfliktwurzeln,<br />

Verbesserung des Nachbarschaftsverhältnisses für die Zukunft<br />

Entlastung der Ziviljustiz<br />

Leidens-, Kosten- <strong>und</strong> Zeitersparnis für die Konfliktbeteiligten<br />

(vgl. Kieschke 2003, S. 109)<br />

Möglichkeiten der Evaluation<br />

Die Frage nach den Ergebnissen, der Effektivität von <strong>in</strong>terkultureller Mediation drängt<br />

sich bei e<strong>in</strong>em Ansatz, der <strong>durch</strong> empirische wissenschaftliche Studien noch kaum<br />

abgesichert ist, natürlich auf. E<strong>in</strong>e Möglichkeit <strong>in</strong>terkulturelle Mediation zu evaluieren,<br />

stellt e<strong>in</strong>e Kosten-Nutzen Bilanz dar, <strong>in</strong> der die Konfliktkosten <strong>und</strong> die Kosten der <strong>Lösung</strong><br />

<strong>durch</strong> Mediation gegenübergestellt werden (vgl. Faller/ Komke 2004, S.26). Dabei ist es<br />

im Bereich <strong>in</strong>terkultureller <strong>Nachbarschaften</strong> aufgr<strong>und</strong> der Multidimensionalität <strong>und</strong> den<br />

oft im psychologisch-sozialen Bereich liegenden Auswirkungen schwieriger, die konkreten<br />

Kosten sozialer <strong>Konflikte</strong> monetär zu beziffern, als zum Beispiel <strong>in</strong> der Wirtschaftsmediation<br />

30 .<br />

Baechler skizziert für den Bereich ethnopolitischer <strong>Konflikte</strong> die sich gegenüberstehenden<br />

Ansätze der Bewertung von Ergebnissen: „Die Vertreter des ideographischen<br />

Ansatzes behaupten schlicht, dass jeder Fall anders ist <strong>und</strong> für sich betrachtet werden<br />

muss. Demnach lasse sich auch nichts S<strong>in</strong>nvolles über die Mediation generell aussagen.<br />

Demgegenüber heben die Normativisten hervor, dass ke<strong>in</strong> Disput zu vertrackt sei, um<br />

nicht von erfahrenen Mediatoren aufgr<strong>und</strong> <strong>ihre</strong>s generellen Wissens <strong>und</strong> entsprechender<br />

Kommunikationsstrategien gelöst werden zu können“ (1998, S. 65). Er verweist auf die<br />

Ergebnisse des von Bercovitch entwickelten Cont<strong>in</strong>gency Ansatzes, welcher 79 <strong>in</strong>ternationale<br />

<strong>Konflikte</strong> zwischen 1945 <strong>und</strong> 1989 untersuchte <strong>und</strong> systematisch versuchte,<br />

29 Es gibt verschiedene Schulen bzw. Philosophien bezüglich der Art Mediation zu praktizieren. Schwerpunktsetzungen<br />

variieren zwischen dem Fokus auf die <strong>Lösung</strong> des aktuellen Problems, dem E<strong>in</strong>satz von<br />

Mediation als Strategie zur Förderung sozialer Gerechtigkeit <strong>und</strong> dem Ziel, e<strong>in</strong>en weitergehenden Bewusstse<strong>in</strong>swandel<br />

zu erreichen (Transformationsschule) (vgl. Ropers 1999, S. 76f). Schramkowski spricht von<br />

siebzehn unterschiedlichen Schulen alle<strong>in</strong> <strong>in</strong> den USA (vgl. 2001, S. 58). Der Ausbilder der KiK Mediatoren <strong>in</strong><br />

München, Kurt Faller vertritt den Ansatz der Systemischen Konfliktbearbeitung. Diese Methode „konzentriert<br />

sich auf die Wahrnehmung, Analyse <strong>und</strong> Bewertung, Prävention <strong>und</strong> Deeskalation von Konfliktpotenzialen“<br />

(Faller/Komke 2004, S. 22), die aus der Konstellation des Umfelds entstehen. Bevor Maßnahmen zur<br />

Konfliktbewältigung e<strong>in</strong>geleitet werden, werden die Akteure, ihr Verhältnis zue<strong>in</strong>ander sowie die Regeln, die<br />

ihr Verhalten prägen, betrachtet <strong>und</strong> auf strukturelle Konfliktpotenziale untersucht (vgl. ebenda). Dieser<br />

Ansatz basiert auf systemtheoretischen Überlegungen im Bereich der Organisationsberatung.<br />

30<br />

Das Netzwerk The European General Mediator spricht von <strong>durch</strong> Mediationslösungen erreichten E<strong>in</strong>sparungen<br />

von über 50% bei den Rechts- <strong>und</strong> Beratungskosten <strong>in</strong>nerhalb weniger Jahre <strong>und</strong> Erfolgsquoten von<br />

bis zu 90%“ (vgl. 2001, onl<strong>in</strong>e im Internet: http://www.egm-mediation.de/Entry/News/news.html).<br />

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