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Michael Brie, Cornelia Hildebrandt, Meinhard Meuche-Mäker - eDoc

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Im Resultat eines (knappen) Wahlsiegs wurde eine detaillierte Koalitionsvereinbarung<br />

zwischen der Arbeiterpartei, der Zentrumspartei und der Sozialistischen<br />

Linkspartei geschlossen, die die Privatisierung stoppten und zum Rückzug der<br />

Truppen aus dem Irak zur Beendigung des Engagements im Rahmen der US-Mission<br />

Enduring Freedom führten. Auch in vielen anderen Fragen war es ein Regierungsprogramm,<br />

das die neoliberale Politik stoppte und teilweise auch revidierte 52 .<br />

Noch ist offen, ob daraus eine langfristige Linkswende wird.<br />

Wie Dag Seierstad feststellt: Die beiden Hauptfaktoren des Wahlerfolgs von<br />

2005 könnten auch in anderen Ländern von Bedeutung sein: »eine Gewerkschaftsbewegung,<br />

die die Politikmaßnahmen der sozialdemokratischen Partei von<br />

links her angreift – und die Existenz einer hinreichend großen Linkspartei links<br />

von den Sozialdemokraten, die sich weitgehend mit diesen Forderungen der Gewerkschaften<br />

identifiziert«. Hinzu kam ein stabiler Konsens mit globalisierungskritischen<br />

und Umweltbewegungen.<br />

Jenseits der Beliebigkeit von Ampel- und Jamaika-Koalitionen<br />

In seinem Interview für das Parlament behauptet Karl-Rudolf Korte: »Die Grünen<br />

haben insofern für jeden etwas im Gepäck, weil sie in der Wahrnehmung kulturell<br />

links stehen, aber soziologisch, von den Wählern her, rechts.« 53 Dies würde nur<br />

dann stimmen, wenn sich die oberen gesellschaftlichen Gruppen zwangsläufig<br />

marktliberal orientieren würden. Wie im Abschnitt I gezeigt wurde, ist dies falsch.<br />

Es gibt kein einheitliches Milieu »einer normativ geleiteten neuen Mitte«, wie Peter<br />

Grafe es sieht. 54<br />

Unterscheidet man die oberen Gruppen nach sozial-libertär eingestellten (in<br />

den Studien der Friedrich-Ebert-Stiftung: »kritische Bildungseliten« und »etabliertes<br />

Bürgertum«) bzw. marktliberal und gemäßigt autoritären Milieus (»Leistungsindividualisten«<br />

und »etablierte Leistungsträger«, dann zeigt sich ganz klar,<br />

dass Grüne und Linkspartei in den oberen sozialen Gruppen eine eher sozial orientierte<br />

und CDU/CSU und FDP eine eher marktorientierte Wählerschaft haben,<br />

während die der SPD in beiden Gruppen fast gleich vertreten ist (Grafik 4).<br />

Während bei der FDP nur zwanzig Prozent der Wählerinnen und Wähler, die sie<br />

in den oberen gesellschaftlichen Gruppen haben, den kritischen Bildungseliten<br />

und dem etablierten Bürgertum mit ihren sozial-libertären Auffassungen angehören,<br />

ist es bei der CDU/CSU ein Drittel. Bei der SPD herrscht ein ausgeglichenes<br />

Verhältnis vor – es sind gerade Teile ihrer aufgestiegenen bessergestellten<br />

Wähler, die sie in Richtung marktliberaler Reformen drängen. Bei der Linkspar-<br />

52 Vgl. zu den Details: Dag Seierstad: Die jüngsten Entwicklungen der norwegischen Linken: Herausforderungen<br />

und Perspektiven. In: <strong>Cornelia</strong> <strong>Hildebrandt</strong>, <strong>Michael</strong> <strong>Brie</strong>: Die Linke in Regierungsverantwortung. rls papers<br />

2006, S. 37-41.<br />

53 http://www.bundestag.de/dasparlament/2007/29-30/MenschenMeinungen/16444748.html.<br />

54 Peter Grafe: gute Zukunftschancen für die Grünen. In: Neue Gesellschaft/Frankfurter Hefte, Heft 5/2006, S. 15.<br />

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