06.08.2013 Aufrufe

Michael Brie, Cornelia Hildebrandt, Meinhard Meuche-Mäker - eDoc

Michael Brie, Cornelia Hildebrandt, Meinhard Meuche-Mäker - eDoc

Michael Brie, Cornelia Hildebrandt, Meinhard Meuche-Mäker - eDoc

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Schlussfolgerungen<br />

Die höchste Übereinstimmung in dieser Akteursbefragung ist die, dass es zur gemeinsamen<br />

Bundestagskandidatur von Linkspartei.PDS und WASG keine Alternative<br />

gegeben hätte. Das von vielen als historisch verstandene Ziel, eine neue gesamtdeutsche<br />

Linkspartei zu begründen – und der auf diesem Wege notwendige<br />

Einzug in den Bundestag –, disziplinierten die Akteure in besonderer Weise. Seitdem<br />

sind zwei Jahre vergangen, in denen die befragten Personen auf gemeinsame<br />

Diskussionen und Praxis zurückblicken, mit dem Einzug in die Bremische Bürgerschaft<br />

aber auch einen ernstzunehmenden Erfolg in der politischen Arena vorweisen<br />

können. Damit ist eine Entwicklung realisiert worden, die zahlreiche, kritische<br />

wie wohlmeinende, Beobachter nicht für möglich gehalten hatten.<br />

Fast alle externen Beobachter – und eine ganze Reihe von Akteuren – gehen<br />

dennoch davon aus, dass es nach der formellen Vereinigung der beiden Parteien<br />

zu intensiven Auseinandersetzungen in der Linkspartei kommen wird. Unvermeidlicher<br />

Weise werden dabei die programmatischen und strategischen Fragen<br />

im Mittelpunkt stehen, die bislang zugunsten der angestrebten Parteienfusion ausgespart<br />

wurden.<br />

Die vorliegende Studie hat zahlreiche Konflikte benannt, die es zu klären gilt.<br />

Aufgrund seiner symbolischen Bedeutung nimmt der Konflikt um Regierungsbeteiligungen<br />

dabei eine zentrale Rolle ein. Aber auch der Charakter der Linkspartei<br />

selbst wird zu klären sein. Bei den Akteuren des neuen Parteiprojekts überwiegt<br />

die Hoffnung, die internen Konflikte beherrschen zu können. Die hierfür<br />

erforderliche Kultur der Toleranz einer pluralistischen Partei ist ihres Erachtens<br />

bislang nicht ausreichend entwickelt.<br />

An den Kontroversen werden sich unterschiedliche Akteursgruppen beteiligen,<br />

deren Zusammensetzung und Positionierung nicht an den Parteigrenzen der beiden<br />

Quellorganisationen festzumachen sein wird. Intensität und Dauer lassen sich<br />

aus den Interviews nur bedingt ermessen. Sicher ist, dass die nächste Bundestagswahl<br />

die zeitliche Dimension bestimmt. Entscheidend wird sein, ob es bis Ende<br />

2008 möglich sein wird, kontroverse Programmdebatten so zu gestalten, dass deren<br />

Ergebnisse produktiv zur Entwicklung linker Strategien auf Bundes- und Länderebene<br />

beitragen. Zu vermuten ist, dass sich die Auseinandersetzungen auch auf<br />

die Wahlprogrammatik und die innerparteiliche Auswahl der Kandidatinnen und<br />

Kandidaten erstrecken wird.<br />

Inhaltliche Debatten schaden der neuen Partei allerdings nicht. Ganz im Gegenteil<br />

– sie fehlen ihr bislang. Die Partei ist in ihrer Zusammensetzung Produkt<br />

einer entwickelten und ausdifferenzierten Gesellschaft, die von unterschiedlichen<br />

Lebens- und Produktionsformen, kulturellen Bedürfnissen und Konflikten geprägt<br />

ist. Unterschiede – auch der Linken – haben sich nicht zufällig herausgebildet,<br />

sondern sind Ergebnis historischer Entwicklungen. Sie bringen die differenzierten<br />

86

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!