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Download - Museen in Bayern

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30 Museumsporträt<br />

Vitr<strong>in</strong>e mit Nashornvögeln auf der unteren Etage, gekrönt von<br />

Putto und Fruchtgirlanden des fränkischen Bildschnitzers Georg<br />

Joseph Mutschele.<br />

(1762-1838) konnte gegenüber der neuen Landesregierung private<br />

Eigentumsrechte an den Sammlungen geltend machen und<br />

bot diese dem halbfertigen Bamberger Kab<strong>in</strong>ett als Schenkung an.<br />

L<strong>in</strong>ders Bed<strong>in</strong>gung war, im Gegenzug als Vorstand der vere<strong>in</strong>igten<br />

Sammlungen Anstellung zu f<strong>in</strong>den. Die Vere<strong>in</strong>barung kam zustande,<br />

und der Expater verstand es, durch Fleiß, Ausdauer und Aufwendung<br />

privater Mittel das junge Kab<strong>in</strong>ett zu vervollständigen<br />

und se<strong>in</strong>er Bestimmung zuzuführen. Das äußere Ersche<strong>in</strong>ungsbild<br />

des Saals zu L<strong>in</strong>ders Zeiten, wie den zeitgenössischen Quellen zu<br />

entnehmen ist, präsentierte sich <strong>in</strong> leuchtendem Kremserweiß auf<br />

allen Vitr<strong>in</strong>en und Wandvertäfelungen im Kontrast zu bergblauen<br />

Vitr<strong>in</strong>enrücklagen. Ausgestellt war alles, was die Natur zu bieten<br />

hatte: Geste<strong>in</strong>e, M<strong>in</strong>eralien, Fossilien, botanische Präparate und<br />

Modelle sowie schwerpunktmäßig zoologische Präparate.<br />

Kont<strong>in</strong>uität und Wandel über zwei Jahrhunderte<br />

Unter L<strong>in</strong>ders Nachfolgern wurden die Sammlungen aus allen<br />

Reichen der Natur weiterh<strong>in</strong> stetig vermehrt. So blieb es nicht<br />

aus, dass der Ausstellungssaal bald aus allen Nähten platzte. In<br />

der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden deshalb diesem<br />

(bis dah<strong>in</strong> e<strong>in</strong>zigen) Saal weitere Schauräume angegliedert. Die<br />

Sammlung präparierter Vögel verblieb jedoch an Ort und Stelle<br />

und wuchs weiter an. Diese Konzentration an Vogelpräparaten bescherte<br />

dem Raum schließlich den populären Namen „Vogelsaal“.<br />

Doch die Sammlungen wuchsen weiter. Bald wurden die niedrigen<br />

Pultvitr<strong>in</strong>en <strong>in</strong> der Saalmitte durch großvolumige Schauschränke<br />

ausgetauscht. Mit zusätzlichen Schränken wurden die Laufgänge<br />

beidseitig zugestellt. Bis weit <strong>in</strong>s 20. Jahrhundert h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> lag die<br />

Priorität auf der Präsentation möglichst umfangreicher Exponatmengen,<br />

stark auf Kosten der klaren Raumwirkung.<br />

Dies änderte sich <strong>in</strong> den 1960er Jahren mit der Entfernung<br />

e<strong>in</strong>es Großteils der zusätzlichen „Sekundärmöbel“. Gleichzeitig<br />

wurde e<strong>in</strong>e Heizung e<strong>in</strong>gebaut und das bauzeitliche Täferparkett<br />

mit e<strong>in</strong>em modernen Riemchenparkett aufgedoppelt. Um 1980<br />

erfolgte e<strong>in</strong>e Renovierung unter Auftrag e<strong>in</strong>es weißen, glänzenden<br />

Dispersionslacks. Die Vitr<strong>in</strong>enrücklagen, deren blaue Farbgebung<br />

bereits vorher aufgegeben worden war, wurden wieder<br />

weiß überfasst. Nur kurze Zeit später war der Bestand des Vogelsaals<br />

(und des gesamten Museums) aufgrund gewisser räumlicher<br />

Begehrlichkeiten ernsthaft gefährdet. Die Übergriffe konnten jedoch<br />

erfolgreich abgewehrt werden. 1988 schließlich wurde die<br />

technische und wissenschaftliche Betreuung des Museums an die<br />

Generaldirektion der Staatlichen Naturwissenschaftlichen Sammlungen<br />

<strong>Bayern</strong>s übertragen.<br />

Bestand und vorbereitende Untersuchungen<br />

Das Ersche<strong>in</strong>ungsbild des Raumes mit der Ausstattung war stark<br />

geprägt und bee<strong>in</strong>trächtigt durch e<strong>in</strong>e abgetönte Weißfassung<br />

der vorangegangenen Renovierung. Die dispersionsgebundene, titanweißpigmentierte<br />

Lackfassung der Ausstattung lag auf e<strong>in</strong>em<br />

starken Schichtenpaket aus zahlreichen Reparaturen und Überfassungen,<br />

die den Aufbau der plastischen Formen, besonders der<br />

Profilierungen und bildhauerischen Verzierungen der Schränke<br />

negierten. Die Büsten und Scharniere wiesen e<strong>in</strong>e dicke Goldbronzeabfassung<br />

auf und die Metallgitterelemente der Galerie<br />

setzten sich <strong>in</strong> schwarzer Lackfarbe ab. Lediglich die Vasenaufsätze<br />

der freistehenden Vitr<strong>in</strong>en waren mit kunstvoll gefassten<br />

Blattmetallauflagen mit blauer Absetzung versehen.<br />

Äußerst negativ wirkte sich die spezifische Alterungs- und<br />

Materialcharakteristik des mit Leimfarbe getünchten Gewölbeplafonds<br />

auf den Raume<strong>in</strong>druck aus, die Wandoberflächen erschienen<br />

stumpf. Die gestaffelte Raumtiefe der Saalarchitektur<br />

war so kaum wahrnehmbar, der neuzeitliche Riemenparkettboden<br />

unterstrich die re<strong>in</strong> praktische Nutzung.

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