02.06.2013 Aufrufe

Interkulturelle Konflikte in Nachbarschaften und ihre Lösung durch ...

Interkulturelle Konflikte in Nachbarschaften und ihre Lösung durch ...

Interkulturelle Konflikte in Nachbarschaften und ihre Lösung durch ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Methodik<br />

Im Fall „Gaststätte“ fanden zwei persönliche qualitative Leitfadengespräche, zum e<strong>in</strong>en<br />

mit der Pächter<strong>in</strong> Frau Demir <strong>und</strong> dem Fre<strong>und</strong> der Familie <strong>und</strong> Geschäftsführer Herrn<br />

Yildirim, zum anderen mit dem Mieter Herrn Borchert statt. Dessen Vermieter Strasshofer<br />

war zu ke<strong>in</strong>em persönlichen Gespräch bereit, so dass ich ihm die wichtigsten Fragen<br />

telefonisch stellte.<br />

Bei diesen Gesprächen wählte ich e<strong>in</strong>en eher weichen Befragerstil (vgl. Atteslander<br />

2003, S. 149f), <strong>in</strong>dem ich zwar im Verlauf des Gesprächs den Leitfaden (--> Anhang 13)<br />

abfragte, mich jedoch generell zurückhielt, so dass längere narrative Phasen entstanden.<br />

Da<strong>durch</strong> sollte den Akteuren die Möglichkeit gegeben werden, möglichst unbee<strong>in</strong>flusst<br />

<strong>ihre</strong> Sichtweise aus <strong>ihre</strong>n eigenen sozialen Bed<strong>in</strong>gungen heraus darzustellen (vgl.<br />

Atteslander 2003, S. 158). Alle Gespräche bis auf das Interview Demir/Yildirim <strong>und</strong> das<br />

Telefon<strong>in</strong>terview mit dem Vermieter Strasshofer wurden auf Tonband aufgezeichnet. Bei<br />

letzterem stand ke<strong>in</strong>e Lautsprechere<strong>in</strong>richtung zur Verfügung, so dass ich mitprotokollierte.<br />

Frau Demir <strong>und</strong> Herr Yildirim schienen zunächst sehr misstrauisch <strong>und</strong> erklärten<br />

sich zwar zu e<strong>in</strong>em Gespräch bereit, stimmten aber e<strong>in</strong>er Aufzeichnung nicht zu, so dass<br />

ich <strong>in</strong> Stichpunkten protokollierte <strong>und</strong> umgehend nach dem Interview weitere Punkte<br />

<strong>und</strong> Beobachtungen aus dem Gedächtnis ergänzte. Die Befragten sprachen mit mir<br />

deutsch, Frau Demir stellte ab <strong>und</strong> zu Verständnisfragen an Herrn Yildirim, drückte sich<br />

selbst aber gut verständlich aus.<br />

Bei diesen Interviews fiel besonders auf, dass die Gespräche mit dem S<strong>in</strong>to Seeger <strong>und</strong><br />

se<strong>in</strong>er Familie <strong>und</strong> der Pächter<strong>in</strong> Demir <strong>und</strong> Herrn Yildirim von e<strong>in</strong>er ganz anderen<br />

Dynamik geprägt waren. Das Gespräch wurde stark von den Befragten geführt <strong>und</strong> ich<br />

erhielt den E<strong>in</strong>druck, dass sie <strong>in</strong> mir nicht nur die Forschende sahen, sondern sich <strong>in</strong><br />

gewissem Maß auch Hilfe <strong>durch</strong> das Bekanntmachen <strong>ihre</strong>r Problematik erhofften. Ich<br />

wies sie daher immer wieder darauf h<strong>in</strong>, dass ich e<strong>in</strong>e neutrale Rolle e<strong>in</strong>nehme. Ich<br />

vermute, dass sich diese spezifisch bei den Nicht-Deutschen auftretende Beobachtung<br />

nicht nur <strong>durch</strong> die kulturelle <strong>und</strong> soziale Herkunft der Personen <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e daher bed<strong>in</strong>gt<br />

andere Haltung Befragungen gegenüber, sondern vor allem <strong>durch</strong> den besonderen<br />

Leidensdruck der jeweiligen persönlichen Situation erklären lässt.<br />

Da<strong>durch</strong>, dass im Interview mit Demir/Yildirim nur teilweise mitprotokolliert werden<br />

konnte, besteht zusätzlich die Gefahr, dass ich vor allem bemerkte, was mir verständlich<br />

<strong>und</strong> überzeugend erschien. Noelle-Neumann/Petersen warnen vor diesem Interviewere<strong>in</strong>fluss:<br />

„Was sie erwartet haben, registrieren sie – unbewusst- besser als das Unerwartete“<br />

(2000, S. 129).<br />

Beim Gespräch mit dem Unterkunftsverwalter zeigte sich e<strong>in</strong>e andere Problematik, die<br />

vor allem <strong>durch</strong> das für die öffentliche Verwaltung brisante Thema entstand. Herr<br />

Stegmüller erschien zwar sehr gesprächsbereit, vermied es jedoch me<strong>in</strong>es Erachtens, die<br />

Eskalation der Konfliktsituation <strong>und</strong> se<strong>in</strong>e Rolle dabei detailliert zu beschreiben. Trotz der<br />

Zusicherung der Anonymisierung schien die Sorge um den Ruf der Verwaltung e<strong>in</strong>e<br />

dom<strong>in</strong>ante Rolle zu spielen, so dass die Ergebnisse diesbezüglich mit E<strong>in</strong>schränkungen<br />

betrachtet werden müssen 4 .<br />

4 vgl. weitere Ausführungen zum Umgang mit dieser Problematik im Kap. 6.1.3<br />

9

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!