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Interkulturelle Konflikte in Nachbarschaften und ihre Lösung durch ...

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Gr<strong>und</strong>legende Begriffe<br />

de vor allem auf Nationalität beziehen, f<strong>in</strong>den besonders <strong>in</strong> der anwendungsorientierten<br />

Forschung <strong>und</strong> Ausbildung ausgeprägte Verwendung (vgl. u.a. Luger 1994, S.41ff). Es<br />

wird an diesen Modellen jedoch kritisiert 8 , sie seien kulturdeterm<strong>in</strong>istisch <strong>und</strong> würden<br />

Kultur isoliert vom jeweiligen ökonomischen, politischen <strong>und</strong> sozialen Kontext betrachten,<br />

was unter anderem zur Folge habe, dass Machtungleichheiten <strong>in</strong>terkultureller<br />

Interaktionen nicht berücksichtigt würden (Moosmüller 2000, S. 21).<br />

Wann spricht man von e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>terkulturellen Konflikt?<br />

In der multikulturellen Stadt f<strong>in</strong>den <strong>in</strong>terkulturelle Begegnungen bei e<strong>in</strong>er Vielzahl von<br />

Gelegenheiten <strong>in</strong> den Bereichen Arbeiten, Wohnen, Schule, Freizeit etc. statt <strong>und</strong> oft<br />

s<strong>in</strong>d <strong>Konflikte</strong> die Folge solcher kulturellen Überschneidungssituationen (vgl. Nicklas<br />

1991, S. 125). „Vorurteile, Unkenntnis <strong>und</strong> Vorbehalte h<strong>in</strong>sichtlich anderer Formen der<br />

Lebensgestaltung, Indifferenz, Berührungsängste <strong>und</strong> Bedrohungsgefühle prägen das<br />

Verhältnis untere<strong>in</strong>ander“ (Wehrhöfer 2002, S. 3).<br />

Um e<strong>in</strong>en Konflikt als <strong>in</strong>terkulturell e<strong>in</strong>zustufen, ist für Liebe <strong>und</strong> Haumersen wichtig,<br />

„dass auch tatsächlich die unterschiedliche kulturelle Zugehörigkeit ursächlich für<br />

denselben ist“ (Haumersen/ Liebe 1999, S. 36). Bei e<strong>in</strong>em Nachbarschaftskonflikt<br />

zwischen e<strong>in</strong>em gebürtigen Deutschen <strong>und</strong> e<strong>in</strong>em gebürtigen Türken könne nicht von<br />

vornhere<strong>in</strong> davon ausgegangen werden, dass es sich um e<strong>in</strong>en <strong>in</strong>terkulturellen Konflikt<br />

handele. Im Gegensatz dazu fasst diese Arbeit den Begriff des <strong>in</strong>terkulturellen Konflikts<br />

weiter <strong>und</strong> geht davon aus, dass die ethnisch-kulturelle Zugehörigkeit möglicherweise<br />

für den Verlauf <strong>und</strong> Umgang mit dem Konflikt e<strong>in</strong>e Rolle spielt. Unsicherheits- <strong>und</strong><br />

Bedrohungsgefühle im Bezug auf die andere Kultur wie die oben genannten können sich<br />

dabei ebenso auswirken, wie kulturelle Eigenheiten. Dies können zum Beispiel unterschiedliche<br />

nonverbale <strong>und</strong> verbale Kommunikationsmuster oder e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>direkte bzw.<br />

konfrontative Austragungsweise von <strong>Konflikte</strong>n se<strong>in</strong> (vgl. Schramkowski 2001, S. 50).<br />

Da sich diese Arbeit also mit den Auswirkungen kultureller Unterschiede befasst <strong>und</strong><br />

nicht mit deren Entstehung, so sche<strong>in</strong>en die <strong>in</strong> der <strong>in</strong>terkulturellen Kommunikation<br />

verwendeten Modelle am besten geeignet, diese Unterschiede herauszuarbeiten (vgl.<br />

Moosmüller 2000, S. 23). Auch Avruch betont: “The descriptive advantage of a dimensional<br />

model like Hofstede´s (...) is obvious: it is a very good way to make a „first cut“<br />

at aggregat<strong>in</strong>g and categoriz<strong>in</strong>g cultural data, <strong>in</strong>clud<strong>in</strong>g those that may bear on such<br />

aspects of conflict analysis (…) and on such aspects of conflict resolution and negotiat<strong>in</strong>g<br />

styles (1998, S. 67). Dementsprechend wird auch <strong>in</strong> der <strong>in</strong>terkulturellen Mediation<br />

unter anderem auf die Ansätze von Hofstede <strong>und</strong> Hall zurückgegriffen. Im Folgenden<br />

werden diese Modelle herangezogen, um die Wirkungsweise von Kultur <strong>in</strong> <strong>Konflikte</strong>n <strong>und</strong><br />

bei der Mediation zu verdeutlichen. Anhand der Beispielfälle wird abschließend thematisiert,<br />

<strong>in</strong>wiefern diese Modelle für die Praxis von Nutzen se<strong>in</strong> können.<br />

8<br />

vgl. Moosmüller 2000 zur Diskussion über die Verwendung des Kulturbegriffs <strong>in</strong> der Ethnologie <strong>und</strong><br />

<strong>Interkulturelle</strong>n Kommunikation. In diesem Zusammenhang steht auch die Debatte über die Überbetonung<br />

kultureller Aspekte, das heißt den Vorwurf e<strong>in</strong>es Kulturalismus, welcher Kultur <strong>in</strong> „falscher Ausschließlichkeit<br />

<strong>und</strong> Unabhängigkeit gegen das Soziale <strong>und</strong> Politische auszuspielen versucht“ (Kaschuba 1998, S. 93). Dieser<br />

Diskurs wird <strong>in</strong> unterschiedlichen wissenschaftlichen Diszipl<strong>in</strong>en geführt, vgl. zusammenfassend Bürkner et<br />

al. 1999, S. 14ff)<br />

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