06.08.2013 Aufrufe

Michael Brie, Cornelia Hildebrandt, Meinhard Meuche-Mäker - eDoc

Michael Brie, Cornelia Hildebrandt, Meinhard Meuche-Mäker - eDoc

Michael Brie, Cornelia Hildebrandt, Meinhard Meuche-Mäker - eDoc

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Hier gehen die Meinungen auseinander. Es heißt einerseits »der Mainstream,<br />

der muss die Fraktion sein« (F1) und andererseits wird betont: »Sie darf allerdings<br />

nicht den Anspruch erheben, die Partei führen zu wollen.« (E18) Problematisch<br />

sei, dass das politische Botschaftenmanagement fast nur noch über die Fraktion<br />

laufe. Es sei bedauerlicherweise weniger in die Öffentlichkeit als vielmehr parteiintern<br />

orientiert und könne für weiteren Konfliktstoff sorgen. Dies gelte auch für<br />

politische Grundsatzentscheidungen, die in der Fraktion gefällt würden, obwohl<br />

die inhaltliche Richtlinienkompetenz eigentlich beim Parteivorstand liegen müsse.<br />

Auch diese Frage wäre in der neuen gemeinsamen Linkspartei zu klären, damit sie<br />

sich nicht zum Konflikt auswächst.<br />

»Also wieder die Gewerkschaften...« (F8) – Zielgruppen, Umfeld und Kooperationspräferenzen<br />

der Linkspartei<br />

Breiten Raum nimmt in den Interviews die Frage ein, welche Zielgruppen für das<br />

neue Linksprojekt relevant sind. Nicht nur als potentielles Mitgliederreservoir sondern<br />

auch als Wählerpotential, als Umfeld und für strategische Kooperationen. Eine<br />

Möglichkeit, zu einer Antwort zu gelangen, ist die Analyse bisheriger Wahlergebnisse,<br />

insbesondere der Bundestagswahl 2005. Dann würde festgestellt werden, dass<br />

es »ein gespaltenes Elektorat« 35 gibt. Einerseits »diejenigen, die sich von den Einschränkungen<br />

wohlfahrtsstaatlichen Leistungen bedroht fühlen oder schon diesen<br />

Einschränkungen ausgesetzt sind. Das ist sozusagen der eher untere Teil der Gesellschaft.<br />

... Und dann die zweite Komponente ist natürlich sozusagen der Traditionsbestand<br />

der alten PDS.« (G4) Eine Einschätzung, die im Groben richtig ist, allerdings<br />

anhand der Bremer und anderer Landtagswahlergebnisse präzisiert werden müsste.<br />

Die reale Differenzierung der Wählerschaft spiegelt sich in den Antworten.<br />

Eine relevante Mehrheit der Befragten lehnt eine Konzentration auf ein bestimmtes<br />

Segment ab. Eine Verengung wird weder strategisch noch wahltaktisch als<br />

sinnvoll angesehen. »Es wäre falsch, sich zu konzentrieren.« Die Linke müsse<br />

natürlich für die Ausgegrenzten ein besonderes Profil entwickeln, aber »das das<br />

alles nicht reicht, sondern dass wir wirklich auch in eine Mittelschicht 36 rein müs-<br />

35 Vgl. Harald Schoen, Jürgen W. Falter: Die Linkspartei und ihre Wähler. In: Aus Politik und Zeitgeschichte, B 51-<br />

52, 2005, S. 36 ff.; Oskar Niedermayer: Die Wählerschaft der Linkspartei.PDS 2005: sozialstruktureller Wandel<br />

bei gleich bleibender politischer Positionierung. In: Zeitschrift für Parlamentsfragen, Heft 3/2006, S. 524 ff. sowie<br />

für die inzwischen vorliegenden Analysen zur Bürgerschaftswahl in Bremen siehe Axel Troost: Landtagswahlen<br />

in Bremen – Riesengroßer Erfolg für DIE LINKE (Ms.), 2007; Bernd Hüttner, Norbert Schepers: Die<br />

Bürgerschaftswahl in Bremen 2007. DIE LINKE in Westen angekommen? rls standpunkte 11/2007 sowie den<br />

Beitrag von Christoph Spehr in diesem Band.<br />

36 Hingewiesen sei die Veränderung der Situation der Mitte: »Jedoch ist gerade die soziale Mitte hierzulande durch<br />

den Abbau der Wohlfahrtsstaatlichkeit und den intensivierten ökonomischen Wettbewerb in Bedrängnis geraten.<br />

Die soziale Zukunft der Mitte wird über die künftige Gestalt politischer Konfliktlinien entscheiden.« Frank Nullmeier:<br />

Links – Rechts. In: Stephan Lessenich, Frank Nullmeier (Hrsg.): Deutschland eine gespaltene Gesellschaft.<br />

Frankfurt/New York 2006, S. 333.<br />

79

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!