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Michael Brie, Cornelia Hildebrandt, Meinhard Meuche-Mäker - eDoc

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schaffe Wohlstand und Wachstum, Privatisierung sei effizient, Deutschland habe<br />

zu hohe Löhne und Steuern) zu »Lebenslügen« nicht nur der konservativen Volkspartei<br />

CDU (so Jürgen Rüttgers im August 2006), sondern auch des gesamten Parteienkartells<br />

von CSU bis zu den Grünen geworden ist, von den Medien und der<br />

Mehrheit der »Think tanks« ganz zu schweigen. Wie zu zeigen sein wird, werden<br />

diese Thesen aber weder durch die Entwicklung der letzten fünfzehn Jahre noch<br />

durch wissenschaftliche Zukunftsszenarien bestätigt.<br />

Aus der Analyse der letzten Jahrzehnte wie aber auch der Zukunftsszenarios<br />

lassen sich Elemente eines Richtungswechsels begründen, der auch deshalb so<br />

entscheidend ist, weil sonst die Gefahren von Kriegen, Terror, Umweltkatastrophen,<br />

sozialer Desintegration und Zerfall der demokratischen Ordnungen sehr<br />

schnell zunehmen können. Wie ein Menetekel deuten viele Zeichen auf Entwicklungen,<br />

die jenen des ausgehenden 19. Jahrhunderts vergleichbar sind und die damals<br />

in ein Jahrhundert der Extreme (Eric Hobsbawm) mündeten. 99 Nur sind die<br />

Gewalten des 21. Jahrhunderts, die es zu bändigen gilt, ungleich größer.<br />

Alternative Wege der letzten fünfzehn Jahre<br />

Die Annahme, dass es unterschiedliche Entwicklungspfade geben könne, schien<br />

spätestens durch den Zusammenbruch des Staatssozialismus ad acta gelegt. Modernisierung<br />

wurde wirksam mit Privatisierung, Abbau sozialstaatlicher Regulierung<br />

und Steuersenkungen für die Oberschichten verbunden. Zur simplen Annahme<br />

wurde, dass Wachstum nur auf diesem einen Wege erzeugt werden könne:<br />

Es seien allein Märkte, die in der Lage sind, Güter effizient zu verteilen. Sozialstaat<br />

fördere parasitäres Suchen nach Gütern, die durch andere teuer bereitgestellt<br />

werden. Umso mehr Vermögen in den Händen weniger konzentriert werde, die<br />

dies im Unterschied zu den unteren Schichten nicht für wachsenden Konsum ausgeben,<br />

umso mehr werde investiert. Dies schaffe dann Arbeitsplätze und daraus<br />

entstehe Wohlstand für jeden. Man könnte es auf den Nenner bringen: Mehr Kapitalismus<br />

tut gut!<br />

Ein Rückblick auf die letzten fünfzehn Jahre zeigt, dass diese Annahmen falsch<br />

waren. Unter den entwickelten Ländern waren zwei Gruppen bezogen auf das<br />

Wachstum des Bruttosozialprodukts besonders erfolgreich – die angelsächsischen<br />

Staaten (USA und Großbritannien) einerseits und die skandinavischen Länder andererseits.<br />

Wie <strong>Cornelia</strong> Heintze in einer Vergleichsstudie feststellt: »Es gibt in<br />

Gestalt der skandinavischen Länder eine erfolgreiche Entwicklungsalternative<br />

zum neoliberal-angelsächsischen Weg, dem Deutschland nacheifert… Wo andere<br />

Länder der Herausforderung der neoliberal geprägten Globalisierung dadurch zu<br />

entsprechen versuchen, dass sie sich in einen Abwärtswettbewerb mit anderen<br />

99 Vgl. dazu im Detail: <strong>Michael</strong> <strong>Brie</strong>: Auswege aus selbstverschuldeter Barbarei. In: <strong>Michael</strong> <strong>Brie</strong> (Hrsg.): Schöne<br />

neue Demokratie. Berlin 2007 (im Erscheinen).<br />

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