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Interkulturelle Konflikte in Nachbarschaften und ihre Lösung durch ...

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Analyse der Konfliktbiographien<br />

Multikausalität von <strong>Konflikte</strong>n<br />

Breidenbach weist auf die Gefahr h<strong>in</strong>, die <strong>Lösung</strong> von <strong>Konflikte</strong>n schon <strong>durch</strong> e<strong>in</strong>e zu<br />

begrenzte Analyse negativ zu bee<strong>in</strong>flussen. Neben dem bereits diskutierten Problem der<br />

Kulturalisierung nennt er die Gefahren der Verrechtlichung, also der Überbetonung des<br />

rechtlichen Aspekts <strong>und</strong> dem gegenüber der Entrechtlichung, also e<strong>in</strong>er zu engen<br />

Fokussierung auf soziale Faktoren <strong>und</strong> Beziehungsaspekte (vgl. 1995, S. 50ff). Beide<br />

Herangehensweisen bezeichnet er als <strong>in</strong>adäquate Prozesse, welche letztendlich zu e<strong>in</strong>er<br />

Verselbständigung des e<strong>in</strong>geschlagenen Weges <strong>und</strong> e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>schränkung des Spektrums<br />

möglicher <strong>Lösung</strong>en führen können (vgl. ebenda, S. 53). E<strong>in</strong>e möglichst vielen Blickw<strong>in</strong>keln<br />

gerecht werdende Konfliktbehandlung „hält den Konflikt für über das Recht h<strong>in</strong>ausgehende<br />

Aspekte, <strong>in</strong>sbesondere e<strong>in</strong>e Interessenlösung offen (...)“ (ebenda, S. 55).<br />

Die Analyse der <strong>Konflikte</strong> bestätigte, dass diese nur äußerst selten ausschließlich e<strong>in</strong>er<br />

Ursache zugeordnet werden können (vgl. Schmitt, 2003, S. 95; Besemer, 2002, S. 29).<br />

Daher ist es ratsam, bei der Konfliktanalyse möglichst umfassend vorzugehen, um der<br />

Gefahr zu entgehen, aufgr<strong>und</strong> der Überbetonung e<strong>in</strong>zelner Aspekte wie Kultur, Recht,<br />

Raum oder sozialen Problemen, Fehlschlüsse zu ziehen.<br />

Kategorienschema für die Analyse<br />

<strong>in</strong>terkultureller Nachbarschaftskonflikte<br />

Um die Analysemöglichkeiten des Kategorienschemas von Besemer stärker auf <strong>in</strong>terkulturelle<br />

Nachbarschaftskonflikte zuzuschneiden, empfiehlt sich aufgr<strong>und</strong> der geschilderten<br />

Beobachtungen die im Folgenden vorgestellte Untergliederung.<br />

Die strukturellen Aspekte sollten aufgr<strong>und</strong> <strong>ihre</strong>r Bedeutung für den Konflikt <strong>und</strong> <strong>ihre</strong>r<br />

Diversität genauer aufgeschlüsselt werden. Dabei haben sich für Nachbarschaftskonflikte<br />

rechtliche <strong>und</strong> räumliche Bed<strong>in</strong>gungen als besonders e<strong>in</strong>flussnehmend herausgestellt.<br />

E<strong>in</strong>en weiteren strukturellen Aspekt, der auch sehr eng mit den rechtlichen Gr<strong>und</strong>lagen<br />

<strong>und</strong> der sozialen Situation der Konfliktparteien verb<strong>und</strong>en ist, stellen Machtasymmetrien<br />

dar. Um zu e<strong>in</strong>er befriedigenden <strong>Lösung</strong> zu kommen, dürfen Ungleichheitsverhältnisse,<br />

ob sie nun <strong>in</strong> Aspekten wie Schichtzugehörigkeiten, Alter, Geschlecht oder Ethnie<br />

wurzeln, nicht außer Acht gelassen werden (vgl. Weiß, 2001, S.4). Dabei sollten auch<br />

die e<strong>in</strong>gesetzten Machtmittel berücksichtigt werden.<br />

Die ökonomischen Bed<strong>in</strong>gungen werden zur Kategorie „Interessen/ Bedürfnisse“ gezählt,<br />

wobei Bedürfnisse mehr die immateriellen <strong>und</strong> psychologischen Bedürfnisse me<strong>in</strong>t <strong>und</strong><br />

Interessen eher als materielle Bedürfnisse zu verstehen s<strong>in</strong>d (vgl. Mar<strong>in</strong>ger/Ste<strong>in</strong>weg<br />

1997, S.5).<br />

Die kulturelle Komponente sollte nicht nur als E<strong>in</strong>zelaspekt betrachtet werden. In der<br />

Analyse zeigten sich mehrere Bereiche, <strong>in</strong> denen kulturelle Unterschiede Konfliktpotenzial<br />

bergen. Daher wird vorgeschlagen, Besemers Kategorien „Werte“, „Intrapersonale<br />

Probleme“ <strong>und</strong> „Missverständnisse/ Kommunikationsprobleme“ beizubehalten, da sie<br />

sich als wichtige Kategorien erwiesen haben.<br />

Besemers Kategorie „Sichtweisen“ wird übernommen, da sie andeutet, wie viel Gewicht<br />

auf der persönlichen Interpretation <strong>und</strong> Prioritätensetzung des Geschehens <strong>durch</strong> die<br />

Kontrahenten liegt. Sie kann übergeordnet auch <strong>in</strong> der Interpretation der Konfliktursachen<br />

während der Analyse <strong>durch</strong> die Mediatoren e<strong>in</strong>e unterschiedliche Fokus- <strong>und</strong><br />

Prioritätensetzung (vgl. die obigen Ausführungen zur Überbetonung von z.B. Kultur oder<br />

Recht) bedeuten. Unter Sichtweisen fällt ebenso die <strong>in</strong> <strong>in</strong>terkulturellen noch stärker als<br />

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