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Michael Brie, Cornelia Hildebrandt, Meinhard Meuche-Mäker - eDoc

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Natürlich gibt es auch im Konzept der »grünen Marktwirtschaft« Anknüpfungspunkte<br />

für linke Politik. Aber sie bleiben randständig. Kurz nach dem Konzept<br />

der Parteiführung erschien ein Gegenkonzept »Grüne Wirtschaftspolitik:<br />

Mehr als nur Markt« von Winfried Hermann, Bärbel Höhn, Thilo Hoppe, Jens<br />

Kendzia, Markus Kurth, Jürgen Trittin und Barbara Unmüßig. 88 Vergleicht man<br />

die beiden Konzepte, so werden die Differenzen innerhalb der Partei deutlich. Wo<br />

die »grüne Marktwirtschaft« das Thema globaler Gerechtigkeit vor allem als »fairen<br />

Zugang zum Welthandel« thematisiert, schreibt Jürgen Trittin in einer Kurzfassung<br />

für die FAZ: »’Ökologische Gerechtigkeit’ in globaler Perspektive heißt<br />

vor allem, dass die Wachstumschancen und die Lasten der Umstellung unserer<br />

Wirtschaftsweise gerecht verteilt werden.« 89<br />

Für die Autoren der »grünen Marktwirtschaft« stellt sich die globale Welt vor<br />

allem so da: »Im digitalen Zeitalter sind die Menschen permanent vernetzt, nehmen<br />

dadurch Wissen schneller auf und sind somit schneller im Austausch miteinander.«<br />

90 Jürgen Trittin formuliert dagegen: »Für Kapital, Güter und wohlhabende<br />

Menschen sind heute die Grenzen verschwunden. Für Arme werden sie immer<br />

schärfer bewacht um den Preis ihres Todes durch Ertrinken in den Meeren oder<br />

Ersticken in Containern.« 91<br />

All dies ist nicht nur eine Frage der Sprache, sondern auch der politischen<br />

Richtung. Wo die einen von »der« Marktwirtschaft sprechen, sieht der andere<br />

(auch) Kapitaleigentümer, multinationale Großunternehmen am Wirken und verweist<br />

auf Interessen der Konsumenten und Kleinanleger. Wo die einen nur von<br />

Rahmenbedingungen des Marktes reden und die »altlinke Überschätzung staatlicher<br />

Planungs- und Steuerungsfähigkeit« 92 kritisieren, fordert der andere eine<br />

»sichtbare Hand«, die »verbindliche Reduktionsziele, Verbrauchsobergrenzen, …<br />

Umstellungsziele, politisch koordinierte Planungssicherheit …« 93 setzt. Zudem insistiert<br />

Jürgen Trittin auf der Verbindung von ökologischem Umbau »mit der eher<br />

klassischen Perspektive der Verteilungsgerechtigkeit im nationalen Maßstab« 94.<br />

Noch deutlichere Kritik an dem Konzept der Fraktionsführung um Fritz Kuhn<br />

übten die Autoren des Papiers »Solidarisch Wirtschaften. Grüne Wirtschaftsdemokratie<br />

statt Grüner Marktwirtschaft«. Dem »grünen Kapitalismus« stellen<br />

sie eine »ökologisch-soziale Wirtschaftsdemokratie« gegenüber, in der Politik<br />

grundsätzlich vor Wirtschaft kommt und deren äußere Rahmenbedingungen und<br />

interne Regeln demokratisch, öffentlich-transparent und verbindlich setzt. Wirt-<br />

88 Grüne Wirtschaftspolitik: Mehr als nur Markt. Winfried Hermann, Bärbel Höhn, Thilo Hoppe, Jens Kendzia,<br />

Markus Kurth, Jürgen Trittin, Barbara Unmüßig (http://www.baerbel-hoehn.de/cms/default/dokbin/178/178852.<br />

langfassung_wirtschaftspapier.pdf).<br />

89 Jürgen Trittin: Die sichtbare Hand. In: FAZ, 2. Juli 2007, S. 7.<br />

90 Grüne Marktwirtschaft, a. a. O., S. 7.<br />

91 Jürgen Trittin, a. a. O.<br />

92 Grüne Marktwirtschaft, a. a. O., S. 5.<br />

93 Jürgen Trittin, a. a. O.<br />

94 Ebenda.<br />

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