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Download - Museen in Bayern

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österreichschen Gastgeber aus. Bei e<strong>in</strong>em kurzen Gang durch die<br />

Geschichte Oberösterreichs stellte er die wichtige Rolle des Christentums<br />

heraus, beg<strong>in</strong>nend mit den Klostergründungen im 8. Jh.,<br />

über Wallfahrten, den im 16. Jh. prägenden Protestantismus und<br />

die folgende Gegenreformation. Bei der Gründung des oberösterreichischen<br />

Landesmuseums 1833 erhielt es viele Objekte aus Kirchen<br />

und Klöstern. Im Gegensatz zu alten Diözesen wie Wien und<br />

Salzburg besitzt die vergleichsweise junge Diözese L<strong>in</strong>z ke<strong>in</strong> eigenes<br />

Diözesanmuseum. Teilweise dramatische Zustände beklagte<br />

Assmann <strong>in</strong>nerhalb der oft vernachlässigten naturhistorischen<br />

Sammlungen der Klöster. Die Vergleichsobjekte etwa aus dem 19.<br />

Jh. wären aber von größter Bedeutung für die Biodiversitätsforschung.<br />

Abschließend er<strong>in</strong>nerte Assmann daran, dass neben dem<br />

Christentum auch der Islam, Judentum und Esoterik Themen der<br />

<strong>Museen</strong> s<strong>in</strong>d oder se<strong>in</strong> sollten.<br />

Der Würzburger Domkapitular Dr. Jürgen Lenssen, <strong>in</strong> der Diözese<br />

Leiter der Hauptabteilung Bau- und Kunstwesen, stellte <strong>in</strong><br />

se<strong>in</strong>em Vortrag „<strong>Museen</strong> als selbständige Träger der Botschaft“<br />

die nicht zuletzt von ihm vorangetriebenen Gründungen von <strong>in</strong>zwischen<br />

sieben dezentralen <strong>Museen</strong> zu christlicher Kunst und<br />

christlichen Inhalten vor, die e<strong>in</strong> herkömmliches Diözesanmuseum<br />

ersetzen sollen. In vielen <strong>Museen</strong> präsentiere man den Besuchern<br />

religiöse Objekte, die ihnen <strong>in</strong>zwischen völlig fremd geworden<br />

seien und die sie nicht mehr zuordnen könnten. Es müsse die<br />

Absicht kirchlicher <strong>Museen</strong> se<strong>in</strong>, den Menschen Deutungshilfen <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er künstlerischen Sprache zu geben, die Bezug zu ihrer Lebenswelt<br />

herstellt. Die kirchlichen <strong>Museen</strong> sollten dabei nicht missionieren<br />

und den Besuchern ke<strong>in</strong>e Botschaft überstülpen, sondern<br />

als Räume des Dialogs dienen, gleichzeitig nicht zur Selbstdarstellung<br />

missbraucht werden. Lenssen reklamierte <strong>in</strong>nerhalb der<br />

Kirche Freiräume im Umgang mit der Kunst und er<strong>in</strong>nerte daran,<br />

dass der Begriff „Entartete Kunst“ ke<strong>in</strong>e Wortschöpfung der Nazis<br />

sei, sondern aus dem kirchlichen Sprachgebrauch stamme.<br />

Dr. Hana Dvorakova, die Leiter<strong>in</strong> der Ethnographischen Abteilung<br />

des Mährischen Landesmuseums <strong>in</strong> Brünn (Brno), gab e<strong>in</strong>en<br />

fundierten Überblick über die Geschichte der tschechischen und<br />

mährischen <strong>Museen</strong> mit religiösen Bezügen, etwa die Gründung<br />

der Diözesanmuseen <strong>in</strong> Budweis (Česke Budejovice) und Pilsen<br />

(Plsen) 1895, <strong>in</strong> Brünn 1992. In der kommunistischen Ära sei<br />

die religiöse Kunst wertneutral als Kunst präsentiert worden. Für<br />

den Bereich der Volksreligiosität verwies die Redner<strong>in</strong> auf neue<br />

Bestände, etwa die umfangreiche Sammlung e<strong>in</strong>es Magistratsbeamten,<br />

die <strong>in</strong>s Prager Volkskundemuseum übernommen worden<br />

sei, und auf die Bedeutung der Forschungsarbeiten von Gertraud<br />

We<strong>in</strong>hold aus den 1960er Jahren zur Wallfahrtstradition etwa <strong>in</strong><br />

