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Interkulturelle Konflikte in Nachbarschaften und ihre Lösung durch ...

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Stadt <strong>und</strong> Konflikt<br />

Dieser e<strong>in</strong>fache Zusammenhang zwischen der quantitativen <strong>und</strong> qualitativen Steigerung<br />

des Kontakts von Menschen unterschiedlicher ethnisch-kultureller Zugehörigkeit <strong>und</strong><br />

dem Abbau von Vorurteilen wird jedoch als widerlegt angesehen bzw. müssen die<br />

Gr<strong>und</strong>annahmen modifiziert werden (vgl. Brown 1990, S. 412; Maletzke 1996, S. 172f).<br />

E<strong>in</strong>e Verbesserung der <strong>in</strong>terethnischen Beziehungen ist dann zu erwarten, wenn die<br />

Personen <strong>in</strong> etwa den gleichen sozialen Status haben oder die ethnische M<strong>in</strong>derheit<br />

e<strong>in</strong>en höheren sozialen Status. Dabei sei die Förderung des Sozialklimas, die Regelmäßigkeit<br />

<strong>und</strong> hohe Intensität der Kontakte wichtig. Von besonderer Bedeutung ist jedoch,<br />

dass beiderseitige Vorteile des Kontakts gesehen werden oder e<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>sames Ziel<br />

verfolgt wird.<br />

Als eher h<strong>in</strong>derlich für die Konfliktvermeidung gelten demgegenüber<br />

Wettbewerb <strong>in</strong> der Kontaktsituation,<br />

Unfreiwilligkeit der Kontakte,<br />

Statusverluste e<strong>in</strong>er Gruppe <strong>durch</strong> den Kontakt,<br />

niedrigerer sozialer Status der ethnischen M<strong>in</strong>derheit,<br />

Unzufriedenheit mit der sozialen Lage,<br />

Unvere<strong>in</strong>barkeit kultureller Standards.<br />

(vgl. Amir 1969, S.337).<br />

Insofern kommen Häußermann <strong>und</strong> Siebel diesbezüglich zu dem Schluss: „Die bereits<br />

existierende (positive oder negative) soziale Beziehung wird <strong>durch</strong> direkte Kontakte<br />

offenbar <strong>in</strong>tensiviert, aber selten konvertiert“ (2001, S. S. 53).<br />

4.3.3 Der Zusammenhang von Kultur <strong>und</strong> Benachteiligung<br />

Unfreiwillige Segregation<br />

„Wo sozial <strong>und</strong> ökonomisch marg<strong>in</strong>alisierte Gruppen, die sich aber kulturell vone<strong>in</strong>ander<br />

unterscheiden, im Quartier aufe<strong>in</strong>andertreffen, dürften also die <strong>Konflikte</strong> am größten<br />

<strong>und</strong> die Integration am wenigsten wahrsche<strong>in</strong>lich se<strong>in</strong>“ (Häußermann/ Siebel 2001,<br />

S.14). Gerade diesen Haushalten, die „mit e<strong>in</strong>er multiplen Problemlage belastet s<strong>in</strong>d,<br />

[fehlt] eben die Möglichkeit (...), soziale oder kulturelle Distanz zu anderen Bewohnergruppen<br />

<strong>in</strong> räumliche Distanz zu übersetzen. Sie werden <strong>durch</strong> die Mechanismen des<br />

Wohnungsmarkts oder <strong>durch</strong> die Zuweisung e<strong>in</strong>er Wohnung <strong>in</strong> die Nähe zu Nachbarn<br />

gezwungen, mit denen sie gerade nicht benachbart se<strong>in</strong> wollen“ 20 (Häußermann/ Siebel<br />

2001, S.48).<br />

Pott kritisiert, dass viele sozialwissenschaftliche Forschungen die Des<strong>in</strong>tegration von<br />

Migranten immer im Zusammenhang mit Konflikt betrachteten <strong>und</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em „wohletablierten<br />

Ungleichheitsparadigma verfangen“ seien (2004, S.43). Er beanstandet, dass <strong>in</strong><br />

der Wissenschaft vielfach Segregation <strong>und</strong> die Verhaftung <strong>in</strong> benachteiligten oder<br />

strukturell schwachen Stadtvierteln für ger<strong>in</strong>ge Aufstiegschancen verantwortlich gemacht<br />

werde. In se<strong>in</strong>er Untersuchung über die Aufstiegsressourcen von Migranten der<br />

zweiten Generation stellt er fest, dass die „Mobilisierung von Ethnizität, die Teilnahme<br />

an ethnischen Vere<strong>in</strong>en <strong>und</strong> Netzwerken, aber auch Lokalität <strong>und</strong> räumliche Unterscheidungen<br />

(...) <strong>durch</strong>aus sehr relevante Bestandteile von Aufstiegsprozessen se<strong>in</strong> [können]<br />

(2004, S. 50).<br />

20<br />

Die sich daraus ergebenden Segregationstendenzen könnten somit auch als e<strong>in</strong> Prozess gesehen werden,<br />

der zur Konfliktvermeidung beiträgt (vgl. Häußermann/ Siebel 2001, S.73f).<br />

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