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Interkulturelle Konflikte in Nachbarschaften und ihre Lösung durch ...

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Gr<strong>und</strong>legende Begriffe<br />

So lassen sich die E<strong>in</strong>schätzungen über die Funktion von <strong>Konflikte</strong>n grob <strong>in</strong> vier Abstufungen<br />

unterteilen:<br />

a) Konflikt als vollständig pathologische Ersche<strong>in</strong>ung, welche die soziale Ordnung<br />

bedroht.<br />

b) Konflikt als Dysfunktion, welche auf e<strong>in</strong>e Störung von effizienten Strukturen h<strong>in</strong>weist.<br />

c) Konflikt als normales Phänomen von Gesellschaften mit system<strong>in</strong>tegratorischen<br />

Funktionen.<br />

d) Konflikt als Auslöser <strong>und</strong> Förderer sozialen Wandels<br />

(vgl. Bonacker/ Imbusch 1999, S. 81/82)<br />

„Im Alltag herrscht <strong>in</strong> der Regel e<strong>in</strong> Konfliktverständnis vor, welches <strong>Konflikte</strong> als für<br />

natürlich erachtete Harmonie, Ordnung oder Geme<strong>in</strong>samkeiten bedrohende Elemente<br />

auffasst, die letztlich ob <strong>ihre</strong>r Auswirkungen dysfunktional für Mensch <strong>und</strong> Gesellschaft<br />

s<strong>in</strong>d“ (Bonacker/ Imbusch 1999, S. 73). Dieser alltägliche Konfliktbegriff, der im Sprachgebrauch<br />

auch oft synonym mit Streit, Ause<strong>in</strong>andersetzung, Kampf, Gegensatz, Widerspruch<br />

verwendet wird, ist somit oft mit e<strong>in</strong>em negativen bzw. mit Vorurteilen belasteten<br />

Verständnis verb<strong>und</strong>en (vgl. Mehlich 1994, S. 44).<br />

Der <strong>in</strong> der Mediationsbewegung verwendete Konfliktbegriff<br />

In der Mediationsliteratur herrscht E<strong>in</strong>igkeit über die Allgegenwärtigkeit von <strong>Konflikte</strong>n <strong>in</strong><br />

jedem Lebensbereich, also darüber dass „(...) conflict simply exists and as such (…) is<br />

neither good nor bad. It is a central fact of human existence (…)” (Fisher Ronald J.<br />

1990, S. 1; vgl. auch Haumersen/ Liebe 1998, S. 136). Weiterführend wird angenommen,<br />

dass die Betrachtungsweise von <strong>Konflikte</strong>n stärker dazu übergehen sollte, sie als<br />

e<strong>in</strong> wichtiges Signal dafür zu sehen, dass etwas nicht oder nicht mehr stimmt <strong>und</strong><br />

verändert werden muss. <strong>Konflikte</strong> werden so zu e<strong>in</strong>er Chance der Entwicklung <strong>und</strong><br />

Verbesserung gegenseitiger Beziehungen, was im Konfliktverständnis der Mediationsbewegung<br />

zu e<strong>in</strong>em Konsens geworden ist (vgl. Besemer 2002, S. 24; Ropers 1999, S. 66;<br />

Geißler 2000, S.18). Inwiefern sich diese Überlegungen für die Mediation <strong>in</strong> <strong>in</strong>terkulturelle<br />

Nachbarschaftskonflikten bestätigen lassen, wird <strong>in</strong> der vorliegenden Arbeit anhand<br />

der drei Beispielfälle untersucht.<br />

4.1.3 <strong>Interkulturelle</strong> <strong>Konflikte</strong> <strong>in</strong> <strong>Nachbarschaften</strong><br />

Die Entstehung <strong>in</strong>terkultureller <strong>Konflikte</strong><br />

Treffen Menschen verschiedener Kulturen aufe<strong>in</strong>ander, so müssen sie manchmal feststellen,<br />

dass es Formen des Denkens, Verhaltens <strong>und</strong> Erlebens gibt, die sich mit <strong>ihre</strong>n<br />

gewohnten Schemata nicht vere<strong>in</strong>baren lassen. Missverständnisse, Fehl<strong>in</strong>terpretationen<br />

<strong>und</strong> <strong>Konflikte</strong> s<strong>in</strong>d oft unvermeidlich, da jede Person naturgemäß zunächst die eigenen<br />

Sitten <strong>und</strong> Normen zum Standard der Beurteilungen macht <strong>und</strong> als die gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

richtigen, ´normalen´ betrachtet (vgl. Maletzke 1996, S. 128). Diese Reaktion wird als<br />

Ethnozentrismus bezeichnet <strong>und</strong> ist <strong>durch</strong> die Relativität des Interpretationssystems <strong>und</strong><br />

die Kultur- <strong>und</strong> Sozialbed<strong>in</strong>gtheit der Weltsicht e<strong>in</strong>es Menschen zu erklären 11 (vgl.<br />

ebenda, S. 24; vgl. u.a. Fisher Ronald J. 1990, S. 22).<br />

11<br />

Als Gegentendenz zum Ethnozentrismus ist der Kulturrelativismus zu sehen (--> Glossar). Maletzke legt<br />

dar, dass dieser schwer zu erreichen ist da er „den Durchschnittsmenschen e<strong>in</strong>er wichtigen Orientierungshilfe,<br />

nämlich se<strong>in</strong>es Glaubens an die universale Verb<strong>in</strong>dlichkeit der eigenen Wertordnung [beraubt]“ (1996,<br />

S.27). Schäffter differenziert unterschiedliche Stufen des Fremderlebens, die mit verschiedenen Reaktionen<br />

verb<strong>und</strong>en s<strong>in</strong>d, wie beispielsweise das Fremde als das Auswärtige, als das noch Unbekannte oder als das<br />

Unheimliche (vgl. 1991, S. 14). Neben der zunächst als natürlich anzusehenden Reaktion des Ethnozentris-<br />

16

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