Interkulturelle Konflikte in Nachbarschaften und ihre Lösung durch ...

Analyse der Konfliktbiographien
in anderen Konflikten auftretende Unfähigkeit zum Perspektivenwechsel, zum wirklichen
Verständnis der anderen Partei. Andererseits sollte jedoch jedem ein Anrecht auf eine
eigene Sichtweise zugestanden werden, da es keine universelle Wahrheit gibt. Damit
befindet sich diese Kategorie auf einer anderen, übergeordneten Ebene im Vergleich zu
den übrigen, welche die personen- und umfeldbezogenen Beschränkungen und Zwänge
umfassen.
Aufgrund der thematischen Überschneidung und für die Analyse interkultureller Nachbarschaftskonflikte
wenig gewinnbringende Differenzierung bietet es sich an, die Kategorien
„Beziehungsproblem“ und „Gefühle“, wie auch „Sachkonflikt“ und „Informationen“
zusammenzufassen.
Abb. 19: Analyseschema interkultureller Nachbarschaftskonflikte
Quelle: Eigene Bearbeitung auf Grundlage von Besemer 2002, S. 29
Auswirkungen der Konflikte
In den drei Konfliktfällen zeigen sich Gemeinsamkeiten in der Auswirkung der Konflikte
und dem Weg der letztlich zur Kontaktaufnahme mit KiK führte.
Bei allen Fällen ergibt sich durch die Konflikte ein Attraktivitätsverlust der jeweiligen
Einrichtung (Gaststätte „Ezgi“, Jugendzentrum, Unterkunftsanlage) für die Nutzer und
eine Beeinträchtigung des gesamten Umfelds. Allerseits zeigen sich zunächst Verärgerung
und im weiteren Verlauf Frustrationen der Akteure über die Konfliktsituation und
die Unfähigkeit, sie zufriedenstellend zu regeln. Freiwillige Maßnahmen (u.a. zum
Lärmschutz von JuZ-Leitung und Jugendlichen; Teilisolierung der Gaststätte; Beachtung
von Auflagen für den Kampfhund) werden nur teilweise von der anderen Partei anerkannt
und mildern die Konfliktdynamik lediglich ab. Die Kompromisse eingehende Partei
fühlt sich benachteiligt und in ihren Bedürfnissen eingeschränkt. Unzufriedenheit und
Aversionen bleiben auf beiden Seiten und es ergibt sich keine Lösung, die alle zufrieden
stellt – im Gegenteil, optimal ist die Situation nicht einmal für jeweils eine Seite. Je nach
Ausprägung des Leidensdrucks beginnt eine Partei zu handeln und zieht externe Hilfe
hinzu.
In vielen Fällen kann die Hilfe einer dritten Partei bewirken, dass die Konfliktparteien die
Perspektive des Anderen verstehen, sich Missverständnisse klären und neue Lösungswege
erschließen. Im Folgenden wird zunächst dargestellt, welche Motivationen die
Parteien hatten, an der Mediation teilzunehmen und was die Ziele der Mediatoren
waren. Daran knüpft eine Analyse des Verlaufs und der Ergebnisse der drei Mediationsbeispiele
an.
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