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Interkulturelle Konflikte in Nachbarschaften und ihre Lösung durch ...

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Nachbarschaftskonflikte<br />

Es wird davon ausgegangen, dass <strong>Konflikte</strong> sowohl auf e<strong>in</strong>er Sach- <strong>und</strong> e<strong>in</strong>er Beziehungsebene<br />

geführt werden <strong>und</strong> deshalb oft eskalieren (vgl. Hösl 2004, S. 69). Menschen<br />

<strong>und</strong> Probleme s<strong>in</strong>d daher am besten getrennt vone<strong>in</strong>ander zu behandeln,<br />

das heißt, die Beziehungsebene des Konflikts sollte ernst genommen werden; es<br />

sollte im Verfahren Raum für die Äußerung von Gefühlen, Ängsten, Wünschen, persönlichen<br />

Erfahrungen usw. geben. Diese Ebene sollte jedoch nicht vermischt werden mit der<br />

Bearbeitung der Sachkonflikte. Diese sollten <strong>in</strong> geme<strong>in</strong>sam zu lösende Probleme transformiert<br />

werden <strong>und</strong> letztlich im Mittelpunkt der Bearbeitung stehen (vgl. Ropers 1999,<br />

S. 66).<br />

Mediation setzt nicht bei den Positionen an, sondern bei den Bedürfnissen <strong>und</strong> Interessen.<br />

„Positionen, das heißt, die festgefügten Vorstellungen davon, wie e<strong>in</strong> Problem<br />

gelöst werden sollte, s<strong>in</strong>d oft nicht mite<strong>in</strong>ander vere<strong>in</strong>bar. E<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>vernehmliche Problemlösung<br />

sche<strong>in</strong>t deshalb nicht möglich. Doch die zugr<strong>und</strong>eliegenden Interessen – <strong>und</strong><br />

auf die kommt es letztendlich an – können meist auf verschiedene Weise befriedigt<br />

werden. Wenn die Interessen offengelegt werden, wird es oft möglich, <strong>Lösung</strong>en zu<br />

f<strong>in</strong>den, die im allseitigen Interesse s<strong>in</strong>d“ (Besemer 2002, S. 25). „Damit diese Bewegung<br />

weg von den Positionen h<strong>in</strong> zu den Interessen gel<strong>in</strong>gen kann, brauchen Konfliktparteien<br />

<strong>in</strong> den meisten Fällen Hilfestellungen, <strong>und</strong> genau die bietet ihnen das Verfahren<br />

der Mediation“ (Haumersen/ Liebe 1998, S. 138).<br />

Die Überlegung h<strong>in</strong>ter dem Fokus auf die Interessen liegt dar<strong>in</strong>, dass e<strong>in</strong>e <strong>Lösung</strong><br />

möglich wird, die auf der Ebene der Positionen gar nicht zum Vorsche<strong>in</strong> kommen konnte<br />

(ebenda, S. 139). Sehr viel öfter als die Parteien es erwarten würden, ist es möglich,<br />

Optionen zu entwickeln, bei denen alle Beteiligten gew<strong>in</strong>nen können („w<strong>in</strong>w<strong>in</strong>-<strong>Lösung</strong>en“<br />

oder „<strong>in</strong>klusive <strong>Lösung</strong>en“). Die Voraussetzung dafür ist, dass die <strong>Lösung</strong><br />

von allen als e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same Problemlösung betrachtet wird. „Wie oft reden wir vom<br />

Kuchen, den es aufzuteilen gilt, <strong>und</strong> me<strong>in</strong>en dabei die Zahl <strong>und</strong> Größe der uns schon<br />

bekannten Stücke! Das Stück, das der e<strong>in</strong>e bekommt, verliert der andere: das klassische<br />

Nullsummenspiel. Wir können aber auf der Gr<strong>und</strong>lage der Interessen (...) neue Ideen<br />

entwickeln <strong>und</strong> neue Handlungsmöglichkeiten bilden (...) <strong>und</strong> damit den Verteilungskuchen<br />

<strong>und</strong> die Chancen für e<strong>in</strong>e W<strong>in</strong>-W<strong>in</strong>- <strong>Lösung</strong> vergrößern“ (Hösl 2004, S. 70).<br />

Zudem haben die Parteien bei der Mediation größere Spielräume, unkonventionelle<br />

<strong>Lösung</strong>en zu f<strong>in</strong>den, da sie sich nicht normierten Maßstäben zu unterwerfen haben. So<br />

müssen zwar gesetzliche Rahmenbed<strong>in</strong>gungen <strong>und</strong> e<strong>in</strong>klagbare Rechte bei der Mediationsvere<strong>in</strong>barung<br />

berücksichtigt werden, um e<strong>in</strong>e Dauerhaftigkeit zu gewährleisten, doch<br />

darüber h<strong>in</strong>aus gibt es vielfältige Möglichkeiten für e<strong>in</strong>e spezielle, dem Fall angepasste<br />

Regelung, aus der beide Seiten als Gew<strong>in</strong>ner hervorgehen (vgl. Haumersen/ Liebe 1998,<br />

S. 41). Für die Entwicklung dauerhaft tragfähiger <strong>Lösung</strong>en ist es notwendig, möglichst<br />

objektivierbare Kriterien für die <strong>Lösung</strong> bzw. Regelung des Konflikts heranzuziehen.<br />

Vere<strong>in</strong>barungen sollten deshalb konkret <strong>und</strong> überprüfbar, am besten schriftlich<br />

abgefasst werden (vgl. Ropers 1999, S. 66).<br />

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