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Michael Brie, Cornelia Hildebrandt, Meinhard Meuche-Mäker - eDoc

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Hierzu sollte ein Dialog über Sanierungsstrategien und fairen Interessenausgleich<br />

mit allen gesellschaftlichen Gruppen und Verbänden initiiert werden. Dieser Dialog<br />

blieb Idee. Stattdessen kam es 2002 zum Angebot für einen Solidarpakt für<br />

den Öffentlichen Dienst in Berlin.<br />

Genau an diesen Punkten setzte 2002 auch das Papier von »Berlin beginnt« an.<br />

Zuerst müsse Berlin seine finanzpolitischen Hausaufgaben machen, um Spielräume<br />

für spätere politische Handlungsfähigkeit zu schaffen. Folgerichtig stand<br />

im Zentrum der Vision »Berlin als Stadt der Bürgerinnen und Bürger« ein stadtweiter<br />

»Solidarpakt aller gesellschaftlichen Akteure« als »Einstieg in ein sozial<br />

ausgewogenes Reformprojekt für das Gemeinwesen«. Real bedeutete dies die<br />

Abkopplung der Einkommensentwicklung der Angestellten des öffentlichen<br />

Dienstes vom Bundestarif und somit Ausstieg aus dem Flächentarifvertrag. Die<br />

von den Gewerkschaften geforderte moderate Erhöhung von Löhnen und Gehältern<br />

konnte Berlin nicht zahlen, es hätte die Erhöhung der Verschuldung um jährlich<br />

250 Millionen Euro oder einen zusätzlichen Abbau von Stellen in großem<br />

Umfang bedeutet. Bereits von 1996 bis 2000 waren bereits 23 Tsd. Stellen allein<br />

im unmittelbaren Landesdienst abgebaut worden. Der hierfür als Alternative vorgeschlagene<br />

Solidarpakt umfasste den Ausschluss betriebsbedingter Kündigung,<br />

mehr Freizeit durch Arbeitszeitverkürzung, die Angleichung der Arbeitszeit in Ost<br />

und West, einen Einstellungskorridor für sieben Tsd. junge Leute. Er sollte auf einen<br />

vertraglich festgelegten Zeitraum von vier Jahren befristet sein und verlangte<br />

von den Angestellten, nicht auf monatlichen Lohn, aber auf Lohnsteigerungen zu<br />

verzichten. Für drei Jahre sollte das Urlaubs- und – beschränkt auf die höheren<br />

Einkommensgruppen – das Weihnachtsgeld ausgesetzt werden. 21 Dieser Solidarpakt<br />

wurde von den Gewerkschaften abgelehnt, ebenso die Bitte der rot-roten<br />

Koalition, analog der »Bremer Lösung« bei den Potsdamer Tarifverhandlungen<br />

2002/2003 aufgrund der extremen Haushaltsnotlage eine Notlagenklausel (Öffnungsklausel)<br />

für das Land Berlin aufzunehmen. Daraufhin trat Berlin aus den<br />

Arbeitgeberverbänden aus. 2003 wurde der Anwendungstarifvertrag für den öffentlichen<br />

Dienst abgeschlossen und bedeutete die Abkopplung der Gehaltsentwicklung<br />

vom bundesweiten Tarifstandard 22 .<br />

2003 wurde zum Jahr von Kürzungen und Einschnitten im sozialen Bereich.<br />

Dazu gehörte die weitgehende Aufhebung der Lehrmittelfreiheit, die sozial gestaffelte<br />

Kita-Gebühren-Erhöhung, die Kürzung von Mitteln für Jugendprojekte, die<br />

Kürzungen im Hochschul- und Bildungsbereich, die Erhöhung der Wassergebühren,<br />

die Kürzung der Pflegegeldzuschüsse, die Reduzierung des Blindengeldes,<br />

die Streichung des Zuschusses von 17 Mio. Euro für die Berliner Verkehrs-<br />

21 Stefan Liebich: Solidarpakt. Rede des Fraktionsvorsitzenden Stefan Liebich in der 20. Sitzung des Abgeordnetenhauses<br />

von Berlin am 31. Oktober 2002 / Aktuelle Stunde zum Solidarpakt. 31. Oktober 2002 http://www.archiv2006.pds-berlin.de/politik/dok/2002/021031stl.html<br />

22 Siehe hierzu Marian Krüger: Der öffentliche Sektor ausgewählter europäischer Hauptstädte im Vergleich. Eine<br />

Bestandsaufnahme in Berlin, London, Paris, Wien und Rom. RLS-Studie, Berlin, S. 2006<br />

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