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Interkulturelle Konflikte in Nachbarschaften und ihre Lösung durch ...

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<strong>Interkulturelle</strong> Konfliktfelder <strong>in</strong><br />

„Die Mechanismen der Arbeits- <strong>und</strong> Wohnungsmärkte führen die Migranten im Betrieb<br />

<strong>und</strong> im Wohnquartier mit jenen Deutschen zusammen, die am wenigsten <strong>in</strong> der Lage<br />

s<strong>in</strong>d, mit den ´Zumutungen´ der Fremdheit umzugehen“ (Häußermann/ Siebel, 2001 a,<br />

S. 74). Dies seien häufig Deutsche, die selbst <strong>in</strong> existenziell ungesicherten Situationen<br />

leben oder sozialen Abstieg ertragen mussten. Im sozialen Wohnungsbau ergibt sich<br />

diese Situation <strong>durch</strong> die niedrigen E<strong>in</strong>kommensgrenzen jedoch fast zwangsläufig.<br />

Stummvoll erläutert: „Wer kommt denn re<strong>in</strong>? Transferbezieher, d.h. Arbeitslosengeld-,<br />

Sozialhilfe-, Rentenbezieher, oder Sie als alle<strong>in</strong>erziehende Frau mit mehreren K<strong>in</strong>dern.<br />

Du hast also e<strong>in</strong>e Mieterstruktur von mit sozialen Problemlagen konfrontierten Personen,<br />

die sich gewaschen hat.“<br />

5.3 <strong>Interkulturelle</strong> Konfliktfelder <strong>in</strong><br />

Münchner <strong>Nachbarschaften</strong><br />

Statistische Erfassung <strong>in</strong>terkultureller Nachbarschaftskonflikte<br />

<strong>Interkulturelle</strong> <strong>Konflikte</strong> <strong>in</strong> <strong>Nachbarschaften</strong> werden <strong>in</strong> München kaum statistisch erfasst.<br />

Dies zeigte sich e<strong>in</strong>deutig <strong>in</strong> den Befragungen zu dieser Arbeit <strong>und</strong> wird von den Experten<br />

auf die verschiedensten Ursachen zurückgeführt: zum e<strong>in</strong>en sei es aufgr<strong>und</strong> der<br />

vielen Facetten <strong>in</strong>terkultureller Nachbarschaftskonflikte schwierig, e<strong>in</strong>e Def<strong>in</strong>ition zu<br />

f<strong>in</strong>den, die alle Vorfälle erfasst, aber andererseits nicht zu spezifisch sei, um e<strong>in</strong>e<br />

Bearbeitung <strong>und</strong> statistische Erfassung zu aufwendig werden zu lassen. Desweiteren<br />

würden diese <strong>Konflikte</strong> an die verschiedensten Stellen herangetragen <strong>und</strong> diese, teilweise<br />

mit dem normalen Arbeitspensum schon stark belasteten E<strong>in</strong>richtungen hätten oft<br />

ke<strong>in</strong>e Zeit, die Fälle für e<strong>in</strong>e statistische Aufarbeitung zu erfassen.<br />

Oftmals werden derartige <strong>Konflikte</strong> auch gar nicht bekannt. Dazu trägt auch der problematische<br />

Umgang der Deutschen mit Migranten <strong>und</strong> mit <strong>Konflikte</strong>n im Allgeme<strong>in</strong>en bei.<br />

So äußerten e<strong>in</strong>ige Befragte auch die Vermutung, <strong>Konflikte</strong> zwischen Deutschen <strong>und</strong><br />

Migranten würden mitunter totgeschwiegen, da niemand als ausländerfe<strong>in</strong>dlich gelten<br />

möchte.<br />

Die Schlichtungsstelle des Kreisverwaltungsreferats 51 verzeichnete 2003 174 Konfliktfälle<br />

größtenteils aus dem Bereich Nachbarschaft, ohne dabei jedoch genaue Daten über die<br />

Beteiligung verschiedener Kulturen zu erfassen. Nach E<strong>in</strong>schätzungen von Herrn Albert,<br />

der die Schlichtungsgespräche <strong>durch</strong>führt, sei jedoch „e<strong>in</strong> hoher Anteil von Migranten<br />

dabei. In letzter Zeit hatten wir e<strong>in</strong> paar Fälle mit Vietnamesen, Tunesier waren auch da“.<br />

Bei der seit Oktober 2003 e<strong>in</strong>gerichteten Beschwerdestelle für Diskrim<strong>in</strong>ierungsfälle der<br />

Stadt München g<strong>in</strong>gen nach Angaben von Frau Dellner-Aumann bisher etwa 100 Anfragen<br />

e<strong>in</strong> <strong>und</strong> es wurden etwa 35 Fälle bearbeitet. Sie schätzt, dass dabei Problemfälle im<br />

Wohnumfeld etwa 25% ausmachten; bei dieser an den Ausländerbeirat angegliederten<br />

Stelle beschwerten sich größtenteils Deutsche über Migranten.<br />

Ansonsten f<strong>in</strong>den sich Angaben über <strong>Konflikte</strong> oft nur <strong>in</strong> <strong>in</strong>ternen Unterlagen, zum<br />

Beispiel den Mieterakten der Wohnbaugesellschaften. Staiger vom Institut für Sozialpädagogische<br />

Arbeit (I.S.AR.) nennt als ungefähren Richtwert etwa 600 von I.S.AR.<br />

bearbeitete Nachbarschaftskonflikte im Jahr 2003 <strong>und</strong> der Sozialarbeiter e<strong>in</strong>er der<br />

Wohnbaugesellschaften schätzt, dass etwa e<strong>in</strong>mal pro Woche e<strong>in</strong> Konflikt zwischen<br />

Migranten <strong>und</strong> Deutschen <strong>in</strong> den von ihm betreuten Anlagen auftritt. Die GEWOFAG ist<br />

51 Die offizielle Bezeichnung lautet Sühne- <strong>und</strong> Gütestelle; vgl. weitere Ausführungen unter 5.4.1<br />

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