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Download - Museen in Bayern

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32 Museumsporträt<br />

a Nach modernen präparatorischen Maßstäben unzulängliche<br />

Präparate, <strong>in</strong> diesem Fall „Petermännchen“-Fische, wurden meist<br />

im Saal belassen. Sie fügen sich als historische Exponate <strong>in</strong> den<br />

Charakter des Raums e<strong>in</strong>.<br />

b Blick auf die dem Galeriee<strong>in</strong>gang gegenüberliegende Stirnseite<br />

mit dem Portrait des Max IV. Joseph, wohl noch <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Stellung<br />

als Kurfürst von <strong>Bayern</strong>.<br />

lagen der oberen Galerie erst im frühen 20. Jahrhundert. Das<br />

bauzeitliche Farbkonzept an den Büsten wurde, wie die Außenanstriche<br />

der Schränke, Türen und Paneele, bis heute tradiert, wenn<br />

auch <strong>in</strong> allen Fällen technisch und ästhetisch unzureichend.<br />

Das Instandsetzungsziel umfasste im Wesentlichen e<strong>in</strong>e<br />

Wiederherstellung der weißen und blau gefassten Oberflächen<br />

<strong>in</strong> Anlehnung an die orig<strong>in</strong>ale Farbigkeit unter Bewahrung der<br />

historisch relevanten Farbschichten. Hierzu war es notwendig,<br />

die neuzeitliche, substanzbelastende Dispersionslackfassung der<br />

Ausstattung chemisch/mechanisch abzunehmen, die historisch<br />

relevanten Farbschichten zu konsolidieren und e<strong>in</strong>e fachgerechte<br />

Untergrundvorbereitung vorzulegen. Nach Abnahme der Dispersionslackfassung<br />

wies die Ausstattungsoberfläche mit ihren Fassungsaltbeständen<br />

e<strong>in</strong>en <strong>in</strong>homogenen Farbcharakter auf und<br />

musste, bevor die neue Farbschicht aufgebracht wurde, mit e<strong>in</strong>er<br />

egalisierenden Zwischenschicht vorgrundiert werden. Nach deren<br />

vollständiger Aushärtung konnte die neue Weißfassung aufgebracht<br />

werden. Bei den verwendeten Pigmenten handelt es sich<br />

um Ch<strong>in</strong>a-Clay <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Ausmischung mit Titanweiß. Die Pigmente<br />

wurden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Öltempera gebunden.<br />

Die Grundlage der blauen Abfassungen bildet künstliches<br />

Azurit (Bremer Blau) <strong>in</strong> speziell aufbereiteter Form. Im Zuge der<br />

Maßnahme wurde die zielführende Umsetzung der Blaufassung<br />

zum Weißfassungsbestand über Arbeitsmuster ermittelt. Zur Gewährleistung<br />

e<strong>in</strong>er im Befundvergleich authentisch wirkenden<br />

Blaufassung musste vorab e<strong>in</strong>e ausreichend raue Grundierung<br />

für den Azuritaufstrich hergestellt werden. Hierzu wurde der<br />

Kreidegrund mit Hohlglaskügelchen versetzt. Die leimgebundene<br />

Blaufasssung konnte dann <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em geübten Arbeitsgang, ohne<br />

Streifenbildung, aufgebracht werden. Die Grünerdefassung der<br />

Vitr<strong>in</strong>enböden orientiert sich <strong>in</strong> B<strong>in</strong>dung und Fasstechnik an der<br />

Blaufassung. Die bestandsbewahrende Re<strong>in</strong>tegration der neuzeitlich<br />

goldbronzierten Büsten <strong>in</strong> Anlehnung an die historische<br />

E<strong>in</strong>streutechnik wurde mittels moderner Glitzer-Pigmente ausgeführt.<br />

Die neue Überfassung der Eisenelemente des Galeriegeländers<br />

besteht aus e<strong>in</strong>er handgemischten Ölfarbe unter Re<strong>in</strong>tegration<br />

der goldfarbenen Blütenfassung. Die blau befundeten Bleistege<br />

der Schränke, Klobenspitzen und Schlossstege wurden mit der<br />

gleichen Ölfarbe abgefasst. Die Farbigkeit orientiert sich an der<br />

historischen Umschreibung „Stahlblau“, <strong>in</strong> Abgleich mit den Befundergebnissen.<br />

Die verbrauchte 80er-Jahre Leimfarbfassung der Wand und<br />

des Gewölbes wurde durch e<strong>in</strong>e objektgerechte Fassung <strong>in</strong> Kalktechnik<br />

ersetzt, wobei der historische Kalkfassungsbestand erhalten<br />

blieb. Die monochrome Blaufassung des Mittelspiegels<br />

orientiert sich an der naturwissenschaftlich nachgewiesenen<br />

Erstfassung <strong>in</strong> Bremer Blau.<br />

Nach Ausbau der neuzeitlichen Parkettbeläge wurde der<br />

bauzeitliche Holzkassetten- und Dielenboden von den unsachgemäßen<br />

Beschichtungen gere<strong>in</strong>igt. Neben erheblichen Schwundrissen<br />

(Spalten) waren Kratzer, aufgerissene Nagellöcher und<br />

Wasserflecken vorhanden. Risse und offene Fugen wurden holztechnisch<br />

ausgespänt, Nagellöcher gekittet bzw. verleimt. Nach<br />

abschließender Leimlösche und selektiver Retusche wurde e<strong>in</strong>e<br />

mehrschichtige Oberflächenbeschichtung mit Wachs/Naturharzgrund<br />

aufgebracht.<br />

Um e<strong>in</strong>e Nachhaltigkeit der aufwändigen Maßnahme zu erzielen,<br />

mussten auch raumklimatische Vorkehrungen getroffen<br />

werden. Messungen ergaben extreme Luftfeuchtigkeitssprünge<br />

<strong>in</strong>nerhalb weniger Tage, die sowohl auf falsche Lüftung als auch<br />

auf den ständigen Luftaustausch mit dem Treppenhaus zurückzuführen<br />

s<strong>in</strong>d. Zur Abhilfe wurde am E<strong>in</strong>gang zum Saal e<strong>in</strong>e Klimaschranke<br />

e<strong>in</strong>gebaut, die auf Tastsignal den Weg nur kurzzeitig<br />

freigibt und wieder schließt. Außerdem wird derzeit e<strong>in</strong> Lüftungs-

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