Lineare Algebra 2 für Lehramtsstudierende (GS/HS/RS)
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S. Hilger, <strong>Lineare</strong> <strong>Algebra</strong> 2 (<strong>GS</strong>/<strong>HS</strong>/<strong>RS</strong>) SS 2010 71<br />
6 Elementare affine Geometrie<br />
6.1 Affine Räume<br />
Was sind freie Vektoren, Verschiebungsvektoren, Ortsvektoren, Punkte, Klassen parallelgleicher<br />
Pfeile,. . . ?<br />
Definition Eine Menge P heißt (reeller) affiner Raum der Dimension n, wenn es einen<br />
reellen Vektorraum V der Dimension n gibt und eine Abbildung<br />
τ :<br />
V × P → P<br />
(v, P ) ↦→ τv(P ) =: P + v,<br />
so dass die folgenden drei Eigenschaften erfüllt sind:<br />
(1) Für jedes feste v ∈ V ist τv : P → P eine bijektive Abbildung.<br />
(2) Zu P, Q ∈ P gibt es genau ein v ∈ V , so dass<br />
τv(P ) = Q.<br />
Dieser Verbindungsvektor v wird dann mit −→<br />
P Q bezeichnet.<br />
(3) Für v, w ∈ V gilt:<br />
τv ◦ τw = τv+w.<br />
Die Elemente von P heißen die Punkte des affinen Raumes.<br />
Die Abbildungen τv heißt Translation oder Verschiebung (in P) um den Vektor v. Deshalb<br />
kann der Vektorraum V auch als der Vektorraum der Translationen von P bezeichnet<br />
werden.<br />
Die Zuordnung<br />
V → { Abbildungen P → P }<br />
v ↦→ τv<br />
heißt auch (Translations–)Operation des Vektorraums V auf der Menge P.<br />
Mit dieser Definition wird eine Unterscheidung von Punkten (den statischen Objekten)<br />
und den Verschiebungen (den dynamischen Objekten) in der Geometrie möglich.<br />
Die Schreibweise in der Definition von τ macht bereits deutlich, dass man sich die Operation<br />
von V auf P vorstellen kann als eine Art Anheften des Vektorpfeils v an einen Punkt<br />
P ∈ P. Das Bild Q = P + v ist dann durch die Spitze des Pfeils festgelegt.<br />
Dass sich ein affiner Raum von dem Vektorraum seiner Translationen nur wenig unterscheidet,<br />
wird in dem folgenden Satz deutlich: