02.06.2013 Aufrufe

Interkulturelle Konflikte in Nachbarschaften und ihre Lösung durch ...

Interkulturelle Konflikte in Nachbarschaften und ihre Lösung durch ...

Interkulturelle Konflikte in Nachbarschaften und ihre Lösung durch ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

4.1.2 Konflikt<br />

Gr<strong>und</strong>legende Begriffe<br />

Konflikt ist e<strong>in</strong> <strong>in</strong> der Literatur, wie auch im alltäglichen Gebrauch, häufig <strong>und</strong> <strong>durch</strong>aus<br />

widersprüchlich verwendeter Begriff, e<strong>in</strong>er „der schillerndsten (...) <strong>und</strong> z.T. <strong>in</strong> logisch<br />

<strong>in</strong>konsistenter Weise verwendeten Begriffe der Sozialwissenschaften“ (Bonacker/<br />

Imbusch 1999, S. 73). Dabei gibt es ke<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>heitliche Konflikttheorie, sondern es wird<br />

e<strong>in</strong>e Vielfalt von Konfliktbegriffen <strong>und</strong> –verständnissen zugr<strong>und</strong>e gelegt, die je nach dem<br />

Diskurs, <strong>in</strong> dem sie verwendet werden, variieren 9 (vgl. Glasl 1990, S. 47ff; Bonacker<br />

1996, S. 16).<br />

In <strong>in</strong>terkulturellen Nachbarschaftskonflikten spielen sowohl <strong>in</strong>trapersonale <strong>Konflikte</strong> wie<br />

Gruppenkonflikte e<strong>in</strong>e Rolle. Sie s<strong>in</strong>d damit <strong>in</strong>nerhalb des Systems menschlicher Interaktionen<br />

e<strong>in</strong>zuordnen, weshalb die von Glasl vorgeschlagene umfassende Def<strong>in</strong>ition des<br />

sozialen Konflikts geeignet ersche<strong>in</strong>t:<br />

E<strong>in</strong> sozialer Konflikt ist dabei e<strong>in</strong>e Interaktion zwischen Akteuren (Individuen, Gruppen,<br />

Organisationen usw.), wobei wenigstens e<strong>in</strong> Akteur Unvere<strong>in</strong>barkeiten im Denken /<br />

Vorstellen / Wahrnehmen <strong>und</strong>/ oder Fühlen <strong>und</strong>/ oder Wollen mit dem anderen Akteur<br />

(anderen Akteuren) <strong>in</strong> der Art erlebt, dass im Realisieren e<strong>in</strong>e Bee<strong>in</strong>trächtigung <strong>durch</strong><br />

e<strong>in</strong>en anderen Akteur erfolge (vgl. Glasl 1990, S. 14).<br />

Im Bezug auf <strong>in</strong>terkulturelle Nachbarschaftskonflikte <strong>und</strong> auch die weitere Analyse der<br />

<strong>Lösung</strong> <strong>durch</strong> Mediation lässt sich diese Arbeitsdef<strong>in</strong>ition s<strong>in</strong>nvoll verwenden, da sie dem<br />

breiten Spektrum an Konfliktmöglichkeiten gerecht wird <strong>und</strong> noch nicht e<strong>in</strong>engend die<br />

Konfliktursachen oder mögliche Austragungsformen e<strong>in</strong>bezieht 10 . Allerd<strong>in</strong>gs wird <strong>in</strong> der<br />

Mediation <strong>in</strong> der Regel e<strong>in</strong> Konflikt erst bearbeitet, „wenn sich unvere<strong>in</strong>bare Interessen,<br />

Bestrebungen oder Werte zwischen zwei oder mehr Parteien <strong>in</strong> der Wahrnehmung, der<br />

E<strong>in</strong>stellung bzw. im Verhalten m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>er Partei tatsächlich manifestiert haben.<br />

Das heißt Ungleichheiten oder Ungerechtigkeiten als solche schaffen noch ke<strong>in</strong>en<br />

Konflikt. Sie müssen sich <strong>in</strong> der Beziehung zwischen den Kontrahenten sichtbar niederschlagen“<br />

(Ropers 1999, S. 62f).<br />

Funktionalität <strong>und</strong> Dysfunktionalität von <strong>Konflikte</strong>n<br />

In der soziologischen Konfliktforschung wird Georg Simmel von e<strong>in</strong>igen als der „erste<br />

orig<strong>in</strong>äre Konflikttheoretiker“ erachtet (Imbusch/ Zoll 1999, S. 134). Auf se<strong>in</strong>er Aussage,<br />

dass <strong>Konflikte</strong> für e<strong>in</strong>e Gesellschaft zum e<strong>in</strong>en unumgänglich <strong>und</strong> zum anderen <strong>durch</strong>aus<br />

positiv s<strong>in</strong>d, fußen die Konflikttheorien von Coser <strong>und</strong> Dahrendorf, welche beide die<br />

Bedeutung von sozialen <strong>Konflikte</strong>n für e<strong>in</strong>en sozialen Wandel betonen (Bonacker 1996,<br />

S. 17). Dieser funktionalen Sichtweise von <strong>Konflikte</strong>n stehen vor allem <strong>in</strong> konservativen<br />

Gesellschaftstheorien eher negative, dysfunktionale E<strong>in</strong>schätzungen gegenüber, welche<br />

„<strong>in</strong> extremen Varianten zur Negierung der gesellschaftlichen Konfliktrealität“ führen<br />

(Bonacker/ Imbusch 1999, S. 81).<br />

9<br />

In den verschiedenen Diszipl<strong>in</strong>en, die sich mit Konfliktforschung beschäftigen gibt es zahlreiche Versuche,<br />

<strong>Konflikte</strong> zu kategorisieren <strong>und</strong> damit dieses allgegenwärtige Phänomen <strong>durch</strong> Schemata greifbarer zu<br />

machen (u.a. <strong>in</strong> der Friedensforschung, Psychologie, Soziologie, Ökonomie, Spieltheorie). Dabei beziehen<br />

sich diese Kategorien unter anderem auf mögliche Streitgegenstände, die Akteure im Konflikt, unterschiedliche<br />

Konfliktursachen oder verschiedene Austragungs- <strong>und</strong> Regelungsformen (vgl. Krysmanski 1971, S. 9-14;<br />

Schmitt 2003, S.94-108).<br />

10<br />

Die E<strong>in</strong>beziehung dieser Punkte kritisieren Bonacker/Imbusch an bisherigen Konfliktdef<strong>in</strong>itionen, da damit<br />

die Gefahr e<strong>in</strong>er negativen Konfliktbewertung <strong>und</strong> Belastung des Konflikts verb<strong>und</strong>en sei, welche e<strong>in</strong>e<br />

angemessene Erfassung erschwere oder sogar verh<strong>in</strong>dere (1999, S. 74).<br />

15

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!