Download - Museen in Bayern
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84 Berichte/Aktuelles<br />
Zwischen Kultus<br />
und Kunst<br />
Museumsleiter Ferd<strong>in</strong>and Steffan<br />
verabschiedet sich <strong>in</strong> den Ruhestand<br />
Albrecht A. Gribl<br />
Museumsleiter Ferd<strong>in</strong>and Steffan bei se<strong>in</strong>er letzten Führung Ende<br />
Oktober 2010 ganz <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Element ….<br />
„Vielen Dank“ – setzte er schlicht und e<strong>in</strong>fach unter die beiden<br />
Bildmotive se<strong>in</strong>er Abschiedskarte: oben die Fassade des Städtischen<br />
Museums <strong>in</strong> Wasserburg, darunter e<strong>in</strong>e K<strong>in</strong>derschar um<br />
ihren Lehrer – oder den Museumsleiter?<br />
Ferd<strong>in</strong>and Steffan g<strong>in</strong>g be<strong>in</strong>ahe lautlos mit Ende Oktober<br />
2010 <strong>in</strong> den Ruhestand. Diese Nachricht für sich wäre der Mitteilung<br />
nicht wert, wäre der Tatbestand nicht mit zwei Berufsleben<br />
als Lehrer für Late<strong>in</strong> und Religion sowie als „Kulturschaffender“<br />
im weitesten S<strong>in</strong>n der historischen Dimension dieses Begriffs verbunden.<br />
E<strong>in</strong>en „Animateur“, „Spieler“ und „Verzauberer der D<strong>in</strong>ge“<br />
nannte ihn der Laudator bei der Verleihung des Kulturpreises<br />
des Landkreises Rosenheim für das Jahr 2000, e<strong>in</strong>en „Glücksfall“<br />
der Bezirkstagspräsident von Oberbayern bei der Übergabe der Bezirksmedaille<br />
2009. Bereits 1992 war Steffan für se<strong>in</strong>e Verdienste<br />
um die Bewahrung und Pflege der Kunst- und Kulturdenkmäler<br />
des Landkreises mit der Bayerischen Denkmalschutzmedaille und<br />
1993 mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet<br />
worden.<br />
Ferd<strong>in</strong>and Steffan verkörpert nach den Aufbaupionieren nach<br />
dem 2. Weltkrieg – heimatkundlich <strong>in</strong>teressierten Lehrern, auch<br />
Pfarrern – die zweite Generation ehren- und nebenamtlicher Museumsleiter.<br />
1943 geboren, sattelte er nach dem Staatsexamen<br />
(1969) e<strong>in</strong> Zweitstudium zur Frühgeschichte und Prov<strong>in</strong>zialrömischen<br />
Geschichte drauf, das er 1977 mit dem Titel „Magister<br />
Artium“ abschloss. Schon e<strong>in</strong> Jahr vorher war er zum Kreisheimatpfleger<br />
für den nördlichen Teil des Landkreises Rosenheim bestellt<br />
worden. Im April 1980 übernahm er von dem akademischen<br />
Bildhauer Willi Ernst die Leitung des Heimathauses.<br />
Voller Dynamik g<strong>in</strong>g Steffan <strong>in</strong> den folgenden Jahren daran,<br />
das bereits 1888 gegründete und <strong>in</strong>sbesondere wegen se<strong>in</strong>es Möbelbestands<br />
weit bekannte „Heimatmuseum“ unter H<strong>in</strong>zunahme<br />
ganzer Werkstätten aus örtlichem Handwerk, Handel und Gewerbe<br />
zum städtischen Museum auszubauen. Die gesamte Ausstellung<br />
wurde straffer gegliedert und nach und nach mit Texten versehen.<br />
Im 1. OG rückte Steffan mit se<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en Helfermannschaft die<br />
schweren Stollentruhen e<strong>in</strong> wenig zur Seite, um zum<strong>in</strong>dest e<strong>in</strong>e<br />
bescheidene Sonderausstellungsfläche zu gew<strong>in</strong>nen.<br />
Geld war wenig da. Selbst die zu Rate gezogene damalige Abteilung<br />
nichtstaatliche <strong>Museen</strong> beim Bayerischen Nationalmuseum<br />
vermochte weniger f<strong>in</strong>anziell zu fördern als konzeptionell und<br />
gestalterisch mitzuarbeiten. Dennoch konnten Stadt und Museumsleiter<br />
mit Genugtuung schon 1982 e<strong>in</strong>e erste Überarbeitung<br />
vorstellen. Und wenn man es recht betrachtet, haben Überarbeitung,<br />
Erweiterung und Abrundung von Beständen, Wissen und<br />
Vermittlung <strong>in</strong> der Ära Steffan bis zum Schluss nicht aufgehört.<br />
Selbst wenn der Museumsleiter für se<strong>in</strong>e nebenamtliche Tätigkeit<br />
im Museum offiziell von e<strong>in</strong>igen Unterrichtsstunden pro<br />
Woche befreit war – <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er „Arbeitsplatzbeschreibung“ veranschlagt<br />
Steffan selbst sechs „regelmäßige“ und zwei „unregelmäßige“<br />
Arbeitsstunden; die tatsächliche Zahl dürfte niemand gezählt<br />
haben – war es mit dem Aufenthalt <strong>in</strong> der Herrengasse nicht<br />
getan. Steffans Bibliographie zählt ohne Zeitungsartikel über<br />
500 Beiträge und fünf eigenständige Bücher, viele davon Museumsthemen<br />
gewidmet. Er trat schon sehr früh durch die Erstellung<br />
museumspädagogischer Materialien für Lehrer und Schüler<br />
hervor, hat den Kontakt zu Schulen gesucht, hat Veranstaltungen<br />
und Konzerte im Museum durchgeführt und <strong>in</strong> den 31 Jahren<br />
se<strong>in</strong>er Tätigkeit an die 80 Sonderausstellungen erarbeitet bzw.<br />
begleitet. Se<strong>in</strong>e persönlichen Führungen für Jung und Alt s<strong>in</strong>d für<br />
die vielen, die dabei waren, unvergesslich, da er zu erzählen und<br />
zu veranschaulichen wusste, abgesehen davon, dass sich h<strong>in</strong>ter<br />
den meisten der von ihm beigebrachten Exponate Geschichten<br />
(wie) aus dem wirklichen Leben verbargen.<br />
Der Berichterstatter konnte Herrn Steffan von der ersten<br />
Stunde se<strong>in</strong>es Museumsamtes an <strong>in</strong> gewisser Weise begleiten.