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Interkulturelle Konflikte in Nachbarschaften und ihre Lösung durch ...

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Münchner <strong>Nachbarschaften</strong><br />

Wohnlage (vgl. auch Çakir 1998, S.7): „Gerade <strong>in</strong> Sozialwohnungssiedlungen, die auch<br />

nicht attraktiv s<strong>in</strong>d, wo die Leute schnellstmöglichst versuchen, wieder um- oder rauszuziehen.<br />

Da setzen sie sich natürlich nicht h<strong>in</strong>, <strong>und</strong> versuchen großartig etwas auf die<br />

Be<strong>in</strong>e zu stellen, wenn sie wissen: ´In e<strong>in</strong>em oder hoffentlich spätestens <strong>in</strong> zwei Jahren<br />

b<strong>in</strong> ich wieder weg´.“ Sie nennt als Beispiel für e<strong>in</strong> engagiertes Zusammenleben neu<br />

entstandene Wohnviertel <strong>in</strong> München Riem: „Das ist so e<strong>in</strong> ganz neuer Stadtteil, da<br />

ziehen die Leute auch mit e<strong>in</strong>er Perspektive h<strong>in</strong>, das s<strong>in</strong>d Familien, die wollen da zehn<br />

bis zwanzig Jahre bleiben. Also da ist e<strong>in</strong> ganz hohes Selbsthilfepotenzial <strong>und</strong> auch so<br />

e<strong>in</strong>e pragmatische Auffassung, dass man sich jetzt mal zusammentun muss. Wenn’s<br />

schon nicht die Stadt, die E<strong>in</strong>richtungen <strong>und</strong> die Geschäfte h<strong>in</strong>bekommen, dann muss<br />

man eben selber was tun.“<br />

Strukturelle Ursachen<br />

Hohe K<strong>in</strong>derzahl<br />

Strukturelle Ursachen, die mit zur Entstehung von <strong>in</strong>terkulturellen Nachbarschaftskonflikten<br />

beitragen, s<strong>in</strong>d unter anderem demographischen Ursprungs. So trägt zum Ärger<br />

über K<strong>in</strong>derlärm wohl auch bei, dass nur <strong>in</strong> knapp 16% aller Haushalte <strong>in</strong> München<br />

K<strong>in</strong>der leben. Dabei s<strong>in</strong>d fast 60% davon Haushalte mit E<strong>in</strong>zelk<strong>in</strong>dern <strong>und</strong> nur <strong>in</strong> 9%<br />

leben mehr als zwei K<strong>in</strong>der (LH München, Referat für Stadtplanung <strong>und</strong> Bauordnung<br />

2004, S. 22). Wie auch Rudolf Stürzer vom Haus- <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>besitzervere<strong>in</strong> bestätigt: „Je<br />

weniger K<strong>in</strong>der es gibt, desto mehr stoßen sich Bewohner ohne K<strong>in</strong>der daran, weil sie es<br />

nicht gewohnt s<strong>in</strong>d“ (SZ 12. Mai 2004, S. 41).<br />

Die Tatsache, dass ausländische Familien mehr K<strong>in</strong>der haben, führt dazu, dass diese auf<br />

dem freien Markt unter anderem aufgr<strong>und</strong> der Preise für größere Wohnungen, der<br />

niedrigen Akzeptanz für k<strong>in</strong>derreiche Familien <strong>und</strong> der ger<strong>in</strong>geren Anzahl an großen<br />

Wohnungen (vgl. dazu LH München, Referat für Stadtplanung <strong>und</strong> Bauordnung 2004, S.<br />

7) schwieriger e<strong>in</strong>e Wohnung f<strong>in</strong>den. Insofern f<strong>in</strong>den sich oft vor allem k<strong>in</strong>derreiche<br />

Migrantenfamilien im Sozialwohnungsbau, was e<strong>in</strong> zusätzliches Konfliktpotenzial darstellt<br />

(vgl. LH München, Referat für Stadtplanung <strong>und</strong> Bauordnung 1997, S. 32).<br />

Sukzession <strong>in</strong> Sozialwohnungen<br />

Ebenfalls demographisch bed<strong>in</strong>gt ist oft die schon angesprochene Ballung von Migrantenfamilien,<br />

die <strong>durch</strong> die Nachbesetzung freiwerdender Wohnungen entsteht. „Die erste<br />

Generation ist gestorben oder die Leute haben <strong>ihre</strong> K<strong>in</strong>der großgezogen, e<strong>in</strong>er nach dem<br />

anderen zieht aus.“ Konfliktkonstellationen ergeben sich <strong>in</strong> der Folge oft, <strong>in</strong>dem <strong>in</strong> die<br />

freiwerdenden Wohnungen Migrantenfamilien e<strong>in</strong>ziehen <strong>und</strong> die Alte<strong>in</strong>gesessenen<br />

nachfragen: „´Wir waren mal vierzehn deutsche Parteien hier dr<strong>in</strong>, jetzt haben wir nur<br />

noch vier. Was passiert, wenn der nächste rausstirbt?´“, schildert e<strong>in</strong> Mitarbeiter e<strong>in</strong>er<br />

Wohnbaugesellschaft. „Irgendwann ist dann die angestammte Mieterstruktur verdrängt,<br />

besonders <strong>in</strong> älteren Sozialwohnungsanlagen, die so um 1970 gebaut wurden.“<br />

Schlechte wirtschaftliche Lage<br />

Neben diesen Faktoren, die zur Zunahme von <strong>Konflikte</strong>n beitragen <strong>und</strong> bei manchen zu<br />

Angst vor Überfremdung führen, bestätigt Staiger auch die Thesen Häußermann <strong>und</strong><br />

Siebels (vgl. 2001, S. 90): „Um so schlechter es den Leuten geht f<strong>in</strong>anziell, umso<br />

schneller s<strong>in</strong>d die <strong>Konflikte</strong> da.“ Gerade <strong>in</strong> Zeiten wirtschaftlicher Rezession <strong>und</strong> steigender<br />

Arbeitslosigkeit mag dies bei manchen Personen noch verstärkt dazu führen, <strong>in</strong><br />

Migranten den Sündenbock für Probleme zu suchen.<br />

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