Download - Museen in Bayern
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6 Museumsporträt<br />
a Der E<strong>in</strong>gangsbereich zur Ausstellung.<br />
brochene Zeitl<strong>in</strong>ie historischer Kont<strong>in</strong>uität sorgte der Schlussredner<br />
Benjam<strong>in</strong> Ferencz, der 1947 Chefankläger im so genannten<br />
E<strong>in</strong>satzgruppenprozess gewesen war und sich nach wie vor<br />
unermüdlich für e<strong>in</strong>e Ratifizierung des Rom-Statuts von 1998<br />
durch die USA und damit für deren Beitritt zum Internationalen<br />
Strafgerichtshof e<strong>in</strong>setzt. Sie alle trafen sich an historischer<br />
Stätte, im Saal 600 des Nürnberger Schwurgerichts, zu e<strong>in</strong>em<br />
Festakt, mit dem das Memorium Nürnberger Prozesse e<strong>in</strong>geweiht<br />
wurde, e<strong>in</strong>e aus dem Schwurgerichtssaal, e<strong>in</strong>er umfassend <strong>in</strong>formierenden<br />
Dauerausstellung und den üblichen Serviceangeboten<br />
bestehenden E<strong>in</strong>richtung. Sie bildet museal gesehen den Schlussste<strong>in</strong><br />
Nürnbergs bei der Aufarbeitung se<strong>in</strong>er Rolle <strong>in</strong> der Zeit des<br />
„Dritten Reichs“.<br />
Als „Stadt der Reichsparteitage“ und Ort der 1935 verkündeten<br />
antisemitischen Rassengesetze verknüpft sich der Name<br />
Nürnbergs wie nur wenige anderer deutscher Städte mit der Epoche<br />
des Nationalsozialismus. Aus der E<strong>in</strong>sicht <strong>in</strong> diese Verstrickung<br />
haben sich Stadt und Bürgerschaft seit Mitte der achtziger<br />
Jahre immer <strong>in</strong>tensiver mit der NS-Vergangenheit ause<strong>in</strong>andergesetzt.<br />
Wesentliche Ergebnisse dieses oft schmerzvollen Denk-<br />
und Handlungsprozesses waren hierbei unter anderen der Internationale<br />
Nürnberger Menschenrechtspreis (1995) als bewusste<br />
Antwort auf die braune Vergangenheit der Stadt und 2001 die<br />
Eröffnung des mit Hilfe der Bundesrepublik Deutschland, des<br />
Freistaats <strong>Bayern</strong> und weiterer Förderer geschaffenen Dokumentationszentrums<br />
Reichsparteitagsgelände, das <strong>in</strong> den ersten neun<br />
Jahren se<strong>in</strong>es Bestehens von mehr als e<strong>in</strong>e<strong>in</strong>halb Millionen Menschen<br />
aus aller Welt besucht wurde.<br />
Nun ist Nürnberg aus historischer Sicht nicht nur der Schauplatz,<br />
an dem sich e<strong>in</strong> diktatorisches Regime auf dem Höhepunkt<br />
se<strong>in</strong>er Macht und auf dem Weg <strong>in</strong> den Zweiten Weltkrieg präsentierte,<br />
sondern auch die Stadt des Gerichts über die NS-Verbrechen.<br />
In den fünfundsechzig Jahren seit der Eröffnung des Internationalen<br />
Militärgerichtshofs der damaligen Alliierten ist die<br />
Er<strong>in</strong>nerung an das <strong>in</strong> Nürnberg durchgeführte Verfahren <strong>in</strong> aller<br />
Welt präsent. Ke<strong>in</strong> Zweifel: Der Saal 600 des Nürnberger Jus-<br />
tizgebäudes, <strong>in</strong> dem sich erstmals <strong>in</strong> der Geschichte hochrangige<br />
Repräsentanten e<strong>in</strong>es Staates persönlich wegen Kriegsverbrechen<br />
und Verbrechen gegen die Menschlichkeit verantworten mussten,<br />
ist e<strong>in</strong> Ort der Weltgeschichte. Allerd<strong>in</strong>gs, das sei hier e<strong>in</strong>geräumt,<br />
war dies hierzulande nicht immer e<strong>in</strong>e allseits ungeteilte,<br />
öffentliche Me<strong>in</strong>ung, im Gegenteil: Der Nürnberger Prozess, den<br />
man noch bis vor gar nicht so langer Zeit als „Siegerjustiz“ abtun<br />
mochte und der deutsche Verbrechen unvorstellbaren Ausmaßes<br />
zu Tage brachte, wurde über Jahrzehnte ebenso verdrängt wie die<br />
übrige Er<strong>in</strong>nerung an die NS-Zeit.<br />
Tempi passati. Immerh<strong>in</strong> eröffneten die museen der stadt<br />
nürnberg im Jahr 2000 <strong>in</strong> Kooperation mit den Bayerischen Justizbehörden<br />
an den Wochenenden zunächst e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong>en regelmäßigen<br />
öffentlichen Führungsbetrieb im Schwurgerichtssaal.<br />
Seitdem stiegen die Besucherzahlen alle<strong>in</strong> an den Wochenenden<br />
von anfänglich 3.600 auf knapp 20.000 im Jahr 2007. Darüber<br />
h<strong>in</strong>aus besichtigten schätzungsweise weitere 20.000 Besucher<br />
pro Jahr den Saal im Rahmen von organisierten, vom e<strong>in</strong>fachen<br />
Justizbeamten bis h<strong>in</strong>auf zum Oberlandesgerichtspräsidenten betreuten<br />
Führungen auch unter der Woche. Mit Blick auf die rasch<br />
wachsende Zahl von Besuchern weit über Deutschland h<strong>in</strong>aus war<br />
es der Stadt Nürnberg nunmehr e<strong>in</strong> Anliegen von hoher Dr<strong>in</strong>glichkeit,<br />
den Saal 600 im Kontext e<strong>in</strong>es Memoriums Nürnberger<br />
Prozesse so zu präsentieren, wie es se<strong>in</strong>er historischen Bedeutung<br />
entspricht. Die wesentlichen Voraussetzungen dafür erfüllten<br />
sich rasch: Ausschlaggebend war die „Entdeckung“ e<strong>in</strong>es großen,<br />
nicht ausgebauten Raums im Dachgeschoss des Ostbaus, der prädest<strong>in</strong>iert<br />
schien für die E<strong>in</strong>richtung e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en Ausstellung.<br />
Durch die H<strong>in</strong>zunahme weiterer Räume auf dieser Ebene konnte