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Michael Brie, Cornelia Hildebrandt, Meinhard Meuche-Mäker - eDoc

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schaft findet in der Gesellschaft statt. Nicht der scheinbare Automatismus der »unsichtbaren<br />

Hand des Marktes« kann Leitprinzip Grüner Wirtschaftsdemokratie<br />

sein, so die Autoren, sondern vielmehr »die für jedermann/frau sicht- und demokratisch<br />

beeinflussbare Gestaltung wirtschaftlicher und sozialer Prozesse.« 95 Im<br />

Juni 2007 ist Rüdiger Sagel aus der Partei Die Grünen ausgetreten.<br />

Der Rückblick auf die Rot-Grüne-Regierungskoalition und Aspirationen eines<br />

Teils ihrer jetzigen Führung für Schwarz-Grün sollte nicht blind machen für die<br />

Tatsache: Auch innerhalb der Partei Die Grünen gibt es (immer noch) Potentiale<br />

für einen linken Richtungswechsel. Sie sind wesentlich auch durch jenen Teil der<br />

Wählerschaft bedingt, der keinesfalls marktzentriert denkt und handelt – den »kritischen<br />

Bildungseliten«. 96 Aus einer Alibi-Funktion der Linken (Rüdiger Sagel)<br />

könnte auch wieder reale Politik werden. Die Niederlage der Parteiführung der<br />

Grünen auf dem erzwungenen Sonderparteitag im September 2007 zum Afghanistan-Einsatz<br />

der Bundeswehr ein Signal neuer Konflikte.<br />

Seit 2006 ist der Einfluss der Parteilinken bei den Grünen, wie Jochen<br />

Weichold feststellt, wieder stärker geworden. Dies zeige sich in den Diskussion<br />

zum Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr, dem Grundeinkommen/der Grundsicherung<br />

und der Wirtschaftspolitik. In Fragen von Bürgerversicherung, Kernenergie,<br />

Bürgerrechten und Demokratie sowie gesetzlichem Mindestlohn gäbe es<br />

wichtige Übereinstimmungen der offiziellen Positionen der Grünen und der Linken.<br />

97<br />

Eine neue soziale und ökologische Politik und ein anderes wirtschaftliches<br />

Wachstum sind vereinbar<br />

Dem Bündnis für einen sozialen Richtungswechsel steht in der Bevölkerung vor<br />

allem ein Vorurteil im Wege – eine soziale Politik sei zwar humaner, aber wirtschaftlich<br />

notorisch kontraproduktiv. Es ist den Neoliberalen gelungen, eine ihrer<br />

zentralen Thesen durchzusetzen: Spätestens im Zeitalter »der Globalisierung«<br />

würden Wirtschaft und Soziales in einem Gegensatzverhältnis zueinander stehen.<br />

Was dem einen nütze, schade dem anderen. Diese Ideologie ist zum herrschenden<br />

Zeitgeist geworden. Mehr noch: Es gilt bei sehr vielen die Überzeugung, dass<br />

Freiheit mit einem Weniger an Gerechtigkeit bezahlt werden müsse. Ein fürsorglicher<br />

Staat erscheint als Staat der Unfreiheit (Grafik 6). Menschlichkeit, so die<br />

Botschaft, geht auf Kosten von Wohlstand. Und gleichzeitig, so ist mit Besorgnis<br />

95 Grüne Wirtschaftsdemokratie statt der »unsichtbaren Hand des Marktes« (Kritikpapier zum »AutorInnenpapier:<br />

Grüne Marktwirtschaft«) von Werner Hager, Rüdiger Sagel, Robert Zion, Hubertus Zdebel, Jürgen Klippert (18.<br />

April 2007) (http://www.sagel.info/solid_wirtsch_lang.pdf).<br />

96 Vgl. zur Wählerschaft der Grünen auch den Beitrag von Dietmar Wittich in diesem Band.<br />

97 Jochen Weichold: Quo vadis, Grüne? Sieben Thesen zur Entwicklung der Grünen. Ms. 2007, S. 9 f.<br />

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