Michael Brie, Cornelia Hildebrandt, Meinhard Meuche-Mäker - eDoc
Michael Brie, Cornelia Hildebrandt, Meinhard Meuche-Mäker - eDoc
Michael Brie, Cornelia Hildebrandt, Meinhard Meuche-Mäker - eDoc
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
genda auf. Nun lassen sich die einzelnen globalisierungskritischen Gruppen nicht<br />
immer strikt einer Motivationskategorie zuordnen, vielmehr verbinden viele Akteur/-innen<br />
zwei oder sogar alle drei Zugänge miteinander.<br />
Streng betrachtet besteht zwischen den beiden Zugängen Delegitimation der<br />
Gipfel und konkreter Agendakritik ein gewisser Widerspruch. An eine Institution,<br />
der man das Recht zur Entscheidungsfindung abspricht, kann man schlecht Forderungen<br />
stellen (außer natürlich die Forderung, sich aufzulösen). Dass für diesen<br />
Widerspruch eine gemeinsame strategische Lösung gefunden wurde, ist den Debatten<br />
auf den Aktionskonferenzen im Vorfeld zu verdanken. Dort einigte man<br />
sich letztlich wie folgt: Auch wenn die G8 als selbst ernannte Weltregierung illegitim<br />
sind, so sind doch die Regierungen in ihrem jeweiligen Land gewählt. Und<br />
diese Regierungen wiederum kann man mit alternativen Vorstellungen konfrontieren.<br />
Im Falle von Frau Angela Merkel bestand die Herausforderung darin, in der<br />
Öffentlichkeit auf den Widerspruch zwischen ihrem verbalen Einsatz für Klimaschutz<br />
einerseits und ihren konkreten Maßnahmen, die genau das Gegenteil bewirken,<br />
hinzuweisen. So inszenierte Frau Merkel im Vorfeld gekonnt ihren Einsatz<br />
beim Gipfel für den Klimaschutz. Dieses Engagement, vor allem gegenüber<br />
den USA, war durchaus positiv. Das Problem ist jedoch, dass die politische Praxis<br />
der Bundesregierung eine andere Sprache spricht: Der Bau vieler neuer Kohlekraftwerke<br />
ist geplant, und die Bahn als umweltfreundliches Verkehrsmittel soll<br />
an die Börse. Im Ergebnis werden noch mehr Menschen zum Umsteigen aufs Auto<br />
gezwungen sein, weswegen der Gewinner dieses Börsenganges schon jetzt fest<br />
steht: Die Autoindustrie. Und dies sind nur zwei Beispiele von vielen, die zeigen:<br />
Wenn es konkret wird, vertritt Angela Merkel nicht die Interessen des Klimaschutzes,<br />
sondern die Interessen der Verschmutzerindustrie 3 .<br />
Ähnlich bigott ist das Vorgehen der Mächtigen Acht in Bezug auf die Armut<br />
in Afrika. So wurde auch dieser Gipfel genutzt, um mediengerecht den Hunger<br />
in Afrika zu beklagen. Doch gerade die Politik der G8 hat die Armut in Afrika<br />
mit zu verantworten. Schließlich haben die G8-Staaten die Verschuldung der<br />
Entwicklungsländer schamlos ausgenutzt, um diese Länder zu zwingen, ihre<br />
Schutzzölle abzubauen und ihre Sozial- und Bildungsprogramme zusammenzustreichen.<br />
Im Ergebnis wurden die Märkte von hoch subventionierten Produkten<br />
großer transnationaler Konzerne überschwemmt. Die fatale Folge davon war, dass<br />
die regionalen Kleinbäuer/-innen mit den Preisen der großen Ketten nicht mithalten<br />
konnten, viele verarmten und wurden landlos. DIE LINKE hat sich im Rahmen<br />
ihrer Kampagne dafür eingesetzt, dass die erzwungene Marktöffnung in<br />
Afrika rückgängig gemacht wird, denn in Entwicklungsländern sind Schutzzölle<br />
notwendig, damit die ansässigen Kleinbäuer/-innen gegenüber den transnationalen<br />
Nahrungsmittelkonzernen eine Chance haben.<br />
3 Vgl. dazu Sven Giegold: Das Klima als Merkel-Propaganda. Erschienen in der taz vom 19.3.2007. http://www.<br />
taz.de/pt/2007/03/19/a0133.1/text.<br />
94