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Interkulturelle Konflikte in Nachbarschaften und ihre Lösung durch ...

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Nachbarschaftskonflikte<br />

In den 1960er Jahren entstand <strong>in</strong> den USA die „Alternative Dispute Resolution“ (ADR) -<br />

Bewegung, die basierend auf e<strong>in</strong>er zunehmend kritischen E<strong>in</strong>stellung gegenüber dem als<br />

unzulänglich empf<strong>und</strong>enen Rechtssystem verschiedene Arten der alternativen Konfliktlösung<br />

propagierte (vgl. Scimecca 1991, S. 28ff). Besonders <strong>in</strong> den Bereichen Trennung,<br />

Mieter-Vermieter- bzw. Nachbarschaftsstreitigkeiten wurde Mediation als e<strong>in</strong>e dieser<br />

Methoden angewandt. <strong>und</strong> <strong>durch</strong> die E<strong>in</strong>führung von neighborhood justice centers oder<br />

community mediation centers verbreitet. Aus der ADR-Bewegung entwickelte sich <strong>in</strong> den<br />

1980er Jahren das Konzept der Harvard Schule, welches als Gr<strong>und</strong>lage vieler aktuell<br />

angewandter Mediationsformen gilt.<br />

In Europa, zunächst vor allem <strong>in</strong> Großbritannien, fand Mediation erst <strong>in</strong> den ´80er<br />

Jahren weitere Verbreitung <strong>und</strong> wurde anfangs vor allem im Bereich Scheidung <strong>und</strong><br />

Trennung angewendet 22 . Wie schon e<strong>in</strong>leitend erwähnt wurde, f<strong>in</strong>det Mediation als<br />

Verfahren der außergerichtlichen Konfliktlösung auch <strong>in</strong> Deutschland <strong>in</strong>zwischen zunehmend<br />

<strong>und</strong> <strong>in</strong> den verschiedensten Bereichen Verwendung 23 .<br />

Die Gr<strong>und</strong>pr<strong>in</strong>zipien des Harvard Konzepts<br />

Auch wenn Gr<strong>und</strong>gedanken der Mediation <strong>in</strong> vielen Kulturen vorhanden s<strong>in</strong>d, so stammt<br />

das <strong>in</strong> Deutschland hauptsächlich angewendete Mediationsmodell der Harvard Schule<br />

aus e<strong>in</strong>em westlichen Kulturkontext. In der aktuellen Fachliteratur wird diskutiert,<br />

<strong>in</strong>wiefern dieses Modell bestimmte kulturelle Denk- <strong>und</strong> Handlungsmuster <strong>in</strong> sich trägt.<br />

Daraus ergibt sich die Überlegung, ob jeweils kulturadäquate Verfahren der Mediation<br />

entwickelt werden müssten bzw. das Mediationsverfahren an sich für die Anwendung im<br />

<strong>in</strong>terkulturellen Kontext abgewandelt werden sollte (vgl. u.a. Ropers 1995, S. 79, Grotz<br />

2003, S. 71, Deym-Soden 2004, S. 132f).<br />

Roger Fisher <strong>und</strong> William Ury entwickelten Anfang der ´80er Jahre das Harvard-Konzept<br />

als e<strong>in</strong>e Strategie für pr<strong>in</strong>zipiengeleitetes Verhandeln. Die Gr<strong>und</strong>überlegung lautet, dass<br />

<strong>Konflikte</strong> unvermeidbar s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> notwendig für e<strong>in</strong>en sozialen Wandel, es dazu jedoch<br />

e<strong>in</strong>er konstruktiven Austragung der <strong>Konflikte</strong> bedarf (vgl. Ropers 1999, S. 66).<br />

Die vier Gr<strong>und</strong>pr<strong>in</strong>zipien des Harvard- Konzepts s<strong>in</strong>d:<br />

A) Separate the people from the problem.<br />

B) Focus on <strong>in</strong>terests, not positions.<br />

C) Invent options for mutual ga<strong>in</strong>.<br />

D) Insist on us<strong>in</strong>g objective criteria.<br />

(vgl. Fisher/ Ury 1991, S.13)<br />

e<strong>in</strong>en Kompromiß zu erreichen, als se<strong>in</strong> persönliches Recht <strong>durch</strong>zusetzen. Es wird als Schande empf<strong>und</strong>en,<br />

e<strong>in</strong> Gericht <strong>in</strong> Anspruch zu nehmen“ (Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft <strong>Lösung</strong>sorientiertes Konfliktmanagement 2004.<br />

Onl<strong>in</strong>e im Internet:<br />

http://members.magnet.at/arge-konfliktmanag/medi.htm).<br />

22<br />

Besemer weist darauf h<strong>in</strong>, dass es schon davor ähnliche Ansätze <strong>in</strong> der Gesprächstherapie oder der<br />

Konflikttheorie gab (vgl. 2002, S. 49).<br />

23<br />

So f<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong> der Datenbank des B<strong>und</strong>esverbands Mediation e.V. Mediatoren für die verschiedensten<br />

Fachbereiche wie u.a. Bauwesen, Familie/Partnerschaft, Geme<strong>in</strong>wesen, <strong>Interkulturelle</strong> <strong>Konflikte</strong>, Jugend,<br />

Krankenhaus, Nachbarschaft, Schule, Sport, Umwelt, Öffentlicher Dienst/Verwaltung, Wirtschaft/Organisationen<br />

(vgl. B<strong>und</strong>esverband Mediation e.V. 2004). Weitere Anwendungsbereiche s<strong>in</strong>d der<br />

Täter-Opfer-Ausgleich bei laufenden Strafgerichtsverfahren oder im Anschluss daran <strong>und</strong> <strong>in</strong>ternationale bzw.<br />

zwischenstaatliche <strong>Konflikte</strong> (vgl. Schramkowski 2001, S. 60; Besemer 2002, S. 50).<br />

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