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Interkulturelle Konflikte in Nachbarschaften und ihre Lösung durch ...

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Stadt <strong>und</strong> Konflikt<br />

Entstehen dann <strong>Konflikte</strong>, so beruhen sie unter anderem auf Überfremdungs- oder<br />

Existenzängsten. Lüttr<strong>in</strong>ghaus <strong>und</strong> Preis schildern dies sehr drastisch aber anschaulich:<br />

„Der zunehmende Anteil ausländischer Bevölkerung <strong>in</strong> den Großstädten führt dazu, daß<br />

sich viele alte<strong>in</strong>gesessene Bewohner von e<strong>in</strong>er steigenden Flut ausländischer Gestalten<br />

überschwemmt wähnen, die über <strong>ihre</strong> unverständliche Sprache h<strong>in</strong>aus e<strong>in</strong>e Reihe von<br />

Verhaltensweisen an den Tag legen, die ihnen befremdlich ersche<strong>in</strong>en. Die da<strong>durch</strong><br />

ausgelösten Befürchtungen beruhen zum Teil auf Ängsten <strong>und</strong> wahnhaften Negativfantasien,<br />

die mit der gegenwärtig erfahrbaren Wirklichkeit nichts zu tun haben“ (Lüttr<strong>in</strong>ghaus/<br />

Preis 1993, S. 84). Neben solchen Ängsten, die oft ohne persönlichen Kontakt mit<br />

Migranten bei der Mehrheitsgesellschaft vorherrschen <strong>und</strong> <strong>durch</strong> politische Aussagen<br />

<strong>und</strong> die Medienberichterstattung oft noch geschürt werden (vgl. Bürkner et al. 1999,<br />

S.13), können <strong>Konflikte</strong> auch aus konkreten Alltagserfahrungen resultieren. Dabei dreht<br />

es sich zum Beispiel um Belange im Wohnbereich, wie Lärm, Müll, etc., oder aber um<br />

E<strong>in</strong>richtungen, die von der Allgeme<strong>in</strong>heit zwar als generell notwendig angesehen werden,<br />

aber oft <strong>in</strong> der eigenen Nachbarschaft unerwünscht s<strong>in</strong>d, da sie aus Sicht der<br />

Anwohner solche <strong>Konflikte</strong> mit sich br<strong>in</strong>gen. Dieses NIMBY-Phänomen 19 richtet sich unter<br />

anderem gegen Jugendzentren, Asylbewerberheime oder Moscheen (vgl. Schmitt 2003,<br />

S. 114).<br />

Die Kontakthypothese<br />

Durch das Zusammenleben <strong>in</strong> <strong>Nachbarschaften</strong> ergeben sich also e<strong>in</strong>e Vielzahl von<br />

Reibungsflächen <strong>und</strong> Konfliktmöglichkeiten. Zum anderen bieten sich aber gerade im<br />

unmittelbaren Wohnumfeld auch Kontaktmöglichkeiten zwischen Migranten <strong>und</strong> Deutschen,<br />

welche als positiv für die Integration der Migranten <strong>und</strong> den Abbau von Vorurteilen<br />

erachtet werden. „Zufällige, unverb<strong>in</strong>dliche <strong>und</strong> unregelmäßige Kontakte dienen als<br />

Gr<strong>und</strong>lage für den kulturellen Annäherungsprozeß <strong>und</strong> die Überw<strong>in</strong>dung von Ängsten“<br />

(Hanhörster/ Mölder 2000, S. 393). Dabei kommen Begegnungen im (halb-)öffentlichen<br />

Raum wie Hausfluren, E<strong>in</strong>gangsbereichen, Spielplätzen etc. e<strong>in</strong>e hohe Bedeutung zu.<br />

Diese „Kontakthypothese“ basiert auf der Annahme, dass räumliche Nähe es ermögliche,<br />

die wechselseitigen Stereotypen <strong>in</strong> der täglichen Begegnung zu überprüfen<br />

<strong>und</strong> an der eigenen Erfahrung zu korrigieren. Sie be<strong>in</strong>haltet die folgenden Schlussfolgerungen<br />

(vgl. Häußermann/ Siebel 2001, S. 45):<br />

Je näher Menschen beie<strong>in</strong>ander wohnen, desto häufiger haben sie Kontakte.<br />

Je mehr Kontakte unter den Bewohnern stattf<strong>in</strong>den, desto mehr wissen sie übere<strong>in</strong>ander<br />

Je mehr Wissen, desto größer die Toleranz zwischen ihnen<br />

Je größer Wissen <strong>und</strong> Toleranz, desto eher f<strong>in</strong>det Integration,<br />

d.h. Anpassung an die Verhaltensweisen der E<strong>in</strong>heimischen statt<br />

19<br />

NIMBY – “Not In My Back Yard -- has become the symbol for the neighborhoods to exclude certa<strong>in</strong> people<br />

because they are homeless, poor, disabled, or because of their race or ethnicity” (vgl. National Low Income<br />

Hous<strong>in</strong>g Coalition, 2004. Onl<strong>in</strong>e im Internet: http://www.nlihc.org/nimby/<strong>in</strong>dex.htm).<br />

30

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