Michael Brie, Cornelia Hildebrandt, Meinhard Meuche-Mäker - eDoc
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Einige wenige Akteure benutzen den Begriff des Widerspruchs zwischen Kapital<br />
und Arbeit. Für einzelne scheint er der alleinige Konflikt zu sein, für andere<br />
allerdings ist er eingeordnet in die kapitalistischen Widerspruchverhältnisse. Es<br />
bestünden »drei zentrale Unterdrückungsverhältnisse in jeder Gesellschaft und<br />
entlang dieser drei zentralen Unterdrückungsverhältnisse sollte sich auch die strategische<br />
Herausbildung und Programmatik dieser neuen Partei formieren. Das ist<br />
zum einen der Widerspruch zwischen Kapital und Arbeit, das sind die Unterdrückungsverhältnisse<br />
von Rassismus und Antisemitismus und das ist das Dominanzverhältnis<br />
zwischen Männern und Frauen.« (E10)<br />
Auffällig ist, dass das Geschlechterverhältnis nur in den Antworten im letztgenannten<br />
Kontext eine Rolle einnimmt. Ganz im Gegensatz zu den externen Vorstellungen,<br />
bei denen Konflikte, die durch die Geschlechterverhältnisse geprägt<br />
werden, wesentlich größere Bedeutung haben. Von hier aus wird auch eindringlich<br />
vorgeschlagen, »die Pluralität der Konfliktlinien, die nicht beliebig ist, aber die es<br />
in der Gesellschaft gibt, anzuerkennen« und zu akzeptieren, »dass sie auch in der<br />
Pluralität bearbeitet werden müssen und dass sie nicht rückführbar sind auf den<br />
Konflikt Kapital-Arbeit.« (G1) Es wird geraten, die vorhandene »Vielfalt als Produktivkraft<br />
zu verstehen.« (G2)<br />
»Alle anderen Parteien sind neoliberal. Das ist das Prinzip des gallischen Dorfes.«<br />
(E18) – Zur Rolle und Funktion der Linkspartei in Parteiensystem und Gesellschaft<br />
Befragt nach der Rolle, die die Linkspartei im parlamentarischen System der Bundesrepublik<br />
einnehmen solle, konzentrierten sich die externen Beobachter darauf,<br />
dass Parteien nicht zum Selbstzweck existieren, sondern die Funktion haben, Interessen<br />
entlang gesellschaftlicher Konfliktlinien aufzugreifen und zu artikulieren,<br />
sie in die Aushandlungsprozesse einzubringen und natürlich auch möglichst weitgehend<br />
durchzusetzen. Die Linkspartei »sollte ein Seismograph von grundsätzlichen<br />
Konfliktlinien sein, von drohenden Gefahren, von Zukunftsperspektiven und<br />
zugleich ein Vertreter von Tagesinteressen derer, die … von dieser ganzen neoliberalen<br />
politischen Entwicklung bedroht sind und benachteiligt sind.« (G2)<br />
Wie sehen nun die Akteure selbst die zukünftige Funktion der Linkspartei?<br />
Zunächst wird gefordert, sie solle Probleme klar analysieren und konkrete Alternativen<br />
entwickeln. Sie müsse als Konzeptpartei in der Lage sein, »die Probleme<br />
tatsächlich auch zu benennen, ohne ins Populistische abzudriften« und dabei »jeden<br />
Versuch ablegen, anderen sagen zu wollen, was für sie das Richtige ist.« (E7)<br />
Besonders aus Sicht von PDS-Akteuren ist klar, »dass wir dauerhaft politisch nur<br />
erfolgreich sein können, wenn wir eigene, umsetzbar an der aktuellen Situation<br />
anknüpfende Konzepte auf den Tisch legen, die sich im Anspruch mit dem messen<br />
lassen können, was die etablierte politische Konkurrenz vorzulegen hat, und<br />
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