Interkulturelle Konflikte in Nachbarschaften und ihre Lösung durch ...

Resümee und Ausblick
Bedeutung der Akteure in der Mediation
Die richtige Einschätzung von Konfliktkonstellationen und die Fähigkeit, Parteien zu
Verständnis und engagierter Lösungssuche zu bewegen, hängt stark vom Erfahrungswissen
der Mediatoren ab. Besonders in Bezug auf kulturelle Unterschiede ist in der
praktischen Anwendung ein ständiges kritisches Hinterfragen des Vorgehens nötig, um
problematische Verhaltensweisen der Parteien nicht vorschnell zu interpretieren. Der
Mediator erweist sich letztlich als die zentrale Figur in der Mediation. Wachsende Erfahrung,
Supervisionen und die Auswertung jeder Mediation tragen dazu bei, sie qualitativ
zu sichern und aus Fehlern zu lernen. Zudem könnte durch detaillierte Evaluation der
Mediationsfälle in Zukunft ein Betrag geleistet werden, herauszufinden, in welcher Weise
das Mediationsdesign weiter an die unterschiedlichen Konfliktkulturen angepasst werden
kann.
Als entscheidende Voraussetzung für den Verlauf einer Mediation ist eindeutig das
Interesse aller Parteien an einer Lösung und Verbesserung der gegenseitigen Beziehungen
hervorzuheben.
Aufgrund der in dieser Untersuchung gemachten Beobachtungen lässt sich also folgern,
dass “the promise of mediation (…) that both or all the parties, by retaining
´ownership´ of the process, can bring themselves to agreements (…) that satisfy all
their concerns and that only these sorts of agreements will endure without the need to
invoke or reinvoke externally based measures of compliance” (Avruch 1998, S. 83) sehr
schwer einzuhalten ist. Der Erfolg interkultureller Mediation in Nachbarschaften muss in
Abhängigkeit von verschiedensten Faktoren gesehen werden, deren komplexe Wirkungszusammenhänge
in Zukunft weiter erforscht und auf verschiedensten Ebenen
bearbeitet werden sollten.
Weitere Möglichkeiten zur Bearbeitung interkultureller
Nachbarschaftskonflikte
Die Ursachen für interkulturelle Nachbarschaftskonflikte liegen nicht nur bei den Parteien,
sondern oft in der Gesamtsituation begründet. Sie können mitunter aufgrund
räumlicher Fehlplanung oder durch soziale und kulturelle Disparitäten, die in der Gesellschaft
nicht aufgearbeitet werden, entstehen. Dem Erfolg von Mediation sind in Konflikten,
die aus solchen grundlegenden strukturellen Differenzen resultieren, Grenzen
gesetzt.
Insofern ist es zunächst wichtig, eine Konfliktanalyse zu erstellen, die möglichst umfassend
alle Bereiche berücksichtigt. Darauf basierend sollte kritisch geprüft werden,
inwieweit die Voraussetzungen für eine Mediation erfüllt werden und ob sie ohne den
Einbezug weiterer Entscheidungsträger sinnvoll ist. Werden die Voraussetzungen für
eine Mediation nicht erfüllt, so können andere Instrumente zum Einsatz kommen. Zu
nennen ist hier zum Beispiel Konfliktcoaching, wobei eine Seite beraten wird, wie sie
besser mit der Konfliktsituation umgehen kann. Auch die Anwendung stärker durch
Lösungsvorgaben eingreifender Schlichtungsverfahren kann angebracht sein.
Oft liegt das Problem auch darin, dass den Konfliktparteien zuständige Stellen nicht
bekannt sind. Denn mitunter ist eine Geschäfts- oder Schuldenberatung, Aufklärung
über die rechtliche Lage oder eine psychologische Betreuung zunächst sinnvoller als eine
Mediation und kann helfen, Lösungsmöglichkeiten aufzuzeigen. Eine wirkungsvolle
Vernetzung derartiger Beratungseinrichtungen und konfliktbearbeitender Angebote sollte
unbedingt gefördert werden, auch wenn in der beruflichen Realität solche Vernetzungs-
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