Michael Brie, Cornelia Hildebrandt, Meinhard Meuche-Mäker - eDoc
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Hier gehen die Meinungen auseinander. Es heißt einerseits »der Mainstream,<br />
der muss die Fraktion sein« (F1) und andererseits wird betont: »Sie darf allerdings<br />
nicht den Anspruch erheben, die Partei führen zu wollen.« (E18) Problematisch<br />
sei, dass das politische Botschaftenmanagement fast nur noch über die Fraktion<br />
laufe. Es sei bedauerlicherweise weniger in die Öffentlichkeit als vielmehr parteiintern<br />
orientiert und könne für weiteren Konfliktstoff sorgen. Dies gelte auch für<br />
politische Grundsatzentscheidungen, die in der Fraktion gefällt würden, obwohl<br />
die inhaltliche Richtlinienkompetenz eigentlich beim Parteivorstand liegen müsse.<br />
Auch diese Frage wäre in der neuen gemeinsamen Linkspartei zu klären, damit sie<br />
sich nicht zum Konflikt auswächst.<br />
»Also wieder die Gewerkschaften...« (F8) – Zielgruppen, Umfeld und Kooperationspräferenzen<br />
der Linkspartei<br />
Breiten Raum nimmt in den Interviews die Frage ein, welche Zielgruppen für das<br />
neue Linksprojekt relevant sind. Nicht nur als potentielles Mitgliederreservoir sondern<br />
auch als Wählerpotential, als Umfeld und für strategische Kooperationen. Eine<br />
Möglichkeit, zu einer Antwort zu gelangen, ist die Analyse bisheriger Wahlergebnisse,<br />
insbesondere der Bundestagswahl 2005. Dann würde festgestellt werden, dass<br />
es »ein gespaltenes Elektorat« 35 gibt. Einerseits »diejenigen, die sich von den Einschränkungen<br />
wohlfahrtsstaatlichen Leistungen bedroht fühlen oder schon diesen<br />
Einschränkungen ausgesetzt sind. Das ist sozusagen der eher untere Teil der Gesellschaft.<br />
... Und dann die zweite Komponente ist natürlich sozusagen der Traditionsbestand<br />
der alten PDS.« (G4) Eine Einschätzung, die im Groben richtig ist, allerdings<br />
anhand der Bremer und anderer Landtagswahlergebnisse präzisiert werden müsste.<br />
Die reale Differenzierung der Wählerschaft spiegelt sich in den Antworten.<br />
Eine relevante Mehrheit der Befragten lehnt eine Konzentration auf ein bestimmtes<br />
Segment ab. Eine Verengung wird weder strategisch noch wahltaktisch als<br />
sinnvoll angesehen. »Es wäre falsch, sich zu konzentrieren.« Die Linke müsse<br />
natürlich für die Ausgegrenzten ein besonderes Profil entwickeln, aber »das das<br />
alles nicht reicht, sondern dass wir wirklich auch in eine Mittelschicht 36 rein müs-<br />
35 Vgl. Harald Schoen, Jürgen W. Falter: Die Linkspartei und ihre Wähler. In: Aus Politik und Zeitgeschichte, B 51-<br />
52, 2005, S. 36 ff.; Oskar Niedermayer: Die Wählerschaft der Linkspartei.PDS 2005: sozialstruktureller Wandel<br />
bei gleich bleibender politischer Positionierung. In: Zeitschrift für Parlamentsfragen, Heft 3/2006, S. 524 ff. sowie<br />
für die inzwischen vorliegenden Analysen zur Bürgerschaftswahl in Bremen siehe Axel Troost: Landtagswahlen<br />
in Bremen – Riesengroßer Erfolg für DIE LINKE (Ms.), 2007; Bernd Hüttner, Norbert Schepers: Die<br />
Bürgerschaftswahl in Bremen 2007. DIE LINKE in Westen angekommen? rls standpunkte 11/2007 sowie den<br />
Beitrag von Christoph Spehr in diesem Band.<br />
36 Hingewiesen sei die Veränderung der Situation der Mitte: »Jedoch ist gerade die soziale Mitte hierzulande durch<br />
den Abbau der Wohlfahrtsstaatlichkeit und den intensivierten ökonomischen Wettbewerb in Bedrängnis geraten.<br />
Die soziale Zukunft der Mitte wird über die künftige Gestalt politischer Konfliktlinien entscheiden.« Frank Nullmeier:<br />
Links – Rechts. In: Stephan Lessenich, Frank Nullmeier (Hrsg.): Deutschland eine gespaltene Gesellschaft.<br />
Frankfurt/New York 2006, S. 333.<br />
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