Přibram.<br />

Die Reformation spielt <strong>in</strong> der Geschichte Oberösterreichs e<strong>in</strong>e<br />

wichtige Rolle. Dennoch war bis zur Gründung des Evangelischen<br />

Museums <strong>in</strong> Rutzenmoos <strong>in</strong> der Bevölkerung kaum bekannt, dass<br />

<strong>in</strong> der zweiten Hälfte des 16. Jh. Oberösterreich wie das benachbarte<br />

Böhmen mehrheitlich „lutherisch“ waren. In den Zeiten<br />

der Gegenreformation wurden viele, die sich zu der reformierten<br />

Kirche bekannten, vertrieben, andere führten ihren Glauben im<br />

Geheimen fort. Erst 1961 brachte e<strong>in</strong> Toleranzgesetz die volle<br />

Gleichberechtigung. Super<strong>in</strong>tendent i. R. Hansjörg Eichmeyer und<br />

se<strong>in</strong>e Frau Ulrike Eichmeyer-Schmid stellten das Museum vor, das<br />

derzeit auch e<strong>in</strong>e wichtige Rolle im Rahmenprogramm der Landesausstellung<br />

„Renaissance und Reformation“ spielt.<br />

E<strong>in</strong>en Ausflug <strong>in</strong> die – vielleicht – mediale Zukunft der <strong>Museen</strong><br />

bot Dr. Ra<strong>in</strong>er Tredt, Cultural Innovations London, <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em<br />

Bericht über das Projekt e<strong>in</strong>er musealen Ausstellung, die geme<strong>in</strong>sam<br />

mit anderen Aktivitäten zur Wiederbelebung des ehemaligen<br />

Klosters Heidenheim beitragen soll. Das Kloster, 752 gegründet<br />

und schon bald zum e<strong>in</strong>zigen Doppelkloster des kont<strong>in</strong>entalen<br />

Europa ausgebaut, war im 16. Jh. von den Ansbacher Markgrafen<br />

Berichte/Aktuelles 69<br />

aufgehoben worden. Die Ausstellung soll nun anhand von drei<br />

Leitepochen (8. Jh. Gründung, 12. Jh. Reformierung, 16. Jh.<br />

Auflösung) die Besucher über die Klostergeschichte <strong>in</strong>formieren,<br />

wobei e<strong>in</strong> <strong>in</strong>teraktives Besucherleitsystem <strong>in</strong>dividuelle Schwerpunktsetzungen<br />

ermöglicht. Erstaunen, aber auch Skepsis rief die<br />

Vorstellung e<strong>in</strong>er Infowand hervor, bei der nach Blickkontakt auf<br />

Hot Spots die gewünschten Informationen differenziert nach Besuchergruppen<br />

(Erwachsene, K<strong>in</strong>der) angezeigt werden sollen.<br />

Die Sammlung Veichtlbauer, e<strong>in</strong>en wichtigen Schwerpunkt<br />

<strong>in</strong>nerhalb der Bestände des Innviertler Volkskundehauses <strong>in</strong> Ried i.<br />

Innkreis, stellte dessen Leiter<strong>in</strong> Dr. Siegl<strong>in</strong>de Frohmann vor. Pfarrer<br />

Veichtlbauer hatte von 1909 bis zu se<strong>in</strong>em Tod im Jahr 1939<br />

Gegenstände der Volksfrömmigkeit, vor allem auch Amulette und<br />

andere D<strong>in</strong>ge mit zugeschriebenen Heil- und Schutzkräften, gesammelt<br />

und sie dem 1933 eröffneten Museum übergeben. Über<br />

die wissenschaftliche, konservatorische und konzeptionelle Neubearbeitung<br />

der Sammlung religiöser Kunst der Zwickauer Kunstsammlungen<br />

<strong>in</strong>formierten die Restaurator<strong>in</strong> Siegl<strong>in</strong>de Prehn und<br />

die Museolog<strong>in</strong> und Museumspädagog<strong>in</strong> Fabia Günther-Sperber.<br />

