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Interkulturelle Konflikte in Nachbarschaften und ihre Lösung durch ...

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Gründe für Scheitern oder Erfolg der Mediation<br />

dass Mediationslösungen <strong>durch</strong> Fakten abgesichert se<strong>in</strong> sollten, die nicht <strong>durch</strong> andere<br />

Personen, wie weitere Nachbarn aufgr<strong>und</strong> der Rechtslage anzweifelbar s<strong>in</strong>d.<br />

Nebenkonflikte / Stellung im System<br />

Zeigen sich, wie <strong>in</strong> allen drei Beispielfällen, weitere <strong>Konflikte</strong> zwischen anderen Akteuren,<br />

so lässt dies darauf schließen, dass im gesamten Beziehungssystem dieser Nachbarschaft<br />

komplexe, teilweise problematische Beziehungen bestehen. Ist der bearbeitete<br />

Konflikt nur e<strong>in</strong>er von vielen oder nur e<strong>in</strong> Symptom für <strong>in</strong> anderen Bereichen liegende<br />

Probleme, so ist es schwer, <strong>durch</strong> e<strong>in</strong>e Mediation e<strong>in</strong>e <strong>Lösung</strong> <strong>und</strong> Stabilisierung des<br />

Gesamtsystems zu erreichen (Faller). Daher ist es wichtig, bei der Analyse der <strong>Konflikte</strong><br />

auf solche Verb<strong>in</strong>dungen zu achten <strong>und</strong> im bearbeiteten Fall alle entscheidenden Personen<br />

e<strong>in</strong>zubeziehen. E<strong>in</strong>e <strong>Lösung</strong> für mehrere Nebenkonflikte zu erreichen ist jedoch <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er Mediation sehr diffizil.<br />

Andererseits kann aber die Bearbeitung e<strong>in</strong>es Problems, an dem sich viele <strong>Konflikte</strong><br />

entzündet haben, diese lösen <strong>und</strong> die Gesamtatmosphäre verbessern. Das zeigt sich<br />

zum Beispiel an der ersten Unterkunft, <strong>in</strong> der Renaldo Seeger wohnte. So waren auch<br />

unter den übrigen Bewohnern Streitigkeiten über ihn entstanden, die sich nach Aussage<br />

der Mediator<strong>in</strong>, die weitere Personen <strong>in</strong> dieser Anlage betreute, nach der Umsiedlung<br />

der S<strong>in</strong>tifamilie erübrigten <strong>und</strong> wieder Frieden e<strong>in</strong>kehrte.<br />

Die Rolle der Mediatoren<br />

Verbesserungsvorschläge <strong>und</strong> Kritikpunkte von Seiten der Mediatoren<br />

Interessant ist die relativ positive Bewertung des Mediationsverfahrens <strong>durch</strong> die<br />

Mediatoren, obwohl die Erfolge nicht besonders umfassend waren. So wird <strong>in</strong> allen<br />

Fällen die <strong>durch</strong> die Mediation erreichte Deeskalation betont <strong>und</strong> die Mediator<strong>in</strong> des<br />

Unterkunftsfalls hebt vor allem die schnelle <strong>Lösung</strong> des schon lange h<strong>in</strong>schwelenden<br />

Konflikts hervor.<br />

Desweiteren s<strong>in</strong>d sich alle Mediatoren e<strong>in</strong>ig, dass es sehr wichtig war, diese Erfahrungen<br />

zu sammeln <strong>und</strong> sie aus dem Anwenden der Instrumente gelernt haben. Sie gestehen<br />

selbstkritisch e<strong>in</strong>, dass sie im Rückblick vielleicht manches anders gemacht hätten. Im<br />

Folgenden sollen die wichtigsten Verbesserungsvorschläge dargestellt werden.<br />

Im Jugendzentrumsfall wurde vor allem diskutiert, ob e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>bezug weiterer Nachbarn,<br />

zum Beispiel e<strong>in</strong>e Befragung, wie sie im Rahmen dieser Diplomarbeit <strong>durch</strong>geführt<br />

wurde, offensiver von Seiten der Mediatoren hätte geschehen sollen. Es herrscht<br />

allerd<strong>in</strong>gs ke<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>igkeit darüber, ob dies die Aufgabe der Mediatoren se<strong>in</strong> sollte, da<br />

Mediation ja auf der freiwilligen Teilnahme der Parteien beruht. E<strong>in</strong> solches Vorgehen<br />

wäre allerd<strong>in</strong>gs hilfreich gewesen, um die Gesamtsituation <strong>und</strong> die vere<strong>in</strong>zelte Stellung<br />

der Konfliktnachbarn zu erkennen, so die Leiter<strong>in</strong> der Koord<strong>in</strong>ierungsstelle Frau Attari.<br />

E<strong>in</strong>e Mediator<strong>in</strong> führt auch an, dass sie aufgr<strong>und</strong> mangelnder Erfahrung die Vorgespräche<br />

<strong>in</strong> der Anfangsphase „relativ unsystematisch <strong>und</strong> auch so ausm Bauch raus“ geführt<br />

hätte. Auch die Telefonate mit verschiedenen Akteuren bewertet sie im Nachh<strong>in</strong>e<strong>in</strong> als<br />

„fachlich nicht gut“, da wichtige Akteure da<strong>durch</strong> nicht richtig e<strong>in</strong>bezogen worden seien.<br />

Im Gaststättenfall überlegen die Mediatoren weiterh<strong>in</strong>, welche Möglichkeiten sich ihnen<br />

<strong>in</strong> der komplizierten Situation noch geboten hätten. Der Mediator resümiert: „Bei Demirs<br />

wär’s ganz wichtig gewesen, (...) sehr deutlich zu fordern, dass sie den rechtlichen<br />

Rahmen e<strong>in</strong>halten. Das man nur weitermacht, wenn der Mietvertrag e<strong>in</strong>gebracht wird,<br />

wenn sie sich bewegen <strong>in</strong> Richtung <strong>ihre</strong>r rechtlichen Möglichkeiten. (...) Es hätte genügt<br />

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