Interkulturelle Konflikte in Nachbarschaften und ihre Lösung durch ...

Konfliktlösungsstrategien
Vom schiedsrichterlichen Eingriff bis zur Mediation
Die in der Abbildung dargestellten Institutionen beschäftigen sich auf den unterschiedlichsten
Ebenen mit Konflikten. Einige sind verstärkt im Bereich Prävention tätig (Wohnforum,
Mieterläden 59 ) oder sind politische Gremien, an die sich Bürger mit Beschwerden
wenden (Bezirksausschuss, Ausländerbeirat).
Die Vorgehensweise der übrigen Institutionen soll im Folgenden kurz vorgestellt werden.
Die angewandten Methoden sind von Stelle zu Stelle vollkommen verschieden und
variieren in ihrer Zielsetzung und dem Grad, indem die Konfliktparteien an der Lösungsfindung
beteiligt sind bzw. diese durch die jeweilige dritte Partei forciert werden kann.
Eine Mediationsausbildung haben nur wenige Beschäftigte.
Die Polizei sieht neben dem Eingriff im Konfliktfall ihre Aufgabe eher im Bereich der
Prävention von Konflikten als in der Konfliktlösung. Mediation werde im Einsatz nicht
angewandt, da Polizisten Vollzugsbeamte sind und dies nicht ihrem Auftrag entspreche,
meint der Leiter eines Münchener Kommissariats 60 .
Die übrigen Akteure wenden in gewissem Maß mediative Techniken an und versuchen,
eine einvernehmliche Lösung zwischen den Parteien zu erreichen. Dies ist zum Beispiel
das Institut für Sozialpädagogische Arbeit oder die Beschwerdestelle für Diskriminierungsfälle,
die auch auf die Freiwilligkeit der Teilnahme der Gegenpartei setzen.
Die Arbeit der Schlichtungsstelle des Kreisverwaltungsreferats ist eher im Bereich des
schiedsrichterlichen Eingriffs anzusiedeln, da die Teilnahme in gewisser Weise eine
Pflicht darstellt, möchte man den Weg vor Gericht vermeiden 61 . Nach Angaben von
Herrn Albert wird hierbei jedoch versucht, ein Verständnis der Parteien für die Situation
der anderen zu erreichen und Lösungsvorschläge der Parteien sind ausdrücklich erwünscht.
Für die Sozialarbeiter der Wohnbaugesellschaften bietet sich neben dem klärenden
Gespräch mit den Konfliktbeteiligten auch die Möglichkeiten, durch die Androhung einer
Räumung Druck auszuüben oder den Konflikt durch die Umsetzung einer Partei aus der
Welt zu schaffen. Staiger kommt zu dem Schluss, dass es in manchen chronischen
Nachbarschaftsstreitigkeiten auch einfach darum gehe, den Konflikt auszuhalten und
abzuwarten, wenn die Parteien auf gar kein Lösungsangebot eingehen (vgl. auch Geißler
2000, S. 41).
Im Rahmen der Quartiersbezogenen Bewohnerarbeit oder des Programms Soziale Stadt
steht aufgrund der übergeordneten Stadtteilorientierung neben der Vermittlung in
Konflikten zwischen einzelnen Personen vor allem das Anregen eines Dialogs in größeren
Gruppen, d.h. Hausgemeinschaften, Wohnblöcken, Stadtteilen im Mittelpunkt.
Das Projekt KiK bietet als einziges schwerpunktmäßig Mediation als Konfliktlösungsweg
an. Weitere Einzelheiten werden im Abschnitt 5.4.2 dargestellt.
59
Hafner nennt als Aufgaben von Mieterläden „gemeinwesenbezogene BewohnerInnenarbeit, d.h. Arbeit mit
BewohnerInnen, Vernetzungs- und Stadtteilarbeit und Beschäftigung und Qualifizierung“. 10,3 % der von
Mietern herangetragenen Themen sind Nachbarschaftskonflikte (vgl. 2004, S. 138).
60
Aussage bei einer Vorstellung des KiK Projekts mit Soraya Attari.
61
Diese Stelle ist als Sühnestelle für Verfahren in der Vorstufe zur strafprozessualen Privatklage zuständig
(nach § 380 StPO i.V.m. der Verordnung über die Durchführung des Sühneversuches in Bayern). Es werden
Vergehen wie Hausfriedensbruch ( § 123 StGB ), üble Nachrede ( § 186 StGB ), Verletzung des Briefgeheimnisses
( § 202 StGB ) oder Sachbeschädigung ( § 303 StGB ) behandelt. Außerdem ist sie für die
Durchführung von Güteverfahren, die vor Erhebung einer Zivilklage z.B. in nachbarrechtlichen Streitigkeiten
bis zu einem Streitwert von 5.000,00 Euro ( Art. 1 Nr. 2 BaySchlG ) stattfinden, zuständig (vgl. Albert).
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