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Interkulturelle Konflikte in Nachbarschaften und ihre Lösung durch ...

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Stadt <strong>und</strong> Konflikt<br />

Auf die Thematik des Zusammenwohnens verschiedener Kulturen <strong>in</strong> der Stadt heruntergebrochen,<br />

stellt die Veränderung der Stadtgesellschaft <strong>durch</strong> Migration <strong>und</strong> die Entwicklung<br />

von Ansätzen zur Integration der Zuwanderer e<strong>in</strong> wichtiges Forschungsthema<br />

<strong>in</strong> der geographischen <strong>und</strong> soziologischen Stadtforschung dar (vgl. u.a. Hanhörster/<br />

Mölder 2000; Pott 2004).<br />

4.3.1 Zusammenleben verschiedener Kulturen <strong>in</strong> der Stadt<br />

Rückbezug auf kulturelle <strong>und</strong> territoriale B<strong>in</strong>dungen<br />

„Globalisierung (...) wird fassbar im Kle<strong>in</strong>en, Konkreten, im Ort, im eigenen Leben, <strong>in</strong><br />

kulturellen Symbolen, die alle die Signatur des ´Glokalen´ tragen“, schreibt Beck (1997,<br />

S. 91). Bezogen auf Migrationsprozesse <strong>und</strong> <strong>ihre</strong> Auswirkung auf das Leben <strong>in</strong> zunehmend<br />

multikulturelleren Städten ruft das –trotz der Diskussionen über weltweite Verflechtungen<br />

<strong>und</strong> die Transnationalisierung sozialer Räume- die räumlich lokale Verankerung<br />

des e<strong>in</strong>zelnen Individuums <strong>in</strong>s Bewusstse<strong>in</strong> zurück.<br />

Denn diese raumüberschreitenden Möglichkeiten sozialer Interaktion müssen nicht<br />

zwangsläufig zu e<strong>in</strong>er „E<strong>in</strong>ebnung regionaler Differenzierungen oder zu universalistischkosmopolitischen<br />

Orientierungsformen führen“ (Weichhart 1990, S. 28). Im Gegenteil,<br />

der Mensch sieht sich mit e<strong>in</strong>er Nivellierung von Differenzierungen <strong>und</strong> der Abschleifung<br />

kulturspezifischer Gegensätzlichkeiten konfrontiert <strong>und</strong> sucht nach Identifikationsmöglichkeiten,<br />

die oft zum Rückbezug auf territoriale B<strong>in</strong>dungen <strong>und</strong> die eigene Kultur<br />

führen (vgl. ebenda S. 25 <strong>und</strong> S. 37). Für <strong>in</strong>terkulturelle <strong>Nachbarschaften</strong> bedeutet dies<br />

zum e<strong>in</strong>en, dass das eigene Heim, die Nachbarschaft, an Bedeutung gew<strong>in</strong>nt – <strong>und</strong><br />

deshalb <strong>Konflikte</strong> dort als besonders unangenehm empf<strong>und</strong>en werden (vgl. Häußermann/<br />

Siebel 2001, S.76; Mediations<strong>in</strong>stitut Nachbarschaft <strong>in</strong>takt 2004). Zum anderen<br />

lässt sich beobachten, dass kulturelle Eigenheiten wieder besonders betont werden.<br />

Nationale oder auch andere Zugehörigkeiten werden als Identifikationsmöglichkeiten<br />

gewählt <strong>und</strong> betont, um dem gewachsenen Abgrenzungsbedürfnis zu entsprechen (vgl.<br />

Krätke 1995, S. 211).<br />

In den <strong>in</strong>terkulturellen <strong>Nachbarschaften</strong> der Großstädte treffen solche Abgrenzungsbedürfnisse<br />

aufe<strong>in</strong>ander. Daher wird nun zunächst kurz angerissen, welche Bedeutung<br />

„Nachbarschaft“ für verschiedene Kulturen haben kann <strong>und</strong> anschließend anhand der<br />

Kontakt- <strong>und</strong> Konflikthypothese auf mögliche Prozesse beim Aufe<strong>in</strong>andertreffen verschiedener<br />

Kulturen e<strong>in</strong>gegangen.<br />

Nachbarschaft - was bedeutet sie <strong>in</strong> verschiedenen Kulturen?<br />

Unter Nachbarschaft wird <strong>in</strong> der Geographie die „Summe der zwischenmenschlichen,<br />

nicht-familiären Beziehungen, die sich aus engem räumlichen Zusammenleben ergeben“<br />

verstanden (Leser 1997, S. 538). Außerdem wird „e<strong>in</strong>e soziale Gruppe, deren Mitglieder<br />

primär wegen der Geme<strong>in</strong>samkeit <strong>ihre</strong>s Wohnortes bzw. wegen <strong>ihre</strong>s engen räumlichen<br />

Zusammenlebens mite<strong>in</strong>ander <strong>in</strong>teragieren“ als Nachbarschaft bezeichnet (ebenda).<br />

Roth stellt fest, dass Nachbarschaft neben dieser räumlichen auch e<strong>in</strong>e soziale <strong>und</strong><br />

zeitliche Dimension habe. So lasse sich der Nachbar <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>termediäre soziale Kategorie<br />

„zwischen dem Eigenen als dem Nahen, Bekannten, Vertrauten <strong>und</strong> Vertrauenswürdigen<br />

<strong>und</strong> dem Fremden als dem (ganz) Anderen, Fernen, Exotisch-Fasz<strong>in</strong>ierenden <strong>und</strong><br />

Bedrohlichen“ (2001, S. 12) e<strong>in</strong>ordnen <strong>und</strong> trete da<strong>durch</strong>, wie sich <strong>in</strong> Sprichwörtern<br />

wiederspiegelt, e<strong>in</strong>erseits als Helfer <strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>, andererseits auch als Neider, Schädiger<br />

<strong>und</strong> Fe<strong>in</strong>d auf (vgl. ebenda).<br />

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