06.08.2013 Aufrufe

Michael Brie, Cornelia Hildebrandt, Meinhard Meuche-Mäker - eDoc

Michael Brie, Cornelia Hildebrandt, Meinhard Meuche-Mäker - eDoc

Michael Brie, Cornelia Hildebrandt, Meinhard Meuche-Mäker - eDoc

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Partizipative Demokratie<br />

Die Demokratie hat ihren guten Ruf verloren, weil sie ganz offensichtlich nicht in<br />

der Lage ist, eine Politik gegen Mehrheitsinteressen zu verhindern (Grafik 11).<br />

Der alte Gesellschaftsvertrag wurde von oben aufgekündigt. Er hatte wachsenden<br />

Wohlstand für alle gegen die Duldung einer vom Volk weitgehend unbehelligten<br />

Elitenherrschaft beinhaltet. In dem Maße, wie die Interessen großer Bevölkerungsgruppen<br />

den Interessen der oberen Klassen und der Durchsetzung einer<br />

marktradikalen Ordnung geopfert werden, steht zwangsläufig die Demokratie auf<br />

dem Spiel. Ohne sozialen Gehalt wird ihre politische Form fragwürdig. Deswegen<br />

war die Verallgemeinerung des Wahlrechts auch an den Aufstieg der Sozial- und<br />

Wohlfahrtsstaaten gebunden. Deswegen stellten Deregulierung und Liberalisierung<br />

auch Demokratieabbau dar: »Damit hat sich der Staat freiwillig seiner eigenen<br />

wirtschaftlichen Machtinstrumente entledigt und dem Markt überlassen…<br />

Nahezu jede Privatisierung bedeutet auch die Preisgabe politischen Einflusses und<br />

gesellschaftlicher Gestaltung.« 145<br />

Grafik 11: Zufriedenheit mit der Demokratie (ARD-DeutschlandTREND, November 2006)<br />

Politischer Richtungswechsel setzt die Demokratiefrage in doppelter Weise auf<br />

die Tagesordnung. Erstens der Form nach: Direkte Partizipation wird immer wichtiger.<br />

146 Die Bereitschaft zur Delegation sinkt und die Forderung wächst, über plebiszitäre<br />

Elemente, über die Erhöhung von Transparenz, Beteiligung und die Verstärkung<br />

von Einspruchrechten Einfluss von unten her zu gewinnen. Zwar hat sich<br />

ein breites Netzwerk von NGOs herausgebildet, doch sind die Möglichkeiten gerade<br />

der unteren gesellschaftlichen Gruppen immer noch gering. Es fehlen dafür<br />

zumeist die institutionellen und sozialen sowie kulturellen Voraussetzungen. Und<br />

es mangelt an öffentlichen Räumen der Partizipation.<br />

Zweitens steht die Demokratiefrage in Bezug auf die Reichweite der Demokratie:<br />

in Gestalt der Wirtschaftsdemokratie 147 , der partizipativen Haushaltspolitik,<br />

145 Gregor Gysi: Ende der Geschichte? Über die Chancen eines modernen Sozialismus. In: Utopie kreativ, Heft<br />

198 (April 2007), S. 316.<br />

146 Vgl. dazu das Projekt Partizipation der Rosa-Luxemburg-Stiftung unter Leitung von Lutz Brangsch<br />

(http://www.brangsch.de/partizipation/).<br />

147 Joachim Bischoff, Heinz J. Bontrup, Alex Demirovic, Jörg Huffschmid, Julia Müller, <strong>Michael</strong> Schumann: Wirt-<br />

312

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!