Download - Museen in Bayern
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86 Berichte/Aktuelles<br />
Neue Bücher<br />
Lambert Grasmann: Die Hafner auf dem Krön<strong>in</strong>g und an der B<strong>in</strong>a,<br />
Straub<strong>in</strong>g 2010.<br />
E<strong>in</strong> Standardwerk zur Krön<strong>in</strong>ger Hafnerkeramik<br />
Ende Oktober 2010 stellten der Heimatvere<strong>in</strong> Vilsbiburg und der<br />
Verlag Attenkofer aus Straub<strong>in</strong>g e<strong>in</strong> Buch vor, das für zahlreiche<br />
Heimat- und Stadtmuseen <strong>in</strong> Altbayern und <strong>in</strong> den österreichischen<br />
Nachbarländern, aber auch weit darüber h<strong>in</strong>aus <strong>in</strong>teressant<br />
se<strong>in</strong> dürfte; denn es verkörpert gewissermaßen die „summa“<br />
des Schaffens e<strong>in</strong>es Keramiksammlers und -forschers, der sich <strong>in</strong><br />
dieser Spezialdiszipl<strong>in</strong> ganz dem „Krön<strong>in</strong>g“ verschrieben hat, jener<br />
Landschaft östlich von Landshut zwischen Vilsbiburg und D<strong>in</strong>golf<strong>in</strong>g,<br />
nach der auch e<strong>in</strong> Dorf und se<strong>in</strong>e Geme<strong>in</strong>de benannt ist.<br />
Lambert Grasmann, Vilsbiburger Postbeamter von 1951 bis<br />
1996, hat mittlerweile gut 40 Jahre lang die Krön<strong>in</strong>ger Hafner-<br />
Landschaft untersucht und dabei „Keramik-Geschichte“ geschrieben,<br />
wie der Keramikspezialist Ingolf Bauer vom Bayerischen<br />
Nationalmuseum <strong>in</strong> der Festschrift für L. Grasmann zum 70. Geburtstag<br />
anerkennend festgestellt hat. * Der Kreisheimatpfleger<br />
(1996-2008) und Museumsleiter (seit 1968 kommissarisch, seit<br />
1973 offiziell) ist entsprechend se<strong>in</strong>em Schwerpunkt<strong>in</strong>teresse<br />
auch <strong>in</strong> der anzuzeigenden Publikation mit 29 Beiträgen, darunter<br />
drei selbständigen Werken, vertreten. Jetzt hat L. Grasmann se<strong>in</strong><br />
Krön<strong>in</strong>ger Lebenswerk mit Hilfe der „Attenkofer’schen Buch- und<br />
Kunstdruckerei“ <strong>in</strong> Landshut und Straub<strong>in</strong>g als opulenten Band<br />
mit rund 400 Seiten vorgelegt.<br />
Der erste Blick bee<strong>in</strong>druckt und irritiert zugleich: Das Umschlagbild<br />
gibt sich etwas mystisch mit „schwarzen“ Essigkrügen<br />
im Vordergrund, die sich schemenhaft nach h<strong>in</strong>ten fortsetzen und<br />
im tiefblauen Fond verschwimmen, so als hätte e<strong>in</strong> Taucher unlängst<br />
versenkte Schätze eben mit se<strong>in</strong>em Handsche<strong>in</strong>werfer entdeckt.<br />
Auf der Buchrückseite ist der Spruchteller „Es lebe das edle<br />
Handwerk der Hafner“ e<strong>in</strong>kopiert. Das Anblättern offenbart sehr<br />
rasch die Intention des Autors: Teilhabe des Lesers und Betrachters<br />
an se<strong>in</strong>er jahrzehntelangen Arbeit <strong>in</strong> Archiv, Feldforschung,<br />
Typisierung, Beschreibung und Katalogisierung.<br />
Das Inhaltsverzeichnis lässt zwei große Blöcke erkennen, zum<br />
e<strong>in</strong>en Kapitel zur Geschichte der Krön<strong>in</strong>ger Hafnerei, zur Handwerksorganisation,<br />
zu den Hafnern mit ihrer Arbeit und dem Vertrieb<br />
ihrer Ware, zum anderen e<strong>in</strong>en Katalog der Produkte mit<br />
Gefäßen, Kacheln und Sonderformen, e<strong>in</strong>geleitet von Kurzdarstellungen<br />
des Forschungsstands und zum Sammlungsbestand im<br />
örtlichen Museum, im benachbarten Museum der Stadt D<strong>in</strong>golf<strong>in</strong>g,<br />
den <strong>Museen</strong> der Stadt Landshut sowie weiteren ausgewählten<br />
bayerischen <strong>Museen</strong> und im Volkskundemuseum Wien.<br />
Das zweispaltig angelegte Buch arbeitet fundiert mit kapitelweise<br />
durchnummerierten Fußnoten, Tabellen, Formentafeln,<br />
zahlreichen historischen Fotos und durchwegs farbigen Abbildungen<br />
im Katalogteil.<br />
Der Krön<strong>in</strong>g und se<strong>in</strong>e Hafner gew<strong>in</strong>nen bei der Lektüre des<br />
ersten Teils von Seite zu Seite an Konturen. Voraussetzungen,<br />
wirtschaftlich-soziale E<strong>in</strong>gebundenheit <strong>in</strong> Handwerksorganisation<br />
und private Situation werden anhand unzähliger E<strong>in</strong>zelbelege<br />
lebendig. Dabei lässt Grasmann nie die fe<strong>in</strong>en Unterschiede oder<br />
Gleichheiten bei den beiden Teilregionen Krön<strong>in</strong>g – im engeren<br />
S<strong>in</strong>n die Dörfer um die „Hafnerstadt“ Jesendorf nördlich der Vils<br />
– und dem Tal der B<strong>in</strong>a südlich der Vils mit dem zentralen Siebengadern<br />
außer Acht.<br />
Begonnen hat alles mit der Nennung von drei Hafnern an der<br />
B<strong>in</strong>a im Jahr 1301. Die erste Krön<strong>in</strong>ger Hafnerordnung von 1428<br />
legte dann den rechtlichen Grund für die Entwicklung bis zur<br />
Blütezeit <strong>in</strong> der zweiten Hälfte des 18. und dem ersten Drittel des<br />
19. Jahrhunderts. Die Handwerksrolle nennt für das Jahr 1767<br />
<strong>in</strong>sgesamt 72 Werkstätten an 46 Orten. Was die Menge der produzierten<br />
Ware betrifft, wagt der Autor ke<strong>in</strong>e Aussage oder auch<br />
nur Schätzung. Er lässt stattdessen Beschreibungen des Krön<strong>in</strong>g<br />
sprechen. So etwa rechnet der Aufklärer Joseph v. Obernberg <strong>in</strong>