Nicht zuletzt e<strong>in</strong> <strong>in</strong> den 1920er Jahren zum Schutz gegen Ano-<br />

bienbefall angewendetes Öltränkungsverfahren hat die wertvollen<br />

spätmittelalterlichen und frühbarocken Skulpturen stark<br />

geschädigt. Parallel zu den aufwändigen Sicherungsmaßnahmen<br />

an den Objekten wird derzeit e<strong>in</strong>e neue Ausstellungskonzeption<br />

entwickelt. Die Neupräsentation der religiösen Kunstwerke soll<br />

2014/15 erfolgen.<br />

Der Besuch von Papst Benedikt XVI. 2006 <strong>in</strong> Altött<strong>in</strong>g gab den<br />

Anlass, die Schatzkammer der Wallfahrtskirche, seit dem frühen<br />

16. Jh. <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er ehemaligen Sakristei beheimatet, auszulagern,<br />

um Raum für e<strong>in</strong>e Kapelle zu erhalten. Die bedeutenden Bestände<br />

der Schatzkammer, unter Ihnen das berühmte „Goldene Rössl“,<br />

erhielten nach kurzer provisorischer Ausstellung e<strong>in</strong> neues, repräsentatives<br />

Quartier. Der Kunstreferent der Diözese Passau, Alois<br />

Brunner M. A., stellte dieses „Haus Papst Benedikt XVI. – Neue<br />

Schatzkammer und Wallfahrtsmuseum“ vor, für das e<strong>in</strong> Neubau<br />

(Architekturbüro Brückner & Brückner) <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit der<br />

Kapelladm<strong>in</strong>istration errichtet wurde. In rekordverdächtigen 10<br />

Monaten vom ersten Spatenstich bis zur Eröffnung wurde e<strong>in</strong><br />

völlig neuer Rundgang geschaffen, der Themen wie „Menschen<br />

auf dem Weg“ oder „Innehalten“ anspricht. Auch Objekte aus der<br />

Sammlung des aufgelösten Wallfahrts- und Heimatmuseums s<strong>in</strong>d<br />

<strong>in</strong> die Schau e<strong>in</strong>geflossen. E<strong>in</strong> Stadtrundgang, der Besuch des<br />

Schlossmuseums und e<strong>in</strong> abendlicher Empfang <strong>in</strong> der Freistädter<br />

Brauerei schlossen den ersten Vortragstag ab.<br />

„Aus dem Land der Toleranz: Vom musealen Umgang mit<br />

sakraler Kunst <strong>in</strong> der Oberlausitz 1990-2010“ war der Vortrag<br />

von Dr. Marius W<strong>in</strong>zeler, Direktor der Städtischen <strong>Museen</strong> Zittau,<br />

überschrieben, der das Programm des Samstags eröffnete. In den<br />

Zeiten der DDR waren zwar Zeugnisse christlicher Kultur <strong>in</strong> den<br />

<strong>Museen</strong> durchaus vorhanden, doch ruhten bedeutende Sammlungen<br />

unbeachtet <strong>in</strong> den Depots oder im kirchlichen Besitz. Nach<br />

der Wende setzte e<strong>in</strong> großes Interesse an diesen bislang vernachlässigten<br />

Werken e<strong>in</strong>. E<strong>in</strong>en wichtigen Schritt zu ihrer Wiederentdeckung<br />

stellte die erste Sächsische Landesausstellung „Zeit und<br />

Ewigkeit“ <strong>in</strong> der Zisterzienser<strong>in</strong>nen-Abtei St. Marienstern dar. Sie<br />

lockte 1998 360.000 Besucher, darunter über 1.200 angemeldete<br />

Schulklassen, <strong>in</strong> die Oberlausitz und hatte direkte Auswirkungen<br />

auf e<strong>in</strong>e Reihe von Museumsgründungen, etwa die Schatzkammer<br />

<strong>in</strong> St. Marienstern oder das Dommuseum Meißen. Diese Ausstellungen<br />

tragen nun dazu bei, das Selbstverständnis der Oberlausitz<br />

als Land der Toleranz neu zu etablieren. Unter dem Titel „Bergbaukultur<br />

und Religion im Kontext der Museumsarbeit“ befasste<br />

sich anschließend Dr. Ulrich Thiel, Direktor des Stadt- und Bergbaumuseums<br />

Freiberg, mit Zeugnissen der Verb<strong>in</strong>dung von Montanwesen<br />

und Glauben <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Museum.

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