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Interkulturelle Konflikte in Nachbarschaften und ihre Lösung durch ...

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Multikulturelles München<br />

Doch neben den Migrationsgründen wie Arbeitssuche oder Nachzug im Zuge der Familienzusammenführung<br />

kommen viele Migranten auch als Asylsuchende, Vertriebene oder<br />

Spätaussiedler bzw. im Rahmen zeitlich begrenzter Zuwanderung zum Beispiel als<br />

Greencard Inhaber oder um zu Studieren (--> Anhang 4 für deutschlandweite Zahlen).<br />

R<strong>und</strong> 60% der Ausländer <strong>in</strong> München verfügen über e<strong>in</strong>en gesicherten Aufenthaltsstatus,<br />

das heißt e<strong>in</strong>e unbefristete Aufenthaltsgenehmigung oder Aufenthaltsberechtigung 36<br />

(vgl. Reiß-Schmidt/ Tress 2000, S. 205). Schätzungen zufolge kann <strong>in</strong> München von<br />

zwischen 30 000 <strong>und</strong> 50 000 Erwachsenen ohne Aufenthaltsstatus ausgegangen werden<br />

(vgl. LH München, Sozialreferat 2003, S. 15).<br />

Die Studie „Lebenssituation ausländischer Bürger<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Bürger <strong>in</strong> München“ des<br />

Referates für Stadtplanung <strong>und</strong> Bauordnung aus dem Jahr 1997 stellte fest, dass etwa<br />

die Hälfte der befragten Migranten noch m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>ige Jahre, 35,6% für immer <strong>in</strong><br />

Deutschland bleiben möchte.<br />

Durch die Neuregelung des Staatsangehörigkeitsrechts zum Jahresbeg<strong>in</strong>n 2000 stieg die<br />

Anzahl der E<strong>in</strong>bürgerungen sprunghaft an. Im Jahr 2003 wurden knapp 3500 Migranten<br />

e<strong>in</strong>gebürgert, mit 30 % hatte e<strong>in</strong> Großteil zuvor die türkische Staatsangehörigkeit (vgl.<br />

LH München, Statistisches Amt 2004, S.11/12). Insofern wird München immer multikultureller,<br />

ohne dass es die Statistik erfassen kann: <strong>in</strong>klusive der deutschen Staatsbürger<br />

haben mehr als e<strong>in</strong> Viertel der Münchner e<strong>in</strong>en Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong>, wie die stellvertretende<br />

Leiter<strong>in</strong> des Sozialreferats Dr. Schmid-Urban schätzt 37 . Dabei zeigte sich im<br />

Rahmen dieser Untersuchung <strong>in</strong>terkultureller Nachbarschaftskonflikte die Problematik,<br />

dass zum Beispiel bei der Bedarfsplanung von Wohnbauten (vgl. Fußnote 63 zu besonderen<br />

Wohnansprüchen von Migranten) oder der Belegung von Sozialwohnungen <strong>durch</strong><br />

die fehlende Möglichkeit kulturelle Unterschiede statistisch zu erfassen, e<strong>in</strong> unterschiedlicher<br />

ethnisch-kultureller H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> oft nicht e<strong>in</strong>bezogen werden kann.<br />

Die Chancen der Migranten auf dem hiesigen Arbeitsmarkt werden unter anderem <strong>durch</strong><br />

deren Qualifikation bestimmt. Ende 2003 waren 33% der <strong>in</strong> München wohnenden<br />

Ausländer sozialversicherungspflichtig beschäftigt, Deutsche zu 38,8% (Eigene<br />

Berechnungen auf Basis von Zahlen des Statistischen Amts 2004).<br />

Die Studie des Planungsreferats stellte fest, dass Migranten der untersuchten Nationalitäten<br />

überwiegend im gewerblichen Bereich <strong>und</strong> dabei mit 54,1% <strong>in</strong> Hilfstätigkeiten<br />

beschäftigt s<strong>in</strong>d (vgl. 1997, S. 119).<br />

Häufig s<strong>in</strong>d Migranten <strong>in</strong> Tätigkeiten <strong>in</strong> kurzfristigeren, weniger abgesicherten Bereichen<br />

wie Raumpflege, Aushilfen <strong>in</strong> der Gastronomie, Heimarbeit beschäftigt (vgl. Treibel<br />

1999, S. 205). Ausländische Selbständige stellen über gastronomische Betriebe (Imbissstuben,<br />

Restaurant), Lebensmittel- <strong>und</strong> Gemüseläden, Übersetzungs- <strong>und</strong> Reisbüros<br />

oder Änderungsschneidereien, Versorgungs- <strong>und</strong> Dienstleistungen für die Mitglieder <strong>ihre</strong>r<br />

ethnic community, aber auch für e<strong>in</strong>e wachsende Gruppe von E<strong>in</strong>heimischen bereit<br />

(ebenda, S. 207).<br />

36<br />

Ab 1.1.2005 werden sich <strong>durch</strong> das neue Zuwanderungsgesetz diese Titel verändern: befristete Aufenthaltserlaubnis<br />

<strong>und</strong> unbefristete Niederlassungserlaubnis ersetzen dann Aufenthaltsbefugnis, Aufenthaltsbewilligung,<br />

befristete <strong>und</strong> unbefristete Aufenthaltserlaubnis <strong>und</strong> Aufenthaltsberechtigung (vgl. Adamski 2004,<br />

S.341f; zu weiteren Inhalten des neuen Zuwanderungsgesetzes vgl. B<strong>und</strong>esgesetzblatt Teil I Nr. 41 vom<br />

5.8.2004, S. 1950ff).<br />

37<br />

Eröffnungsvortrag auf der Fachtagung „<strong>Interkulturelle</strong> Verständigung - Leben <strong>und</strong> Wohnen <strong>in</strong> München“<br />

am 11. Oktober 2004.<br />

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